Gemüse oder Fleisch? Hat der Hund die Wahl, ist die Entscheidung wohl meist schnell getroffen ...

„Wie Hund und Katz“, sagt man ja. „Wie Hund und Pflanze“, gibt’s das auch? (Hören Hunde auf, Katzen zu jagen, wenn sie rein pflanzlich ernährt werden?) Über Sinn oder auch Unsinn, seinen Vierbeiner zum Veganer zu machen (aus ernährungsphysiologischer Sicht).

Unsere Fellnasen sind ja in vielerlei Hinsicht ein Wunder. Auch in Sachen Anpassung. An uns und unsere Lebensgewohnheiten. Spielen im Alltag treu mit, ob sie nun im Kaffeehaus (mehr oder weniger – unsere beiden lasse ich da mal außen vor) friedlich unterm Tisch dahinschlummern, mit uns auf den Berg hinaufwandern oder uns kuscheln, wenn wir auf der Couch Serien schauen. Auch unsere Ernährungsgewohnheiten teilen sie mehr oder weniger freiwillig. Das geht so weit, dass sich im Laufe der Zeit sogar ihr Verdauungstrakt verändert und an unsere Ernährungsweise angepasst hat. So weit, so gut.

Nun schlägt die Trendnadel beim Zweibeiner immer mehr in Richtung fleischlose Ernährung aus. Zum Glück für die Umwelt und fürs Klima. Und für unsere eigene Gesundheit. Okay, zugegeben, ich bin nicht ganz neutral, ich habe mich schon längst der pflanzlichen Ernährung verschrieben.

Aber ernähre ich meine Hunde auch vegan? Sollten sie auch auf diesen Zug mit aufspringen? Oder geht das zu weit in Sachen Anpassung? Oder ist eine rein pflanzliche Ernährung der Gesundheit des Hundes vielleicht sogar zuträglich? „Hunde sind Omnivoren, also ‚Allesfresser‘. Durch die Evolution und die Annäherung an den Menschen hat sich der Verdauungstrakt des Hundes verändert. Im Laufe der Jahrhunderte hat er zwar gelernt, Getreide zu verdauen, aber dennoch: Tierische Eiweiße kann er besser verwerten“, sagt dazu Katharina Seewald von „Pfotenbalance“.

Die vegane Hundeernährung sehe sie „ohne triftigen, ernährungsphysiologischen Grund sehr kritisch. Dem Hund ist es so nämlich dann nicht möglich, seinen Bedarf an essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge über die Nahrung zu decken.“

Gemüse als Ergänzung darf im Napf natürlich nicht fehlen.
Gemüse als Ergänzung darf im Napf natürlich nicht fehlen. / Foto: FatCamera ( Canva)

Gefahr Nährstoffmangel

Bei einer rein pflanzlichen Fütterung sei „der Hauptnachteil, wie bei jeder einseitigen Ernährung, die Gefahr eines Nährstoffmangels“, so die Ernährungsexpertin und erklärt weiter: „Die vom Hund benötigten Nährstoffe müssen in synthetischer Form zur Nahrung hinzugefügt werden, da sie über das rein pflanzliche Futter nicht gut genug aufgenommen werden können. Das bedeutet, dass man nicht an Nahrungsergänzungsmitteln vorbeikommt, wenn eine vegane Ernährungsweise in Betracht gezogen wird. Eine nicht bedarfsdeckende Fütterung hat Nährstoffmängel zur Folge. Außerdem sollten Veränderungen in der Futterzusammenstellung immer langsam und Magen-Darm-Trakt-schonend eingeführt werden, damit sich der Hund an die neue Ernährung gewöhnen kann.“

An Nahrungsergänzungsmitteln führt bei der veganen Ernährung kein Weg vorbei.
An Nahrungsergänzungsmitteln führt bei der veganen Ernährung kein Weg vorbei. / Foto: pixabay

Ausnahmen

Zu empfehlen sei eine vegane Ernährung beim Hund nur aus gesundheitlichen Gründen. „Wenn diese dafürsprechen, auf Fleisch und tierische Produkte völlig zu verzichten. Dies kann mit sehr stark ausgeprägten Allergien oder Futtermittelunverträglichkeiten begründet werden. Ein weiterer Grund für eine vegane Diät wäre eine Fettstoffwechselstörung“, meint Seewald. „Bei einer BARF- oder Kochfütterung zum Beispiel macht es Sinn, einen fleischlosen Tag pro Woche einzuführen. Dadurch kommt es zu einer Entlastung des Magen-Darm-Trakts.“

Qual mit der Moral

Wenn man seinen Hund dennoch vegan ernähren möchte, worauf sollte man ganz besonders achten? „Viele Menschen haben ethische oder moralische Überlegungen, ihren Hund ausschließlich vegan zu ernähren. Dieser Schritt sollte jedoch genau überlegt und gegebenenfalls mit einem Experten oder einer Expertin besprochen werden“, so Seewald. Wie bei jeder Ernährungsform sei es „wichtig, dass der individuelle Nährstoffbedarf gedeckt ist. Bei der veganen Ernährung ist es unumgänglich, ausreichend essenzielle Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren zur Verfügung zu stellen, da diese im Normalfall Fleisch und Fisch liefern. Weiters sollten Hundebesitzer:innen, die ihre Lieblinge vegan ernähren möchten,
darauf achten, ihnen genügend hochwertige Proteine und Fette zur Verfügung zu stellen“, so die Ernährungsberaterin. Man kommt also nicht umhin, dem Hund Nährstoffe in synthetischer Form zuzufügen. Es sei auf „einen stabilen Calcium- und Phosphorhaushalt zu achten und unbedingt der Vitamin-B12-Status im Auge zu behalten“. Sollten Frauchen oder Herrchen tatsächlich mit einer rein pflanzlichen Fütterung liebäugeln, ist eine Beratung durch Tierarzt bzw. Tierärztin oder Ernährungsexpert:innen unumgänglich.

Also ging’s nach mir …

… wären meine Hunde auch Veganer. ABER: Nach mir geht’s in diesem Fall nicht. Denn auch wenn ich mich aus voller Überzeugung pflanzlich ernähre – solange unsere zwei Fellnasen – auch aus voller Überzeugung übrigens – jederzeit (theoretisch) dazu bereit sind, dem nächsten Hasen oder auch Reh den Garaus zu machen, lasse ich sie zumindest an der Futterschüssel weiter Raubtier sein.

Wie die gesunde Ernährung für die Fellnasen zusammengestellt sein sollte, erfährst du im folgenden Artikel. Darin haben wir die 5 wichtigsten Tipps für dich zusammengestellt.

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