Tellington TTouch beim Hund – Die Kraft der Berührung

by StefanC
Ein weißer Hund erhält eine Kopfmassage und ist sichtlich entspannt. Auch TTouch trägt zur Entspannung bei Hunden bei.

Tellington TTouch soll dem Hund dabei helfen, wieder in ein seelisches, körperliches und emotionales Gleichgewicht zu finden. Das doppelte T in TTouch steht übrigens für Trust – Vertrauen.

Ursprünglich entwickelte Linda Tellington-Jones Tellington TTouch für die Anwendung am Pferd. Mittlerweile wird die Methode erfolgreich an fast jeder Tierart und so auch am Hund angewandt. Die grundlegende Philosophie hinter der Tellington TTouch Methode ist es, Tieren freundlich, achtsam und mit Respekt auf Augenhöhe zu begegnen.

Tellington TTouch soll das Tier langsam von kopflosen Reaktionen hin zu einem bewussten Agieren führen. Tellington TTouch vermittelt Selbstsicherheit und Körperbewusstsein – denn entspannte Tiere lernen leichter und mit viel mehr Freude!

Gestresste Hunde: Aus der Balance in die Balance mit Tellington TTouch

Das heutige Leben verlangt unseren vierbeinigen Gefährten einiges ab und viele Hunde leiden unter Stress: Eine ungewohnte Umgebung, der Umzug vom Land in die Stadt oder ein Rucksack voller (unliebsamer) Erfahrungen sind nur einige der unzähligen Gründe, warum unsere Fellnasen unsicher und belastet sein können. Reizarm aufgewachsene Hunde müssen oft überhaupt erst ins Leben finden und sind schnell mit Situationen überfordert.

Doch auch gut sozialisierte Hunde können Ängste und Stress haben oder entwickeln. Oft werden Hunde nicht ausgelastet, sondern überfordert. Man denke zum Beispiel an einen Australian Shepherd, der zwar stundenlang beschäftigt wird, danach aber überdreht statt entspannt ist.

Ein liegender schwarzer Labrador Welpe schaut schüchtern von unten in die Kamera, beide Pfoten sind nach vorne ausgestreckt und ruhen neben dem Kopf. Die Nase ist halb von einer Pfote bedeckt.

Stress wirkt sich auf Hunde negativ aus und kann zu Verhaltensproblemen führen. / Symbolfoto: pixabay

Permanente Anspannung wirkt sich stark negativ auf den Hund aus – der eine wird hibbelig, der nächste ängstlich, wieder ein anderer aggressiv. (Unerwünschte) Verhaltensweisen „speichert“ der Vierbeiner und ruft sie immer wieder ab, solange er keinen anderen Weg aus seiner Konfliktsituation findet. Ein ängstlicher Hund, der beispielsweise gelernt hat, auf andere Hunde aggressiv zu reagieren, wird das auch in Zukunft tun, weil er sich einfach nicht anders zu helfen weiß.

Einem angespannten Hund etwas beibringen zu wollen, ist nicht nur oft sinnlos, sondern verschlimmert die Situation für den Hund zusehends. Da er den Erwartungen nicht entsprechen kann, wird er zunehmend frustriert und gestresst reagieren.

Viele Verhaltensprobleme entstehen durch diese permanente Anspannung – ein ruhiger Vierbeiner hingegen sieht die Welt mit ganz anderen Augen! Der erste und wichtigste Schritt sollte daher sein, dem Hund dabei zu helfen, sich zu entspannen.

Die Tellington TTouch Methode

Die Tellington TTouch Methode soll dem Vierbeiner zu einer tiefen Entspannung verhelfen. Hund und Halter sollen dadurch neue Wege finden und alte Muster ablegen. Tellington TTouch stärkt und festigt das gegenseitige Vertrauen und vertieft die Beziehung zum vierbeinigen Gefährten.

Die Methode eignet sich vor allem für ängstliche, nervöse, hyperaktive oder unruhige Fellnasen. Tellington TTouch hilft dem Hund zur Ruhe zu kommen. Auch Verspannungen und Schmerzen können mit TTouches, ergänzend zur tierärztlichen Behandlung, gelindert werden. Die sanften Berührungen sowie das Bodentraining verhelfen den Vierbeinern zu einer besseren Körperhaltung, die Bandagen sorgen für eine bewusste Körperwahrnehmung und vermitteln Geborgenheit.

Tellington TTouches für den Hund

Die Teelington TTouches sind sanfte, kreisförmige Bewegungen auf dem Körper des Hundes, die so klingende Namen wie „Wolkenleopard“ tragen. Mit Hand oder Fingern, je nach TTouch, hebt, streicht und verschiebt man die Haut in 1 ¼ Kreisen, um das Nervensystem zu aktivieren.

Die TTouches regen die Körperzellen an, das eigene Gleichgewicht wiederzufinden. Sie sind so einfach konzipiert, dass sie jeder anwenden kann. Die Berührungen haben einen positiven Effekt auf Herzschlag und Blutdruck und wirken beruhigend.

