Do Khyi (Hunderasse) – die imposante Tibetdogge

by Verena Hauck
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 12 Minuten Lesedauer
Ein majestätischer Do Khyi steht stolz in der Landschaft, sein dichtes, rötliches Fell leuchtet in der Sonne, ein Bild der Stärke und Würde, die diese tibetische Rasse verkörpert.

Der Do Khyi ist eine der ältesten Hunderassen des Fernen Ostens. Wegen ihres Ursprungslandes und ihrer imposanten Körpergröße werden sie auch Tibetdogge oder Tibetmastiff genannt. Als echte Herdenschutzhunde ist ihre Haltung jedoch eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen darf.

Geschichte & Ursprung

Den aus Tibet stammenden Do Khyi (tibetanisch དོ་ཁྱི, bedeutet so viel wie „angebundener Hund“) gibt es bereits seit vielen tausenden Jahren. Damals wie heute dient dieser sanfte Riese den nomadischen Hirtenvölkern im Himalaya- und Transhimalaya-Gebiet als Herdenschutzhund. Zudem verwendete man ihn in Klöstern als treuen Wach- und Schutzhund vor Raubtieren und Banditen –  und dementsprechend wurde er ver- und geehrt. Mit seinem kräftigen Körper, der schieren Größe und dem dicken, flauschigen Fell ist der Do Khyi eine imposante Erscheinung.

Schon der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) soll diese Hunderasse in seinen Schriften erwähnt habe, auch der Weltreisende Marco Polo hat von ihm in seinen Tagebüchern seiner Asienreise 1271 geschwärmt. Neben seinem ehrfurchtgebietendem Äußeren verfügt der Do Khyi außerdem über einen ruhigen, entschlossenen Charakter, für den man die Rasse schnell auch weltweit schätzte. Selbst europäische Kynologen wie Pierre Mégnin, Ludwig Beckmann, Max Siber, Richard Strebel und Graf Henri Adrien van Bylandt waren von der Hunderasse und ihrer Rolle in der tibetanischen Kultur fasziniert. Noch heute halten ihn manche für den Ursprung aller Berghunde und anderer doggenartiger Hunderassen.

Der Do Khyi in der Neuzeit

In Europa wird diese Hunderasse auch Tibetmastiff oder Tibetdogge genannt. Zum ersten Mal verließ ein Do Khyi nachweislich Tibet, als der Vizekönig von Indien Lord Hardinge 1847 einen Rüden an die britische Königin Viktoria sandte. In den 1880ern nahm auch Edward VII. (damals noch Prinz von Wales) zwei Hunde dieser Art mit zurück nach England. In Deutschland wurden Do Khyis als besondere Ausstellungsobjekte im Berliner Zoo gehalten, wo 1898 der erste Wurf auf deutschem Boden geboren wurde. Seitdem ist der Anblick der großen Wachhunde in Europa trotzdem eine Seltenheit geblieben, es gibt nur etwa eine Handvoll Züchter. Diese achten mit großer Sorgfalt auf die Gesundheit und Erhaltung der Rasse als leistungsfähige Arbeitstiere.

 

Besonders in China ist der Do Khyi sehr beliebt und wird dort eifrig gezüchtet – allerdings gilt die Devise: Je größer und massiger das Tier, desto höher klettert der Preis. Daher vernachlässigen chinesische Züchter leider zu oft die Gesundheit der Tiere zu Gunsten des Profits. Denn ein besonders großer Do Khyi gilt in China ähnlich wie ein teures Auto als Prestigeobjekt. Übermäßiges Gewicht und zu dichtes Fell beschert den Hunden allerdings ein Leben lang gesundheitliche Probleme. 2014 wurde beispielsweise das teuerste Exemplar um 1,5 Millionen Euro verkauft, der Rüde brachte 90 Kilogramm auf die Waage.

