Lautlos glücklich: Ein Leben mit taubem Hund

by Kristina Feichtinger
Tauber Hund - die Hundezeitung - (c) Canva

Hunde können aus verschiedenen Gründen ihr Gehör teilweise oder gar ganz verlieren. Das ist jedoch keineswegs das Ende der Welt – denn taube Hunde sind weniger eingeschränkt als man denkt.

Typen von Taubheit bei Hunden

Schwerhörigkeit, einseitige oder gar beidseitige Taubheit können bei Hunden unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigsten Gründe für den Gehörverlust sind Verletzungen oder Krankheiten, ein verstopfter Gehörgang oder einfach das Nachlassender Wahrnehmung im hohen Alter. Tierärzte unterscheiden verschiedene Typen von Taubheit: Bei konduktiver Taubheiterreichen die Schallwellen das Mittelohr nicht, beispielsweise durch chronische Ohrinfektionen. Bei sensorineuraler Taubheit hingegen arbeiten die Sinneszellen im Innenohr nicht richtig – dieser Fehler kann auch angeboren sein.

Wie erkenne ich Taubheit bei Hunden?

Die Symptome für Taubheit beim Hund klingen auf dem Papier sehr eindeutig: Sie reagieren plötzlich seltener auf ihren Namen oder Kommandos, erschrecken häufiger, und auch Umweltgeräusche wie die Türklingel oder ein quietschendes Spielzeug scheinen sie zu ignorieren. In der Praxis kann diese Verhaltensänderung jedoch sehr schleichend vonstatten gehen und wird gerade bei jungen Hunden gerne als Ungehorsam interpretiert. Speziell bei Schwerhörigkeit oder einseitiger Taubheit können die Fellnasen den Gehörverlust üblicherweise gut kompensieren. Hat man den Verdacht, dass der Hund seinen Hörsinnverliert, sollte man dies unbedingt beim Tierarzt abklären lassen. Denn einige Ursachen für Gehörverlust sind behandelbar– manchmal bleibt die Taubheit jedoch leider permanent.

Erbliche Taubheit:

Oft geht Gehörverlust mit bestimmten Fellfarben einher. Hunde mit (viel) rein weißem Fell oder blauen Augen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, bereits als Welpen ihren Hörsinn einzubüßen. Dalmatiner sind am häufigsten von erblicher Taubheit betroffen, weiße Schweizer Schäferhunde jedoch kaum – wahrscheinlich spielen mehrere Gene zusammen, um Gehörverlust zu erzeugen.“

Tauber Hund ≠ unglücklicher Hund

Einen ertaubten Hund muss man nicht bemitleiden oder gar ablehnen. Tatsächlich kommen die meisten Hunde mit Gehörverlust überraschend gut im All-tag zurecht. Hunde nehmen ihre Umweltprimär über den Seh- und Geruchssinnwahr, und auch die Kommunikation mit Artgenossen ist kaum eingeschränkt. Nach der Gewöhnungsphase können gehörlose Hunde ihr Leben meist sehr normal weiterführen – solange ihre Menschen sie tatkräftig unterstützen und auf ihre neuen Einschränkungen eingehen. Dazu gehört zum Beispiel, den Hund sicher durch den Straßenverkehr zu navigieren und eine neue Art der Kommunikation zu erlernen.

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Lautlose Kommunikation zwischen Mensch und Hund

Wir Menschen sind in unserer Kommunikation eher verbal veranlagt und daher anfangs etwas hilflos, wenn die Sprache plötzlich wegfällt. Mit einemtauben Hund gilt es daher, Kommunikation über Sicht, Körpersprache und Berührung neu aufzubauen. Hierbei können Hundetrainer:innen helfen, die sich auf Hunde mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert haben.

Zu Beginn des Trainings konzentriert man sich darauf, dem Hund häufigen Sichtkontaktbeizubringen. Danach werden verbale Kommandos nach und nach in Sichtzeichen übersetzt – das bedeutet, dass statt dem „Sitz!“-Kommando beispielsweise die Hand erhoben wird. Wichtig hierbei ist, dass die Sichtzeichen für den Hund auch aus der Ferne gut unterscheidbar sind. Feedback wie „Fein!“ oder „Aus!“ erfolgen nun über Lächeln und Streicheleinheiten bzw. über einen strengen Blick.

Für den Abruf aus der Ferne kann man Hilfsmittel wie ein Vibrationshalsband nutzen – hierbei lernt der Hund, schnell zum Menschen zurückzukehren, wenn er eine Vibration am Hals verspürt. Doch Achtung: Keinesfalls sollte man Halsbänder mit Wasser- oder Duftsprüher oder gar Stromabgabe verwenden, denn das fällt unter Tierquälerei!

Verständnis und Geduld haben mit dem Hund

Doch nicht nur als Hundebesitzer:in muss man viel Verständnis und Geduldaufbringen. Auch im Alltag sollte man stets auf die Bedürfnisse von eingeschränkten Tieren achten. Wenn man weiß, dass ein Hund taub oder schwerhörig ist, sollte man ihn niemals plötzlich berühren, bevor der Hund nicht Sichtkontakt aufgenommen hat. Sonst könnte er erschrecken und im schlimmsten Fall sogar zuschnappen – und das zu Recht. Auch für den eigenen, hörenden Hund kann es manchmal etwas irritierend sein, wenn der taube Artgenosse nicht auf warnendes Knurren oder Bellen reagiert. Hier ist Vor- und vor allem Nachsicht von allen Seiten geboten. Haben Hunde und Menschen einmal verstanden, wieder lautlose Umgang funktioniert, stellt der Gehörverlust jedoch nur mehr selten ein Hindernis dar. Und dann ist das Leben mit taubem Hund auch genau so schön wie mit einem hörenden Tier.

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