Dogsharing statt Hundesitter: Hundebetreuung neu gedacht

by Nina Wurzer
3 Minuten Lesedauer
Hund begrüßt eine Frau / Was ist Dogsharing? / Dogsharing Tipps von der Hundetrainerin / Dogsharing Erfahrungen

Volle Terminkalender und ein (Berufs-)Alltag, der eher einem Hamsterrad als einem Spaziergang im Grünen gleicht? Da bleibt der Traum vom eigenen Hund oft genau das: ein Traum. Ist man hingegen schon glückliche:r Besitzer:in eines Vierbeiners, können neue Lebensumstände schnell dafür sorgen, dass die gemeinsame Zeit knapp wird. Dogsharing könnte für beide Situationen eine gute Lösung sein: Entlastung für Hundebesitzer:innen, Fellfreunde für Hundelose und mehr Auslastung für den Vierbeiner. Doch was sind die Risiken und Nebenwirkungen? Worauf kommt es an? Eine Spurensuche.

Was ist Dogsharing?

Anders als beim Hundesitting teilen sich beim Dogsharing zwei (oder mehrere) Personen langfristig einen Hund. Bei der klassischen Variante gibt es eine:n Besitzer:in, der oder die sich die Verantwortung für die Pflege und Betreuung des Vierbeiners mit jemandem teilt. Dogsharing-Partner:innen übernehmen den Hund regelmäßig für längere Zeiträume. So sollen auch berufstätige Singles oder all jene, die sich und ihrem Alltag einen Hund alleine nicht (mehr) zutrauen, einen zufriedenen Vierbeiner haben. Und Bello hat mit den zwei Frauchen oder Herrchen in verschiedenen Haushalten mehr Gesellschaft, mehr Unterhaltung, mehr Auslastung. So der Idealfall.

Tipps für erfolgreiches Dogsharing

Ein:e Besitzer:in: Gerade für juristische Belange ist es wichtig, dass es EINE Person gibt, der Bello gehört. Sie zahlt die Hundesteuer und haftet für Schäden, die der Vierbeiner verursacht. (Viele Versicherer schließen bei Hundehaftpflichtversicherungen Personen, die den Hund wie Dogsharing-Partner:innen in nicht-gewerblicher Absicht betreuen, bereits mit ein.) Der/die Besitzer:in trägt trotz geteilter Betreuung die Hauptverantwortung und gibt die Regeln vor, die für den Vierbeiner gelten.

Regeln und deren Einhaltung: Um dem Hund ein stressfreies Umfeld zu bieten, müssen überall dieselben Regeln gelten. „Gleiche Erziehungsprinzipien und beibehaltene Routinen sorgen für Stabilität“, so Mag. Sabine Macherhammer, Diplom-Verhaltensbiologin und Hundetrainerin mit Spezialisierung auf Angsthunde. Inkonsistente Erziehungsmethoden hingegen führen beim Vierbeiner zu Verwirrung und nicht selten zu problematischem Verhalten.

Notfallplan: Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, empfiehlt Macherhammer, einen Notfallplan auszuarbeiten: Was gilt als Notfall? Wer ist zu verständigen? Wer ist der behandelnde Tierarzt? Was ist im Ernstfall zu tun?

Kommunikation: Dogsharer bauen zum vierbeinigen Schützling eine Beziehung auf. Gefühle und Emotionen spielen dabei natürlich eine große Rolle. Konflikte unter den Zweibeinern sind damit aber oft vorprogrammiert. Nur wer offen miteinander sprechen und beim Gegenüber auf Verständnis und Lösungsorientierung hoffen kann (und akzeptiert, wer über wichtige Fragen entscheidet), wird Dogsharing so führen, wie es gedacht ist: langfristig (&) gut für alle.