Der 1 ¼ Kreis

Für den 1 ¼ Kreis stellt man sich am besten eine Uhr vor. Die 6 markiert den untersten Punkt und zugleich den Startpunkt. Im Uhrzeigersinn kreist man 1 ¼ mal bis zur Neun. Die Intensität des TTouches probiert man am besten zuerst bei sich selbst aus. So bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Druck man eigentlich ausübt. Der Hund zeigt einem außerdem, ob die Berührung für ihn angenehm ist oder nicht.

Linda Tellington-Jones behandelt hier den Cane Terrier Dash. Der kleine Kerl genießt die Berührungen sichtlich!

Bodenarbeit mit dem Hund

Bei der Bodenarbeit führt Herr- oder Frauchen den Hund sehr langsam und ruhig durch einen Parcours. Dieser besteht aus einfachen Hindernissen und verschiedenen Oberflächen – der Hund soll sich so seines Körpers und seiner Umgebung bewusst werden.

Gerade für Vierbeiner, die emotional schnell aus der Balance geraten, ist das Training gut geeignet. Die langsame Führung fördert das körperliche Gleichgewicht und regt den Hund dazu an, seine Bewegungsabläufe neu zu ordnen. Ein besseres Körperbewusstsein wirkt sich auch positiv auf das (Lern-)Verhalten des Hundes aus.

Körperbandagen für den Hund

Ein sitzender Hund mit einer grünen Bandage, die über Kopf und Hals liegt.

Kopfbandagen helfen aufgeregten Hunden zur Ruhe zu finden. / Foto: Facebook (Tellington Touch World)

Ein weiterer Aspekt der Tellington TTouch Methode sind die Körperbandagen. Sie helfen dem Hund dabei, seinen Körper besser wahrzunehmen und sich zu beruhigen. Das Band übt einen sanften Druck auf den Hundekörper aus und wirkt entspannend – die Atmung wird ruhiger, das Herz schlägt langsamer. Man kann sich das Gefühl wie ein „Gehalten werden“ vorstellen, das einem Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.

Ein Stück Stoff – unzählige Möglichkeiten

Stehender Hund, von hinten fotografiert, der eine violette Bandage über Schultern, Rücken und einem Hinterlauf trägt. Das Ende der Bandage ist unter dem Schweif nach oben geführt.

Eine Bandage, die über die Hinterläufe gelegt wird, kann einem Hund helfen, der generell nervös ist oder der sich in dieser Region nicht berühren lassen möchte. / Foto: Facebook (Tellington TTouch World)

Für die Körperbandage kann man spezielle Tellington-Bandagen verwenden. Oft tut es aber auch ein altes T-Shirt oder andere elastische Stoffe. Es gibt unzählige Wickelmethoden, die grundsätzlich alle einfach in der Umsetzung sind. Das Körperband setzt man zuerst am besten in einer entspannten und angenehmen Situation ein. So verknüpft die Fellnase die Bandage mit etwas Positivem. Die Körperbandagen finden in weiterer Folge Anwendung bei Stress, Ängsten, Unruhezuständen oder auch zur Eingewöhnung im neuen Zuhause.

Für jede Wickeltechnik gilt: Das Körperband sollte flach und sanft am Körper anliegen. Den Knoten macht man am besten etwas seitlich und nicht über der Wirbelsäule. Wichtig ist, dass sich der Hund entspannt und frei bewegen kann! Fühlt sich der Vierbeiner sichtbar unwohl, entfernt man das Band wieder. Ein „eingewickelter“ Hund sollte außerdem beaufsichtigt werden – und bevor man ihn alleine lässt, nimmt man die Bandagen am besten wieder ab.

Hier ist eine kurze Anleitung für das Anlegen einer „halben Bandage“. Diese Wickeltechnik ist einer der einfachsten im Tellington Touch und eignet sich gut für den Anfang:

Für wen eignet sich Tellington TTouch?

Tellington TTouch eignet sich für alle, die sich bewusst mit ihrem Hund auseinandersetzen und die Beziehung zu ihm vertiefen möchten. Es ist eine sanfte Methode, um den Hund in seiner Gesamtheit zu fördern und zu unterstützen. Das Schöne am Tellington TTouch ist, dass es nicht nur auf den gettouchten Hund wirkt, sondern auch auf den Halter, der ihn ttoucht. So wirkt es positiv in beide Richtungen. Tellington TTouch ist nicht schwierig zu erlernen. Natürlich gibt es auch Fellnasen, die Tellington TTouch nicht viel abgewinnen können, aber einen Versuch ist es allemal wert. Den Gang zum Tierarzt oder ein gutes Hundetraining ersetzt Tellington TTouch freilich nicht, aber die Methode kann ein sehr guter Wegbereiter und -begleiter für Hund und Halter sein!

Wer gerne mehr über die Tellington TTouch Methode erfahren möchte, kann auf der offiziellen Facebook Seite vorbeischauen oder sich gleich hier das Buch mit DVD von Linda Tellington-Jones kaufen.

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