Giftköder: Wenn Hundehass sein Gift verspritzt

by Michael Wurz
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 2 Minuten Lesedauer
Ein Hund an der Leine vor ihm ein Giftköder der auf der Wiese liegt.

Hunde im eigenen Garten vergiftet, Giftköder auf beliebten Spazierwegen gefunden, Hunde beinahe verendet nach Fressen von mit Rasierklingen gespickten Wurststücken und Ähnliches. 

Nahezu wöchentlich kommt es zu Meldungen, die sich auf Social Media rasch verbreiten:Der Hundehass nimmt mit der steigenden Hundepopulation rasant zu. Wie kann man seinen Hund schützen?

Dem Hundehass Ausdruck zu verleihen, scheint auf erschreckende Weise in Mode gekommen zu sein. Neben der stets gepredigten Rücksichtnahme auf Mitmenschen, die zumindest Anleinen vor Menschenkontakt, Entsorgen der Hinterlassenschaften und Vermeiden von Lärmbelästigung umfasst, gibt es noch eine Reihe anderer Dinge, die den eigenen Hund schützen können.

Umsicht ist besser als Nachsicht

Besteht ein Krieg in der Nachbarschaft oder wohnt der Hund in vielbevölkertem Gebiet und bellt viel am Zaun? So beginnt die Rücksichtnahme und damit die Prävention bereits an dieser Stelle. Bellen ist gemäß gesetzlichem Rahmen gering zu halten. Was sich im persönlichen Gespräch nicht lösen lässt, könnte im Untergrund schwelen. Wer hier mitbedenkt, dass der Feind unter uns ist und der Hund der Leidtragende sein könnte, lässt diesen am besten nur mehr beaufsichtigt in den Garten. 

Dasselbe gilt für den Aufenthalt auf Privatgrund oder in Gebieten, die mit Hunden überladen sind. Je disziplinierter sich jeder einzelne Hundemensch verhält, umso weniger werden unsere geliebten Vierbeiner zu Hassobjekten. Und tatsächlich ist hier jede:r in die Pflicht zu nehmen! Anti-Giftköder-Training umfasst in erster Linie Kooperation. Denn wer seinen Hund, der etwas vom Boden aufnehmen will, lediglich schimpfend weiterzerrt, der riskiert mangelnde Mitarbeit – mehr noch: Der Hund lernt im schlimmsten Fall, dass er schnell sein muss, falls er etwas fressen will. Mit Druck und Disziplinierung allein geht es somit nicht (wie übrigens meist im Hundetraining).

Ein Würstchen mit Nägeln - Giftköder
Ein wachsames Auge und konsequentes Anti-Giftköder-Training sind essentiell, um unseren treuen Begleitern solche Gefahren zu ersparen. © lightspruch (Canva)

Tauschgeschäft

Ein Tauschgeschäft zu etablieren, ist weitaus sinnvoller. Kleinschrittig lernt der Hund, dass Kooperation belohnt wird. Du siehst und riechst etwas Verführerisches am Boden liegen? Zeige es mir und es gibt dieses und/oder noch mehr Gutes! Spielerisch lernt der Hund, dass Selbstbedienung nicht erwünscht ist. Zuerst noch kontrolliert an der Leine, dass die Orientierung an seinem Menschen aber belohnt wird. Nach und nach werden die Aufgabenstellungen schwieriger, später wird die Kontrolle weiter abgebaut, bis die einzelnen winzigen Trainingsschritte auch im Freilauf geübt werden können.

Fingerspitzengefühl

Diese Art des Trainings erfordert viel Fingerspitzengefühl. Um das gewünschte Verhalten zu verstärken und den Hund nicht dafür zu belohnen, sich schnellstmöglich selbst zu bedienen, gehört er in Profihände! Wer sicher sein will, dass sein Hund nichts vom Boden aufnehmen kann, investiert am besten in einen perfekt sitzenden Maulkorb mit Fresssperre – aber Hecheln und Trinken muss trotzdem möglich sein! Dieser soll natürlich nicht das Training ersetzen, sondern in der Trainingsphase oder im Freilauf zusätzliche Sicherheit bieten. Denn nicht nur Giftköder, sondern auch verdorbene oder stark gewürzte Essensreste, Aas oder Fäkalien, Erbrochenes anderer Hunde, Verpackungen, Vogelfutter, der Kot von Wildtieren oder dergleichen sollten nicht den Weg in den Hundemagen finden. Wer weiß, dass sein Hund ein Müllschlucker ist, investiert somit nachhaltig in seine Sicherheit, wenn er ihn doppelt absichert.

Giftköder melden

Wenn es zum Auffinden verdächtiger Substanzen kommt, sind folgende Schritte einzuhalten: Fund dokumentieren, wenn möglich mitnehmen, ansonsten beseitigen, weitere Umgebung absuchen. Danach den Fund bei der Polizei melden und gegebenenfalls über den weiteren Verlauf nach Aufnahme durch ein Tier berichten.

Im Zuge des individuellen Trainings lernt der Hund, Gefundenes anzuzeigen, dieses nicht aufzunehmen, aber auch, dieses wieder auszuspucken. Er lernt ebenso Impulskontrolle und zu warten, bis er etwas fressen darf. Somit basiert das Anti-Giftköder-Training auf Beziehungsarbeit, nämlich auf belohnungsbasierter, die für Frusterleben entschädigt. Stress oder gar Angst sind vermeidbar, spielerischer Aufbau und Spaß an der Interaktion stehen im Fokus. Wer glaubt, dass sich dieses Training mit Druck und Härte aufbauen lässt, wird im schlimmsten Fall an die Grenzen des Gehorsams stoßen – darauf kann er leider viel zu häufig Gift nehmen …

Ein Hund frisst etwas auf einer Wiese
Durch Bindungsarbeit und Training kann gelehrt werden, Giftköderfunde zu melden, anstatt sie zu fressen. © Martin Zaiser (Canva)

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