Dogsharing-Partner:innen finden

Am besten ist es natürlich, man hat einen Hundemenschen im engeren Umfeld. Ist die Person bekannt, lässt sich leichter abschätzen, ob sie die Körpersprache des Vierbeiner deuten und seine Beschwichtigungssignale erkennen kann. Gibt es so jemanden nicht, finden sich online mittlerweile einige Plattformen, die Hundehalter:innen und Hundefreund:innen zusammenbringen. Sogar Dogsharing-Apps gibt es. Hier mahnt Sabine Macherhammer zu genügend Zeit bei der Eingewöhnung:

„Als Besitzer:in liegt es in meiner Verantwortung, eine für meinen Hund geeignete Person auszusuchen.“

Dazu müssen sich auch die Zweibeiner erst mal kennenlernen.

Hund kuschelt mit einer Frau auf der Couch / Was ist Dogsharing? / Dogsharing Tipps von der Hundetrainerin / Dogsharing Erfahrungen
(c) Ivan Babydov (Pexels)

Vorteile für Dogsharing-Partner:innen

Dogsharing ermöglicht es Hundefreund:innen, Zeit mit einem Vierbeiner zu verbringen – ohne die volle Verpflichtung für ihn übernehmen zu müssen. Regelmäßige Spaziergänge, Kuschelstunden und Spielspaß bringen Hundeglück ins eigene Heim, die Verantwortung für Futter- und Tierarztkosten bleiben aber beim/bei der Besitzer:in. Verlässlichkeit und der Wille, den Leihhund langfristig ins eigene Leben zu integrieren, sind aber notwendige Voraussetzungen.

Der gelungene Start

Dogsharing-Überlegungen als Vorbereitung aufs Kennenlernen

Um das eigene Dogsharing-Projekt erfolgreich in Angriff zu nehmen, sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen: An welche Regeln ist der Vierbeiner gewöhnt? Welchen Tagesablauf kennt er? Was sind seine Vorlieben, was lehnt er ab? Wann bekommt er welches Futter? Wie sieht es mit Belohnungen aus? Wie lange dauern Gassirunden und welche Regeln gelten beim Spazieren? Klare Absprachen in Sachen Erziehung, Kosten und Haftung sind unerlässlich.

Kennenlernen und erste Treffen von Dogsharern

Das Kennenlernen selbst findet am besten in der gewohnten Umgebung statt, um unnötigen Stress zu vermeiden. Bei der Eingewöhnung gilt es, sich Zeit zu lassen. Das bedeutet: wiederholte Treffen, damit sich Zwei- und Vierbeiner ausgiebig beschnüffeln, bekannt machen und gemeinsam spazieren gehen können, sind Pflicht. Erst dann zeigt sich, ob sich hier zwei (bzw. drei) fürs Hundeleben gefunden haben.

Welcher Hund eignet sich NICHT fürs Dogsharing?

Nicht jeder Hund kann „geteilt“ werden. Besitzergreifende Hunde und solche mit Trennungsängsten sind fürs Dogsharing ungeeignet, so Macherhammer. Auch für ängstliche oder aggressive Hunde, die viel Feingefühl und Stabilität im Umgang und der Umgebung brauchen, passt das Dogsharing-Konzept nicht. Offene, entspannte und anpassungsfähige Vierbeiner können aber durchaus davon profitieren. Und darum geht es ja in erster Linie und bei allem immer: um das Hundewohl!

Zusammenfassung

Dogsharing bedeutet, dass sich zwei oder mehr Personen regelmäßig die Betreuung eines Hundes teilen – ideal für Berufstätige oder Menschen mit wenig Zeit. Während eine Person rechtlich Besitzer:in bleibt, übernimmt die andere feste Zeiten für Spaziergänge & Co. Damit das Modell funktioniert, braucht es klare Absprachen zu Erziehung, Alltag und Notfällen sowie eine gute Beziehung zwischen allen Beteiligten. Nicht jeder Hund ist dafür geeignet, aber für soziale, anpassungsfähige Tiere kann Dogsharing eine bereichernde Lösung sein – mit mehr Abwechslung, Auslastung und Liebe.

Das könnte dich auch interessieren