Dogo Argentino (Hunderasse): die Argentinische Dogge

by Michael Wurz
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 6 Minuten Lesedauer
FCI Argentinische Dogge FCI Gruppe 2: Schnauzer, Pinscher, Molosser und Schweizer Sennenhunde. Sektion 2.1: Molosser, doggenartige Hunde, Ohne Arbeitsprüfung FCI-Standard Nr.: 292 Widerristhöhe: 62-65 cm Verwendung: Jagdhund für Großwild

Das schneeweiße Kraftpaket

Der Dogo Argentino, auch bekannt als Argentinische Dogge, ist eine beeindruckende und vielseitige Hunderasse, die ursprünglich für die Jagd auf Großwild gezüchtet wurde. Diese kraftvolle Rasse ist bekannt für ihre Loyalität, ihren Mut und ihre Freundlichkeit gegenüber Menschen. In diesem Artikel bieten wir einen umfassenden Überblick über den Dogo Argentino, von seiner Geschichte und Herkunft bis hin zu seiner Pflege und Gesundheit.

Ein Dogo Argentino sitzt auf einem Felsen am Meer.
Wie der Name bereits verrät, stammt der Dogo Argentino aus Argentinien. / Foto: Annelies2.

Geschichte & Ursprung

Der Dogo Argentino ist eine beeindruckende Hunderasse aus Südamerika, die für ihre Kraft, Ausdauer und Vielseitigkeit bekannt ist. Ihre Geschichte beginnt in den 1920er-Jahren in Argentinien, genauer gesagt in der Provinz Córdoba. Der Schöpfer der Rasse, Dr. Antonio Nores Martínez, hatte das Ziel, einen mutigen, robusten und ausdauernden Jagdhund zu züchten, der sowohl in der Gruppe als auch alleine arbeiten kann – und zugleich als zuverlässiger Familienhund geeignet ist. Dr. Nores Martínez begann 1928 mit systematischen Kreuzungen, um diesen vielseitigen Jagdhund zu entwickeln. Als Grundlage verwendete er eine lokale Hunderasse mit der Bezeichnung viejo perro de pelea cordobés (zu Dt. „alter Kampfhund von Córdoba), eine Mischung aus Mastiffs, Bulldoggen und Bullterriern, die in Argentinien für Hundekämpfe eingesetzt wurden. Durch die Kreuzung mit verschiedenen leistungsstarken Gebrauchshunderassen wie der Deutschen Dogge (für Größe und Eleganz), dem Pyrenäen-Mastiff (für Kraft und Robustheit), dem Bullterrier (für Mut), dem English Pointer (für Jagdinstinkt und Nase) und dem Irish Wolfhound (für Größe und Ausdauer) wollte er seine neue Hunderasse vielseitiger machen. Für die Zucht zog Dr. Nores Martínez weiße Hunde mit kräftigem Kopf und langem Fang vor. Diese auffällige Fellfarbe wurde bewusst gewählt, um ihn bei der Jagd im dichten Gelände besser von der Beute unterscheiden zu können.

Ergebnis selektiver Zucht: der Dogo Argentino

Das Ergebnis war der Dogo Argentino – ein großer, muskulöser, reinweißer Hund mit enormer Jagdpassion, besonders für Großwild wie Wildschweine und Pumas. Nach vielen Generationen intensiver Auslese stellte er 1947 den Standard im Jägerklub von Buenos Aires vor. Die Rasse wurde 1964 von der Argentinischen Kynologischen Vereinigung (FCA) und 1973 von der FCI anerkannt. Heute wird er nicht nur in Argentinien, sondern weltweit geschätzt – als Jagdhund, Rettungshund, Sporthund und treuer Begleiter. Seine Herkunft prägt ihn bis heute: Der Dogo Argentino ist ein Symbol für Kraft, Mut und Loyalität – und ein Stück argentinischer Kultur in Hundegestalt.

Ein Dogo Argentino steht im Schnee.
In ihrer Heimat Argentinien stechen die reinweißen Dogo Argentinos optisch deutlich aus der Landschaft hervor - im Schnee sind sie jedoch gut getarnt. / Foto: Hanna Dymytrova-Kaihila.