Wesen & Charakter

Der Do Khyi ist im Allgemeinen für seinen ruhigen und gefestigten Charakter und sein sanftes Temperament bekannt. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass er durchaus über einen starken Wach- und Schutztrieb verfügt. In erfahrenen Händen ist der Tibetmastiff kein problematischer Hund, trotzdem ist seine Erziehung zu einem verlässlichen Familienhund eine große Herausforderung. Diese Hunderasse ist hochintelligent, fordernd und fest entschlossen, den eigenen Willen durchzusetzen. Seinen Respekt muss man sich als Mensch erst verdienen – bedingungslose Liebe gibt es beim Do Khyi erst nach einer langen und anstrengenden Prüfung seiner Herrchen und Frauchen. Eine Beratung durch einen seriösen Züchter ist daher unbedingt zu empfehlen, bevor man sich dazu entscheidet, die Verantwortung für diese liebenswürdigen Riesen zu übernehmen.

Denn der Do Khyi braucht tatsächlich länger als die meisten Hunderassen, bis sie körperlich und geistig herangereift sind. Hündinnen gelten erst mit drei bis vier Jahren als erwachsen und werden nur einmal im Jahr läufig, Rüden brauchen sogar noch in Jahr länger. In diesen empfindlichen Phasen des Heranwachsens können die Tibetdoggen besonders vorsichtig und empfindsam sein. Eine freundliche und liebevolle, aber konsequente Führung ist in dieser Entwicklungsphase besonders wichtig.

Obwohl der Do Khyi neben ausgedehnten Spaziergängen keine weiteren sportlichen Betätigungen braucht, kann ihm schnell langweilig werden. Sein ausgeprägtes Territorialverhalten muss er auf einem Grundstück ausleben können, das er bewachen darf. Mit lautem Bellen wird er daher jeden ankündigen, der sich seinem Reich nähert – für eine kleine Stadtwohnung eignet sich diese Rasse daher nicht. Außerdem verträgt er keine soziale Isolation, sondern will Teil des Familienverbandes sein. Einen Do Khyi zu halten kann deswegen ein Fulltime Job sein – doch wer sich dieser Aufgabe gewachsen fühlt, wird einen loyalen Begleiter auf Augenhöhe in ihm finden.

Aussehen & Besonderheiten

Dass der Do Khyi auf eine lange Ahnenlinie robuster Arbeitshunde zurückblicken kann, sieht man jedem einzelnen Tier an dem schweren, kräftigen Körperbau ab. In ihrem Auftreten wirken sie dank dem dichten Fell, dem stolz erhobenen Kopf und dem ausdrucksstarken Gesichtsausdruck majestätisch und über allem erhaben. Mit einem Stockmaß von mindestens 61 Zentimetern bei Hündinnen und 66 Zentimeter bei Rüden sind diese Tiere eine imposante Erscheinung. Im Erwachsenenalter kann sich eine charakteristische Falte oberhalb der Augen bilden, die bis zu den Mundwinkeln verläuft. Laut Rassestandard sind die ovalen, leicht schrägen Augen nur in verschiedenen Braunschattierungen erlaubt – je dunkler, desto besser. Die dreieckigen Hängeohren werden eng am breiten Kopf anliegend getragen. Die hoch angesetzte Rute sollte gut befedert sein.

Trotz ihres massigen Körperbaus bewegen sich Do Khyis auf jedem Terrain leichtfüßig und elastisch und weisen guten Raumgriff und Schub auf. Bei schnellerer Geschwindigkeit neigen sie zum Schnüren – das bedeutet, dass sie im Trab die Hinterpfoten in die Fußstapfen der Vorderpfoten derselben Körperseite setzen.

