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Keine Frage der Ästhetik
Manch einem geht das Geräusch durch Mark und Bein: klack, klack, klack… Wenn Hundekrallen wieder einmal zu lang sind, hört man besonders auf Parkett und Fliesenböden jeden Schritt der Fellnase. Doch bei der richtigen Krallenpflege beim Hund geht es primär um die Gesundheit der Fellnase. Regelmäßige Krallenpflege hat nichts mit lästigen Geräuschen oder eitlen Äußerlichkeiten zu tun, sondern sorgt für zusätzliche Sicherheit und buchstäblich ein gutes Auftreten. Denn während in dreckigen Pfoten Parasiten und Krankheitserreger lauern können, stellen zu lange Krallen ein doppeltes Risiko dar.
Überlänge ist nie gut!
Kurzfristig haben überlange Krallen eine hohe Wahrscheinlichkeit, spontan abzubrechen oder einzureißen. Gerade bei Spaziergängen über Stock und Stein, wenn man weit abseits der nächsten Tierarztpraxis unterwegs ist, kann es schnell zu einem Unfall kommen. Beispielsweise, wenn der Hund mit den langen Krallen an einer Wurzeln hängenbleibt oder auf einem Stein ausrutscht. Eine verletzte Kralle tut dem Hund verteufelt weh und blutet sehr stark, denn wie unsere Fingernägel sind auch Hundekrallen von Nerven und Blutgefäßen durchzogen. Ein Tierarzt hat dann oftmals nur noch die Möglichkeit, die kaputte Krallen so weit hinten abzuzwicken, wo sie noch gesund nachwachse kann. Und auch diese Prozedur ist mit Schmerzen verbunden. Auch das Infektionsrisiko dieser Wunden ist sehr hoch, da die Pfote ständig mit dem Boden in Berührung ist. Je nach Krümmungswinkel können Krallen mit Überlänge auch in den Pfotenballen drücken oder gar einwachsen.
Auf lange Sicht sorgen zu lange Krallen zudem für eine ungleichmäßige Verteilung des Körpergewichts auf die Pfoten. Es kann zu unregelmäßiger Abnutzung von Gelenken, Haltungsschäden und damit zu Schmerzen bei jedem Schritt kommen. Aber auch chronische Sehnenentzündungen gehören zu häufigen Begleiterscheinungen, da lange Krallen verhindern, dass der Hund die Pfote gleichmäßig auf den Boden absetzen kann.
Fazit: Kurze Krallen ermöglichen dem Hund eine raumgreifende, schmerzfreie Bewegung und reduzieren das Risiko von Verletzungen. Es gehört zur Pflicht eines jeden Hundehalters, regelmäßig Pfoten und Krallen zu kontrollieren und dementsprechend zu handeln, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Doch das ist natürlich einfacher gesagt als getan: Denn wie geht die richtige Krallenpflege beim Hund überhaupt?
Wann sind die Krallen meines Hundes zu lang?
Zuerst muss man die richtige Länge erkennen. Steht der Hund mit der Pfote auf dem Boden und die Krallenspitzen erreichen den Boden nicht, ist alles in Ordnung. Bohren sich die Krallen allerdings bereits in den Untergrund, kann der Hund nicht mehr richtig stehen – sie sind zu lang. Ein sicheres Zeichen für zu lange Krallen kann man auch mit den Fingerspitzen erfühlen. Verbiegt sich die Kralle und wächst sie nicht mehr gerade, ist es höchste Eisenbahn für die Krallenzange! (Besser ist es, wenn es gar nicht dazu kommt!)
Danach muss man verstehen, wie weit man die Kralle kürzen darf. Grundsätzlich gibt es Hunde mit hellen und dunklen Krallen. Helle Krallen sind einfacher zu pflegen, da die Blutgefäße leicht durch das Horngewebe schimmern. So kann man mit freiem Auge erkennen, wo man die Zange ansetzen muss – nämlich deutlich vor der letzten dunklen Stelle. Dunkle Krallen sind etwas kniffliger: Hier gibt erst das Kralleninnere Aufschluss. Deshalb muss man ganz vorne an der Spitze ansetzen. Sehen Sie nur helle Fläche, wenn Sie auf die Schnittfläche schauen, können Sie noch vorsichtig etwas weiter gehen. Ist allerdings schon ein dunkler Punkt in der Mitte zu sehen, ist das bereits die Spitze eines Blutgefäßes – und damit Zeit, zu stoppen.
Wie kürzt man Hundekrallen?
Es gibt zwei Arten, wie man Krallen kürzen kann:
- Schneiden
Mit einer Krallenzange wird die Spitze der jeweiligen Kralle abgeknipst. Ähnlich wie bei einem Nagelclipper braucht es dazu eine ruhige Pfote, denn wenn der Hund im falschen Moment zuckt, knipst man zu tief. Das Resultat ist eine überraschende Menge Blut, Schmerzen beim Hund und eine negative Erfahrung mit der Nagelzange.