Wesen & Charakter

Der Dogo Argentino ist ein imposanter, muskulöser Hund mit einem ebenso beeindruckenden Charakter. Neben seiner kraftvollen Erscheinung ist er bekannt für seine Loyalität und Ausgeglichenheit. Er gilt als anhänglich, sensibel und beschützend – Eigenschaften, die ihn zu einem hervorragenden Familienhund machen können, wenn er von Beginn an konsequent und verantwortungsvoll erzogen wird. Denn trotz seiner Stärke und seines imposanten Aussehens ist er sanftmütig und geduldig, besonders mit Kindern. Der Dogo Argentino bringt eine starke Treue gegenüber und Bindung zu seiner Familie mit – das bedeutet auch, dass er für diese ebenso starke Schutzinstinkte entwickelt. Hund und Halter müssen deshalb schon früh mit einer sorgfältigen Sozialisation beginnen.

Erziehung des Dogo Argentino

Typisch für den Charakter des Dogo Argentinos ist also seine starke Persönlichkeit. Er ist selbstbewusst, intelligent und besitzt einen ausgeprägten Wach- und Schutzinstinkt. Fremden gegenüber zeigt er sich meist zurückhaltend, ohne dabei unnötig aggressiv zu sein. 

In der Erziehung erfordert der Dogo Argentino Erfahrung, Geduld und Konsequenz. Er reagiert sehr sensibel auf die Stimmung seines Menschen, weshalb Härte oder laute Strenge absolut kontraproduktiv sind und ihn eher verunsichern. Stattdessen ist eine klare, souveräne Führung mit positiver Verstärkung der Schlüssel zum Erfolg. Frühzeitige Sozialisierung ist unverzichtbar, damit er souverän auf andere Hunde, Menschen und verschiedene Umweltreize reagieren kann.

Training & Auslastung

Diese Rasse ist darauf trainiert, bei der Jagd auf Großwild leise zu bleiben und einen ausgezeichneten Geruchssinn zu besitzen. Er ist wendig, kräftig und rustikal, was ihn ideal für anspruchsvolle Aufgaben macht. Beim Training profitiert der Dogo Argentino von Abwechslung und klaren Strukturen. Er lernt schnell, hat aber eine eigenständige Ader – daher ist es wichtig, Kommandos konsequent zu festigen. Er eignet sich für Hundesportarten wie Mantrailing, Obedience oder Nasenarbeit. Sein starker Jagdtrieb erfordert kontrollierten Freilauf – am besten in gesichertem Gelände.

Wer die körperlichen und geistigen Bedürfnisse des Dogo Argentinos erfüllt, bekommt einen treuen, wachsamen und vielseitigen Partner, der mit seiner Familie durch dick und dünn geht – aber nur in verantwortungsbewussten Händen seine besten Seiten zeigt.

Ein Dogo Argentino in der Steppe.
Schon als Junghunde sind Dogo Argentinos recht kräftig. / Foto: Bill_Anastasiou.

Gesetzeslage

Das Kupieren von Ohren und Schwanz zu kosmetischen Zwecken ist sowohl in Deutschland, Österreich und der Schweiz per Tierschutzgesetz untersagt: „Heute ist das Amputieren von Körperteilen nach § 6 Abs. 1 Satz 1 des Tierschutzgesetzes in Deutschland verboten“, heißt es von Seiten des Deutschen Tierschutzbundes. „Mit Inkrafttreten der Tierschutz-Hundeverordnung am 1. September 2001 ist es zudem verboten, Hunde, deren Ohren oder Rute zum Erreichen bestimmter Rassemerkmale vollständig oder teilweise amputiert wurden, auszustellen oder Ausstellungen mit solchen Tieren zu veranstalten.“ 

Zudem steht der Dogo Argentino in Deutschland und Österreich auf der Liste „potentiell gefährlicher Hunderassen“. In einigen Ländern und Regionen gibt es spezifische Gesetze und Vorschriften für den Besitz von Dogo Argentinos. Diese Gesetze können Registrierungen, besondere Erlaubnisse oder sogar Verbote umfassen. Es ist wichtig, sich vor der Anschaffung eines Dogo Argentinos über die lokalen Bestimmungen zu informieren.

Beispiele für Länder mit speziellen Regelungen

Zwei Dogo Argentino, einer mit intakten Ohren, einer mit kupierten Ohren.
Besonders in seinem Heimatland werden die Ohren des Dogo Argentino oftmals kupiert - hierzulande ist diese unnötige Prozedur jedoch strikt verboten! / Foto: Eudyptula.

