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Spielzeuge suchen & bringen
Die Suche nach Spielzeugen geht praktisch immer: sowohl in- als auch outdoor und bei jedem Wetter. Wer mit diesem Spiel startet, sollte mit einem weichen Apportgegenstand beginnen. Ich nehme zum Beispiel gerne Stofftiere ohne Plastikteile. Sie sollten weich und fluffig sein, weil die Hunde diese in der Regel lieber herumtragen als harte und sperrige Gegenstände. Auch die Größe der Gegenstände sollte zur Größe der Schnauze passen. Die Hunde müssen das Stofftier bequem ins Maul nehmen können. Falls der Gegenstand zu groß ist, entsteht Frust, und der Hund beschäftigt sich lieber mit dem nächsten, spannenden Geruch, der ihm in Nase kommt.
Die Stofftierwahl
Bei der Auswahl des Stofftieres spielt zudem die Farbe eine Rolle. Gerade zu Beginn macht man es dem Hund so einfach wie möglich und wählt eine Farbe, die der Hund gut sehen kann. Hunde nehmen Farben anders wahr als die Menschen. Alle Rottöne werden vom Hund eher grün-gelb wahrgenommen. Ein grünes Stofftier in einer Wiese ist damit für den Hund schwer erkennbar. Blau- und Gelbtöne dagegen sind für den Hund sehr gut zu sehen. Auf den Bildern sieht man die Lagotto-Dame Coco. Ihre Aufgabe ist das Suchen & Bringen einer Stoffmilbe.
Schritt 1 – für absolute Apportieranfänger
Natürlich gibt es Hunde, die das Herumtragen von Gegenständen noch nicht für sich entdeckt haben. In meinem Training hat sich die folgende Expressmethode bewährt: zuerst spielt der Mensch mit dem Stofftier, um den Hund neugierig zu machen. Das heißt, er wirft das Tier in die Luft, freut sich dabei riesig. Es wird gelacht, der Mensch bewegt und hüpft mit diesem tollen Stofftier. Dann lässt er es aus Versehen mal fallen und greift blitzschnell nach, um es wieder an sich zu nehmen. Alles zunächst, ohne den Hund mit ins Spiel zu integrieren. Die meisten Hunde wollen sehr schnell mitspielen und warten im Grunde nur auf den richtigen Augenblick, sich das Stofftier, das den Menschen so erfreut, zu schnappen. Genau diese Gelegenheit geben wir dem Hund: das Stofftier wird nun absichtlich fallen gelassen. Geht der Hund dann hin und nimmt es auf, gibt es die Jackpot-Belohnung. Nun spielt man ein bisschen „werfen & bringen“ auf geringe Distanz. In der Regel haben die Hunde bereits nach einigen Wiederholungen verstanden, was das Ziel ist und es kann mit der Suche losgehen.
Schritt 2: Verstecken auf Sicht
Der Hund darf bei diesem Schritt beim Verstecken zusehen. Dazu sucht man sich einen ruhigen Ort im Garten oder auf der Spazierrunde, wo man später auch das Stofftier gut verstecken kann. Das gelingt im hohen Gras beispielsweise oder hinter einer Baumwurzel gut. Der Vierbeiner bekommt ein „Bleib“ und man legt das Spielzeug in ca. 4-5 Meter Abstand ins Gras. Dabei sollten Teile vom Spielzeug noch sichtbar sein. Dann geht man zum Hund zurück und löst das „Bleib“ auf. In Erinnerung an die vorherigen Spieleinheiten läuft er direkt zum Stofftier und nimmt es auf. Der Mensch geht gleich in die Hocke und streckt dem Hund beide Hände entgegen. In einer Hand liegen bereits Leckerlis zur Belohnung. Der Hund bringt voller Freude den Gegenstand zurück und es wird getauscht.
Gerade im Anfangsstadium lassen Hunde den Gegenstand vor lauter Übermut oft vorher fallen. Über die Gabe der Belohnung kann man dann aber steuern, dass sie das Stofftier in jedem Durchgang immer etwas näher bringen und schließlich sogar in die Hand legen.
Schritt 3: Benennen des Gegenstandes
Im nächsten Schritt bekommt das Stofftier einen Namen – in diesem Fall „Milbe“. Da in der Folge das Stofftier ja versteckt werden soll, muss man das Tier benennen, damit der Hund versteht, was er in Zukunft suchen soll. Jetzt wird wieder wie in Schritt 2 gearbeitet. Einen kleinen, aber wichtigen Unterschied gibt es dennoch: Wenn der Vierbeiner zum Stofftier durchstartet, sagt man den Namen „Milbe“ und die Hand zeigt in Richtung des Verstecks. Dies wird nun einige Male wiederholt. Der Hund verknüpft diese Aktion mit dem Begriff „Milbe“.
Schritt 4: Jetzt wird richtig versteckt!
Der Suchort bleibt derselbe, allerdings schaut der Hund nun nicht mehr beim Verstecken zu. Er ist im Haus oder eine zweite Person geht mit ihm kurz weg. Das Stofftier wird wie immer versteckt. Nun kommt der Hund, man gibt Signal „Milbe“ und zeigt in Richtung des Verstecks. Wenn der Vierbeiner Tier & Namen gut verknüpft hat, erkennt er das Spiel und startet wieder los. Auch dieser Schritt wird nun intensiviert.
Schritt 5: Schwierigkeit steigern
Im Umkreis des ursprünglichen Suchortes versteckt man die Milbe nun in verschiedenen Verstecken und vertieft die Übung. Erst wenn man sicher ist, dass der Hund das Spiel verstanden hat, wechselt man die Suchorte. Eine weitere Variante ist es, ein zweites Stofftier zu trainieren z.B. die Zecke, und dann die Stofftierunterscheidung aufzubauen. Auch die Kombination mit zusätzlicher Bewegung ist möglich, so kann man den Hund auf dem Rückweg auch noch über eine Hürde oder einen Baumstamm springen lassen.
💡Trainingsdauer
Für das Training hat es sich bewährt, mehrere kleine Einheiten über den Tag zu verteilen. Eine Einheit ist nur zwischen 1-2 Minuten lang. So entsteht keine Langeweile oder Frust. Wichtig sind kleine Schritte, die der Hund gut bewältigen kann.
Suchen & Bringen kann man in so vielen Varianten spielen, dass es gar nicht langweilig werden kann. Viel Spaß bei den ersten Schritten!
Bettina Neuner
Bettina Neuner ist Gründerin der Hundeschule „Brillenwechsel“ in Tirol und Vize-Präsidentin der VÖHT. Als vereidigte, gerichtlich zertifizierte Sachverständige und anerkannte Expertin für Angsthunde legt sie besonderen Wert darauf, das Training mit Spaß zu gestalten – ein Schlüssel, um Ängste zu überwinden. Zudem ist sie Ernährungsberaterin und gibt als Referentin regelmäßig Seminare zu verschiedenen Hundethemen.
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