Schneiden Sie daher stets eher vorsichtiger und jede Kralle (wenn nötig) lieber mehrmals als einmal zu tief. - Feilen
Mittlerweile gibt es auch Krallenfeilen: entweder die händische Variante, die einer Nagelfeile ähnelt, oder eine elektrische Variante. Feilen ist für viele Hunde, die das Knipsen nicht mögen oder negative Erfahrungen gemacht haben, oftmals angenehmer. Auch als Besitzer hat man besonders mit der händischen Nagelfeile mehr Kontrolle.
Vorsicht jedoch bei der elektrischen Feile: Diese trägt die Kralle oftmals sehr rasch ab, und gerade Anfänger erwischen dann schnell Nerven oder Blutgefäße. Daher bitte sehr konservativ arbeiten, bis Sie sicherer in der Handhabung geworden sind!
Pediküre ist Menschensache!
Achtung, wenn euer Hund versucht, die Krallen selbst abzubeißen! Hier ist das größte Verletzungsrisiko, denn Hundezähne sind nicht für die Pediküre gedacht. Meist reißen Hunde ihre Krallen beim Abnagen ein oder sogar ganz aus – und das geht mit sehr starken Blutungen und noch schlimmeren Schmerzen einher.
Training & positive Verstärkung
Leider hassen viele Hunde die Prozedur, die mit der Krallenpflege einhergehen. Sie sind dann entweder sehr zappelig, wenn man ihre Pfoten halten will, oder lassen sich erst gar nicht angreifen, drohen sogar mit gefletschten Zähnen oder Knurren. Daher lassen viele Hundebesitzer mit unkooperativen Hunden das Krallenschneiden ganz sein – das ist aber der falsche Weg.
Besser ist es, das Krallenschneiden ganz langsam zu einer positiven Erfahrung für den Hund zu machen:
- Zeigen Sie dem Hund ein paar Tage hintereinander die Krallenschere nur und belohnen Sie Interesse oder Ruhe in Gegenwart des Werkzeugs mit Lob und Leckerchen.
- Wenn dieser Schritt sitzt und der Hund schon von sich aus neugierig zur Krallenschere kommt, berühren Sie den Hund damit – am besten zuerst vorsichtig an der Seite und später an den Pfoten. Jede gelassen hingenommene Berührung wird mit einem Leckerchen und viel Lob belohnt. (Scheut der Hund vor der Berührung zurück, wiederholen Sie Schritt 1.)
- Heben Sie die Pfote des Hundes an und legen Sie die Schere so an die Kralle, wie Sie sie später benutzen wollen. Dabei bleibt es erstmal! Nehmen Sie das Werkzeug wieder weg und loben und belohnen Sie, wenn der Hund dies ruhig über sich ergehen lässt.
- Wenn der Hund die Pfote sicher ruhig hält, können Sie vorsichtig eine Krallenspitze abknipsen. Belassen Sie es vorerst dabei, loben und belohnen Sie enthusiastisch. Wiederholen Sie diesen Schritt über mehrere Tage und gönnen Sie dem Hund großzügige Pausen zwischen jeder einzelnen Kralle.
- Je nachdem, wie sicher und ruhig sich der Hund verhält, können Sie mehrere Krallen hintereinander bearbeiten, bis sie irgendwann alle Pfoten in einer Sitzung schaffen.
Trauen Sie sich ruhig, wieder einen Trainingsschritt zurückzugehen, wenn Ihr Hund noch nicht bereit für die nächste Phase ist. Zwingen Sie den Hund zu nichts, wenn er mal gestresst ist, sondern verschieben Sie die Pflege auf später. Wichtig bei diesem Training ist es, dass das Krallenschneiden mit Ruhe, Sicherheit und Belohnung verbunden wird.
Was tun bei zu viel hündischer Gegenwehr?
Manchmal steht man auch mit geduldigem Training auf verlorenem Posten. Besonders ältere Hunde, die bereits eine tiefe Gegenwehr gegen das Krallenschneiden verinnerlicht haben, lassen sich nicht immer umstimmen. Wer sich nicht damit wohlfühlt, der Fellnase selbst die Krallen zu schneiden – nicht verzagen! Viele Tierfrisöre und Tierärzte bieten diesen Service gegen eine kleine Gebühr an. Probieren Sie aus, ob sich Ihr Hund anderen Personen gegenüber kooperativer zeigt. Lassen Sie sich vom Profi Tipps zum Umgang mit der Gegenwehr des Hundes geben – oder finden Sie sich damit ab, diese Aufgabe jemand anderem zu überlassen.
Es gibt auch andere Methoden, wie Hunde ihre Krallen spielerisch abnutzen – beispielsweise mit Kratzbrettern. Hier muss man jedoch aufpassen, dass Hunde ihre Pfoten nicht verletzen.