Aussehen & Besonderheiten

Der Dogo Argentino ist ein athletischer Hund mit harmonischen Proportionen. Er wurde gezielt als leistungsstarker Jagd- und Gebrauchshund gezüchtet, weshalb sein Körperbau funktional, robust und zugleich elegant wirkt. Jeder Muskel ist klar definiert, ohne übertrieben zu erscheinen – er verkörpert Stärke, Ausdauer und Beweglichkeit in perfekter Balance. In seiner Bewegung zeigt der Dogo Argentino einen kraftvollen, raumgreifenden Schritt mit federnder Leichtigkeit. Er vereint die physische Präsenz eines Arbeitshundes mit der Eleganz eines Athleten – ein Erscheinungsbild, das seine beeindruckende Geschichte als Jagd- und Schutzhund perfekt widerspiegelt.

Wichtige Proportionen

  • Widerristhöhe: Rüden 60-68 cm, Hündinnen 60-65 cm
  • Gewicht: Rüden 40-45 kg, Hündinnen 40-43 kg
  • Brusttiefe: mindestens 50% der Widerristhöhe

Der Kopf ist mächtig, aber wohlproportioniert, mit einem breiten Schädel, starkem Kiefer und klar definierten Wangenmuskeln. Die Fangpartie ist leicht nach oben gerichtet, was ihm den typischen, entschlossenen Ausdruck verleiht. Die Augen sind mittelgroß, mandelförmig und variieren in Braun- bis Haselnusstönen. Die Ohren werden in Ländern ohne Kupierverbot naturbelassen und sind mittelgroß, hoch angesetzt und leicht nach vorne fallend.

Ein Dogo Argentino liegt mit dem Kopf auf den Pfoten.
Reinweißes Fell und einige schwarze Flecken sind die Markenzeichen des Dogo Argentino. / Foto: cynoclub.

Fell & Pflege

Der Dogo Argentino trägt ein kurzes, glattes und sehr dichtes Fell, das eng am Körper anliegt und seine muskulöse Statur optimal zur Geltung bringt. Die Haarstruktur ist fein, aber widerstandsfähig, und bietet einen gewissen Schutz vor Sonne und Witterung – angepasst an die klimatischen Bedingungen seiner Heimat Argentinien.

Die Fellfarbe des Dogo Argentinos ist reinweiß, was eines seiner markantesten Merkmale darstellt. Diese Farbwahl war ursprünglich funktional: Bei der Jagd auf Wildschweine und Pumas konnte man den Hund leicht von der Beute unterscheiden. Laut FCI-Standard ist ein einzelner, kleiner dunkler Fleck am Kopf erlaubt, solange er nicht mehr als 10 % der gesamten Kopfoberfläche einnimmt. Flecken an anderen Körperstellen sind nicht erwünscht und gelten als zuchtausschließend.

In der Fellpflege zeigt sich der Dogo Argentino ausgesprochen unkompliziert. Wöchentliches Bürsten mit einer weichen Bürste oder einem Pflegehandschuh reicht aus, um lose Haare zu entfernen und den natürlichen Glanz zu erhalten. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst kann das Bürsten auf zwei- bis dreimal pro Woche erhöht werden. Ein Bad ist nur selten notwendig und sollte ausschließlich mit einem milden Hundeshampoo erfolgen, um die natürliche Schutzschicht der Haut nicht zu beeinträchtigen.

Da der Dogo Argentino eine helle Haut hat, ist er empfindlich gegenüber starker Sonneneinstrahlung. Bei langen Aufenthalten im Freien, besonders im Sommer, empfiehlt sich der Aufenthalt im Schatten oder die Verwendung eines speziellen Sonnenschutzes für Hunde. Auch regelmäßige Ohren-, Augen- und Krallenpflege gehört zur Rundumpflege, um Entzündungen und Verletzungen vorzubeugen. 

Pflegehinweise:

  • Wöchentliches Bürsten
  • im Fellwechsel ggbfs. mehrmals pro Woche 
  • Schutz vor starker Sonne
  • Baden nur so oft wie nötig mit mildem Hundeshampoo
  • Regelmäßige Kontrolle der Ohren und Zähne
Eine argentinische Dogge oder Dogo Argentino-Welpe vor schwarzem Hintergrund.
Selbst die größte Argentinische Dogge beginnt mal als kleiner Welpe! / Foto: Kappri.

Gesundheit

Der Dogo Argentino ist eine insgesamt robuste und widerstandsfähige Hunderasse, die ursprünglich für harte Arbeit in anspruchsvollem Gelände gezüchtet wurde. Bei artgerechter Haltung, ausgewogener Ernährung und guter medizinischer Betreuung kann er 12 bis 14 Jahre alt werden. Diese Lebensspanne ist ungewöhnlich lang für einen großen Hund! Dennoch gibt es einige rassetypische Gesundheitsaspekte, die Halter kennen sollten, um möglichen Problemen vorzubeugen.