Fell & Pflege

Da der Do Khyi ursprünglich aus der Himalaya-Region stammt, ist er dank seines üppigen Dppelfells auch an Eiseskälte und starke Winde gewöhnt. Der Winter ist definitiv seine liebste Jahreszeit, denn wie alle Hunderassen mit viel Haar kann es ihm in den Sommermonaten leicht zu heiß werden. Das harte, dicke Deckhaar steht gerade vom Körper ab und bietet Schutz vor WInd und Wetter, die weiche Unterwolle ist im Winter üppiger als in den wärmeren Jahreszeiten und hält den Tibetmastiff mollig warm. Besonders an Brust und Schultern bildet sich eine majestätische Mähne, und auch die Hinterläufe und Rute sind gut befedert. Erlaubte Fellfarben umfassen tiefschwarz und blau (beides mit oder ohne lohfarbene Abzeichen), Gold in allen Schattierungen und Zobelfarbe (helle Haare mit dunklen Haarspitzen).

Obwohl der Do Khyi über viel Fell und einem doppelten Fellkleid verfügt, ist seine Pflege überraschend einfach. Tatsächlich reicht es, ihn mehrmals pro Woche kräftig zu bürsten und auf zu häufiges Baden zu verzichten. Denn das häufige Einschampoonieren kann die Fellstruktur nachhaltig schädigen. Statt wie üblicherweise zweimal im Jahr das Fell zu wechseln, findet der Fellwechsel bei der Tibetdogge nur einmal im Jahr im Frühling statt. In dieser Zeit verliert er den größten Teil der dichten Unterwolle, und um täglichen Bürsten wird man in den nächsten Wochen schwer herumkommen.

Gesundheit

Grundsätzlich gilt der Do Khyi als belastbare und gesunde Hunderasse, und besonders Tiere der Linie robuster Arbeitshunde sollen bis zu 16 Jahre alt werden – eine phänomenale Lebensspanne für eine so große Rasse. Dennoch gibt es nur wenige Belege für so langlebige Tibetmastiffs, und tatsächlich werden die meisten Tiere eher 10 bis 12 Jahre alt. Solange Inzucht in der Zuchtpraxis vermieden wird, haben Tibetdoggen wenige rassespezifische Krankheiten: Dazu zählen eher Belastungserscheinungen großer Hunderassen wie Ellbogen– (ED) und Hüftdysplasie (HD) sowie eher allgemein die Progressive Retinaatrophie (PRA). Es gibt jedoch auch verantwortungslose ZüchterInnen, die den Do Khyi möglichst massig und groß züchten wollen – und dies geschieht meistens auf Kosten der Gesundheit. Weil der Rassestandard keine Obergrenze in der Körpergröße oder dem Körpergewicht anführt, können solche Hunde auf dem Papier durchaus zuchtkonform sein.

Zudem sollten BesitzerInnen von Do Khyis wissen, dass diese Hunderasse über einen ausgezeichneten Metabolismus verfügt. Das bedeutet, dass sie selbst mit wenig Futter in Relation zu ihrem Körpergewicht gut auskommen. Hält man sich an Portionsempfehlungen auf Hundefutterpackungen, können die Hunde schnell Übergewicht bekommen. Am besten bespricht man die Futtermenge -zusammensetzung mit dem Züchter oder einem Tierarzt.

Schon gewusst?

Dass der Do Khyis als Wächter mit kleineren Hunden zusammengearbeitet hat?

Angeblich bestand zur damaligen Zeit der Wachdienst in tibetanischen Klöstern nicht nur aus Do Khyis. Tatsächlich sollen die kleineren Lhasa Apsos das Gelände der Klöster patrouilliert haben. Wenn sie etwas Verdächtiges bemerkten, sollen sie laut gebellt haben – und damit die großen, starken Do Khyis auf den Plan gerufen haben. Diese nahmen sich dann der Eindringlinge an. Tolles Teamwork!

Do Khyi-Zucht in Österreich (Video)

Sie wollen mehr über den Do Khyi und seine Zucht erfahren? Dann sehen Sie diesen interessanten Beitrag zum Thema Tibetdogge – und erfreuen Sie sich am Anblick vieler kleiner, wuscheliger Hundewelpen!

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