Studie: Auch unter Hunden gibt es Pessimisten

by Verena Hauck
Ein Hund liegt auf einer Wiese, seine traurige Miene und eine Regenwolke über sienem Kopf symbolisieren, dass er pessimistisch ist.

Ist der Wassernapf halb voll oder halb leer? Wie eine australische Studie zeigt, gibt es auch unter unseren Fellnasen Optimisten und Pessimisten. Doch was bedeutet es tatsächlich, einen pessimistischen Hund zu haben?

Wenn man an Hunde im Allgemeinen denkt, hat man sofort ein gewisses Bild im Kopf: Hunde leben im Hier und Jetzt, sind stets sorglos und fröhlich, voller Liebe und Freude, und erwarten nur Gutes von der Welt. Doch natürlich ist nicht jeder Hund so! Das australische Forscherteam an der Fakultät für Veterinärwissenschaft der Universität Sydney hat sich deswegen einer ganz besonderen Fragestellung gewidmet. Gibt es unter Hunden eigentlich solche, die optimistisch, und solche, die pessimistisch eingestellt sind? Und wenn ja, wie kann man das objektiv überprüfen, wenn man die Hunde selbst nicht fragen kann? Also mussten sie sich ein besonders schlaues Experiment ausdenken.

Der Ton macht die Musik

In der ersten Phase des Experiments spielten Dr. Melissa Starling und ihr Team Versuchstieren zwei verschieden hohe Töne vor. Nach dem Erklingen eines Tones gaben sie den Hunden stets normales Wasser, nach dem zweiten Ton stets Milch als besonderen Leckerbissen.  Dies wiederholten sie so lange, bis die Hunde verstanden hatten, dass auf einen bestimmten Ton ein freudiges Erlebnis auf sie wartete und auf einen anderen Ton nichts Besonderes.

In der zweiten Phase des Experiments änderten sie die Tonhöhe so ab, dass die Töne nicht mehr so gut voneinander unterscheidbar waren. Nun lag es also an den Tieren, auf diese neuen, zweideutigen Reize zu entscheiden: Erwarte ich, dass etwas Gutes (leckere Milch) passiert? Oder rechne ich mit langweiligem Wasser?

Optimisten und Pessimisten auf vier Pfoten

Tatsächlich zeigten sich signifikante Unterschiede in der Reaktion der Hunde auf die zweideutigen Töne. Optimistische Hunde reagierten häufiger mit Freude, in Erwartung köstlicher Milch. Sehr optimistische Hunde reagierten sogar auf eindeutige Wasser-Töne in freudiger Erwartung von Milch. Pessimistische Tiere jedoch gingen eher davon aus, dass sie öfter Wasser bekommen würden, und reagierten weiniger oft auf das Abspielen der Töne.

Doch was bedeutet das für das Zusammenleben mit Hund? Laut dem Forscherteam gibt die Einstellung der Hunde viel über deren Persönlichkeit und Verhalten preis. Denn optimistische Hunde rechnen stets damit, dass ihnen Gutes widerfahren wird. Das bedeutet auch, dass sie eher dazu bereit sind, ein Risiko einzugehen, weil sie sich eine größere Belohnung versprechen. Zudem lassen sie sich von Rückschlägen nicht so leicht verunsichern und lassen sich leichter dazu motivieren, etwas Schwieriges mehrmals zu probieren.

Pessimistische Hunde jedoch erwarten selten ein gutes Ergebnis – daher vermeiden sie risikobehaftetes Verhalten lieber. Solche Hunde sind tendenziell vorsichtiger und verlieren nach Misserfolgen leichter den Mut, es noch einmal zu versuchen. Selbst kleine Rückschläge können Stress in ihnen auslösen. Diese Hunde brauchen daher mehr Routine, Sicherheit und Geduld beim Training.

Selektion bei Arbeitshunden

„Die meisten Hunde, die wir untersucht haben, waren optimistisch eingestellt“, so Studienleiterin Dr. Starling. „Die Erkenntnisse aus der Studie könnten uns dabei helfen, Arbeitshunde für besondere Rollen besser auszuwählen. […] Pessimistische Hunde eignen sich besser als Assistenzhunde, weil die Risiken vermeiden und sich und ihre Bezugsperson lieber in Sicherheit wissen.  Für die harten und oftmals gefährlichen Aufgaben von Diensthunden braucht es optimistischer Hunde, die auch mit Misserfolgen gut umgehen können und sich zutrauen, etwas mehrmals zu probieren.“ Die Erkenntnisse helfen uns jedoch ebenso dabei, unsere vierbeinigen Familienmitglieder besser zu verstehen und besser auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen zu können. Und mit viel Geduld und Übungen im Selbstbewusstsein könnte selbst für einen pessimistischen Hund der Napf bald halbvoll aussehen!

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