Studie: Hat jede Hunderasse eine andere Schmerztoleranz?

by Verena Hauck
Ein Hund mit überraschtem Gesicht und ein ruhiger Hund symbolisieren die unterschiedliche Schmerztoleranz von Hunderassen.

Wie eine US-amerikanische Studie bewies, verfügen unterschiedliche Hunderassen tatsächlich über unterschiedliche Schmerztoleranz. Aber: Tierärzte konnten diese nicht immer korrekt einzuschätzen. Denn warum Hunde sich in der Praxis nervös verhalten, hat nicht unbedingt etwas mit der Schmerzgrenze zu tun.

Es war ein sehr umfassende Studie zum Thema Schmerztoleranz und rassetypisches Verhalten, welche das Forscherteam der US-amerikanischen North Carolina State University durchführten. Sie wollten einerseits wissen: Reagieren unterschiedliche Hunderassen wirklich anders auf körperliche Reize und wenn ja, können jeweils Tierärzte oder Hundefreunde korrekt einschätzen, welche Rassen mehr bzw. weniger schmerzempfindlich sind? Die Ergebnisse haben definitiv für Überraschungen gesorgt!

Studienaufbau

Gleich eines vorweg: Keinem Tier wurde im Zuge des Experiments tatsächlich Leid zugefügt! Das war auch nicht notwendig, denn die Empfindlichkeit Schmerzen gegenüber konnte vollkommen schmerzfrei erfasst werden, indem man die Empfindlichkeit der Hunde körperlichen Reizen gegenüber erhob. Dies geschah mittels zweier Tests, die tatsächlich aus der Humanmedizin stammen. Außerhalb ihres Blickfeldes stupste man die Hunde zum einen mit einem schmalen, stumpfen Gegenstand (z.B. einem Kugelschreiber) an. Zum anderen suchte man mit einer warmen Thermalprobe Hautkontakt an der Oberseite der Hinterpfote. Wie schnell Hunde auf die Reize reagierten und beispielsweise die Pfote entzogen, gab Auskunft darüber, wie empfindlich diese Hunde auf externe körperliche Reize (zu denen auch Schmerztoleranz gehört) reagieren.

Insgesamt 149 erwachsene Hunde aus 10 Hunderassen fungierten als Stichprobe – also ca. 15 Hunde pro Rasse. Zu diesen Rassen gehörten:

Zugleich erhob man im Zuge eines zweiten Experiments, wie reaktiv die Hunde emotional waren. Dazu beobachtete man die Reaktion der Hunde einerseits auf einen neuen Gegenstand und auf eine fremde Person, die vor der Interaktion mit dem Hund ein erregtes Telefongespräch simulierte.

Schmerztoleranz und emotionale Reaktivität

Aus diesen Tests errechnete man für jede der 10 Hunderassen einen Faktor für deren tatsächliche Schmerztoleranz und ob Hunde emotional oder gelassen auf Fremdes reagieren.  Somit stufte man jede Hunderasse als hoch-, mittel- oder wenig tolerant körperlichen Stimuli gegenüber oder als hoch-, mittel- oder wenig emotional reaktiv. Als nächsten Schritt befragte man jeweils Tierärzte und andere Hundebesitzer oder -freunde, wie schmerzempfindlich sie die 10 Hunderassen einschätzen. Dabei zeigte sich überraschenderweise bei den Tierärzten eine Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Veterinärmediziner und der tatsächlichen Schmerztoleranz.“119799″

Weniger Schmerz, eher Stress

Manche Hunderassen wie der Malteser haben sowohl eine geschätzte als auch eine tatsächliche niedrige Schmerztoleranz. Sie reagieren also sehr rasch auf körperliche Stimuli. Der Sibirische Husky jedoch wurde von Tierärzten als sehr schmerzempfindlich eingestuft – dabei befinden sie sich tatsächlich in der mittleren Kategorie. Allerdings sind Huskys emotional sehr reaktiv und sind Neuem oder Fremdem gegenüber sehr negativ eingestellt. Auf diesen „Leim“ gingen auch andere Hunderassen in der Umfrage. Egal, wie gut Hunderassen Schmerz real ertragen können, ihre Reaktion auf Stress wird oftmals als „schmerzempfindlich“ interpretiert.

„Einerseits sind die Ergebnisse der Studie so spannend, weil sich tatsächliche Unterschiede in Schmerztoleranz zwischen Hunderassen ergeben haben“, so Co-Autor Prof. Duncan Lascelles zu ScienceDaily. „Andererseits hat sich gezeigt, dass wir in einer Situation beim Tierarzt nicht nur über die Schmerztoleranz von Hunden nachdenken müssen. Wir müssen auch deren emotionale Nervosität mit einbeziehen.“

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