Rassetypische Erkrankungen

  • Hüftdysplasie (HD)
    Wie viele große Hunderassen kann auch der Dogo Argentino von HD betroffen sein. Diese Fehlbildung des Hüftgelenks kann zu Arthrose und Bewegungseinschränkungen führen. Seriöse Züchter lassen ihre Zuchttiere röntgen und nur HD-freie Hunde zur Zucht zu.
  • Ellbogendysplasie (ED)
    Eine weitere Gelenkerkrankung, die beim Dogo Argentino vorkommen kann. Auch hier helfen kontrollierte Bewegung im Wachstum und gezielte Zuchtauswahl, das Risiko zu senken.
  • angeborene Taubheit
    Aufgrund der genetischen Verknüpfung zwischen weißem Fell und Pigmentverteilung tritt bei einigen Dogo Argentinos ein- oder beidseitige Taubheit auf. Besonders wichtig ist der BAER-Test (Brainstem Auditory Evoked Response) bei Welpen, um Hörprobleme frühzeitig zu erkennen.
  • Herzerkrankungen
    Vereinzelt tritt bei der Rasse dilatative Kardiomyopathie (DCM) oder andere Herzprobleme auf. Regelmäßige tierärztliche Herzuntersuchungen, insbesondere im mittleren und höheren Alter, sind empfehlenswert.
  • empfindliche Haut
    Durch die helle Haut ist der Dogo Argentino anfälliger für Sonnenbrand und Hautreizungen, vor allem an Ohren, Nase und Bauch. Längerer, ungeschützter Aufenthalt in intensiver Sonne sollte vermieden werden.

Gesundheitsvorsorge für den Dogo Argentino

  • Kauf nur bei seriösen Züchtern mit Gesundheitsnachweisen (BAER-Test, HD/ED-Röntgen)
  • Ausgewogene Ernährung und Gewichtskontrolle zur Schonung der Gelenke
  • Regelmäßige tierärztliche Vorsorge inkl. Herz-Check
  • Gelenkschonende Bewegung besonders in der Wachstumsphase
  • Schutz vor extremer Sonneneinstrahlung
Eine Nahaufnahme des Gesichts eines Dogo Argentinos, der seine starke und muskulöse Statur mit weißem Fell zeigt.
Ein würdevoller Dogo Argentino, der seine kräftige Statur und ruhige Haltung zeigt. © Ivanko_Brnjakovic (Canva)

Schon gewusst, dass der Dogo Argentino …

… die einzige aus Argentinien stammende Hunderasse ist?

Grundsätzlich sind damals wie heutzutage viele Hunderassen in Argentinien vertreten. Dennoch ist der Dogo Argentino die einzige Hunderasse, von der eindeutig belegt ist, dass sie in Argentinien entwickelt wurde. Deswegen ist sie auch der offizielle Nationalhund dieses Landes! Von dort aus eroberte sie den Rest der Welt.

… kaum bellt?

Im Gegensatz zu manchen anderen Jagdhunden verbellt der Dogo seine Beute nicht, sondern arbeitet leise, bis er nah genug ist, um zuzupacken. Das bedeutet, dass er auch im Alltag nicht bellfreudig ist.

Ein Dogo Argentino läuft durch den Schnee.
Trotz ihres kräftigen Körperbaus bewegen sich Dogo Argentinos leichtfüßig. / Foto: Hanna Dymytrova-Kaihila.

Die Rasse im Überblick

Bewegung

Hundefreunde lesen die dieHundezeitung mit Tipps, Tests und Rasseporträts für glückliche Hunde und ihre Besitzer.

Anfängertauglich

Knochen_Bewertung 1

Familienfreundlich

Hundefreunde lesen die dieHundezeitung mit Tipps, Tests und Rasseporträts für glückliche Hunde und ihre Besitzer.

Fellpflege

Knochen_Bewertung 1

 

Du hast einen tollen Rassehund, der in unseren Rasseporträts nicht fehlen darf? Oder hast Anregungen und Wünsche zu den Porträts, die du mit uns teilen möchtest? Deine Meinung ist uns wichtig. So einfach geht’s: E-Mail an fotos@diehundezeitung.com

Das könnte dich auch interessieren