Studie: Mikroplastik in Hundetestikel besorgt Forscher

by Verena Hauck
1 Minuten Lesedauer
Ein Hund liegt breitbeinig auf dem Boden, eine Lupe mit Mikoplastik unter der Linse ist auf sein Hinterteil fokussiert.

Mikroplastik in Hundetestikeln

Unter Mikroplastik versteht man winzig kleine Kunststoffteilchen. Diese befinden sich entweder gewollt in Kosmetika, Zahnpaste etc. oder entstehen durch Zerfallsprozesse von Plastikmüll in Müllhalden. Diese Partikel gelangen danach in die Umwelt, das Wassersystem und weiter in Produkte, die wir konsumieren.  Bereits seit mehreren Jahren warnen Forscher vor der alarmierenden Menge von Mikroplastik, die sich in unseren Körpern befindet. Langzeiteffekte werden erst jetzt allmählich erforscht – wie vom Forscherteam um Dr. Xiaozhong Yu von der University of New Mexiko.  Dazu untersuchte er in einer Studie menschliche Hoden aus dem Bestand von genehmigten Obduktionen und auch hündische Testikel von Kastrationsfällen aus Tierarztpraxen. Die Ergebnisse übertrafen noch seine Erwartungen – und gaben ihm großen Grund zur Sorge.

In ausnahmslos allen Gewebeproben (von 47 Hunden und 23 Menschen) fand sich Mikroplastik; kein einziges Testikel war plastikfrei. In menschlichen Hoden befand sich dreimal so viele Kunststoffpartikel pro Gramm wie bei Hunden. Dennoch waren die Vierbeiner leider nicht besser dran, denn bei ihnen fand sich dafür eine höhere Konzentration des Polymers PVC, das sich negativ auf das Fortpflanzungspotential auswirkt. 

PVC vs. PE

Denn es macht durchaus einen Unterschied, welche Arten von Mikroplastik sich in unseren Körpern befindet. Von den insgesamt 12 gefundenen Arten von Kunststoff kommt PE zwar am häufigsten vor, mehr Grund zur Sorge macht jedoch PVC. Nicht nur findet sich diese Art von Plastik in Hundehoden am zweithäufigsten, es hat auch einen negativen Einfluss auf die Anzahl von Spermien. Je weniger Spermien einem männlichen Hund zur Verfügung stehen, desto schlechter steht es um dessen Chancen, Nachwuchs zu zeugen. Bei PE wiederum konnte das Forscherteam keinen Zusammenhang zwischen Plastikvorkommen und Spermienanzahl finden. 

Fortpflanzungspotential im Rückgang

Forschungsleiter Yu studiert schon länger den Einfluss von Umweltfaktoren auf das menschliche Fortpflanzungssystem. In den letzten Jahren konnte beinahe global ein Rückgang von Spermienanzahl und -qualität bei Menschen beobachtet werden, was höchstwahrscheinlich auf diverse Schwermetalle, Pestizide und gewisse Chemikalien in unserem Alltag zurückzuführen ist. Dennoch vermuteten Kollegen noch einen anderen, bisher unbekannten „Mitspieler“: Mikroplastik. Da die Bildung von Spermien beim Hund der des Menschen sehr ähnlich ist, entschied Yu sich dazu, hündische und menschliche Testikel zu vergleichen. „Es gibt noch viele Unbekannte“, so Dr. Yu. „Wir müssen uns mit den Langzeiteffekten beschäftigen. Trägt Mikroplastik zum diesem Rückgang [unseres Fortpflanzungspotentials] bei?“ Allerdings will er niemanden mit seinen Ergebnissen erschrecken. „Wir wollen die Sachlage wissenschaftlich beweisen und darauf aufmerksam machen, wie weit Mikroplastik schon verbreitet ist. Jede Person muss selbst entscheiden, ob man Verhalten und Lebensstil ändern will, um diese Schadstoffe so gut es geht zu vermeiden.“

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