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Sommerliche Lebensgefahr: Hunde nicht im Auto lassen!
Jeden Sommer passiert es trotz Warnungen leider wieder: Jemand lässt seinen Hund bei Hitze im Auto zurück, ist für nur eine halbe Stunde fort – und kommt zu einem vollkommen dehydrierten Vierbeiner zurück. Zu oft ist da der Schaden schon zu groß, und das Tier verendet einige Stunden später qualvoll. Doch warum wird ein Auto so schnell zur Hitzefalle? Und was kann man dagegen tun? Erfahren Sie hier alles darüber, warum man im Sommer den Hund nicht im Auto lassen sollte.
Hitzefalle Auto – binnen Minuten ein Backofen
Viele Menschen unterschätzen, wie schnell sich der Innenraum eines Autos im Sommer aufheizen kann. Tatsächlich kann sich ein in praller Sonne stehendes Automobil binnen weniger Minuten auf das Doppelte der Außentemperaturen aufheizen. Damit wird es schnell zur Todesfalle für Hunde und kleine Kinder gleichermaßen, die ihre Körpertemperatur nicht so effektiv regulieren können wie erwachsene Menschen. Speziell Hunde verfügen über keine Schweißdrüsen, sondern sie kühlen sich hauptsächlich durch Hecheln ab. Und dieser Mechanismus hat besonders bei großer Hitze seine Grenzen.
Wer jetzt aber denkt, dass man das Auto einfach im Schatten abstellen kann und die Gefahr damit gebannt ist, irrt – schlimmstenfalls tödlich. Denn bereits bei recht lauen 20 Grad Außentemperatur (Schatten hin oder her) kann die Temperatur im Wageninneren binnen einer Stunde auf 46 Grad klettern. Hunde erleiden bereits ab 36-40 Grad Körpertemperatur einen Hitzschlag. Steigt die Körpertemperatur gar über 41,5 Grad, wird bereits das körpereigene Gewebe beschädigt.
Experiment: Pizza backen im Auto
Um die extreme Hitzeentwicklung im Auto besser zu veranschaulichen, hat der Falter ein Experiment durchgeführt. Auf dem Armaturenbrett eines PKWs platzierte Reporter Paul Sonnberger ein Backblech mit drei Minipizzen und auf der Motorhaube ein Spiegelei. Nach einigen Stunden in der prallen Sonne zeigte eine Wärmebildkamera 90 Grad im Autoinneren an, und die Minipizzen waren essfertig durchgebacken. Nicht auszudenken, was Hunde oder kleine Kinder durchleiden müssen, die stundenlang in einem heißen Wagen eingesperrt sind. Deswegen gilt im Sommer die oberste Regel: Kinder und Hunde nicht im Auto lassen – auch für wenige Minuten nicht! Für Mensch und Tier ist es besser, erst gar nicht allein im Fahrzeug zurückzubleiben.
Symptome von Hitzschlag beim Hund erkennen
Steigt die Körperwärme der Hunde so stark an, dass sie diese alleine nicht mehr senken können, erleiden sie einen Hitzschlag. Dies zeigt sich durch starkes Hecheln, Taumeln, Erbrechen, Durchfall und glasigem Blick sowie Krämpfen. Die Hunde sind außerdem meist nicht mehr ansprechbar, reagieren nicht auf Rufe oder zeigen sich besonders apathisch oder nervös. Nun heißt es schnell handeln und ab zum Tierarzt – denn ansonsten kann der Hitzschlag tödlich enden. Die Blutgefäße erweitern sich, und es kommt zu einer Minderdurchblutung der Organe. Die Folgen sind Gehirnblutungen und Blutgerinnungsstörung sowie Schäden an der Darmschleimhaut, Nieren und Leber. „Dieser Effekt tritt leider oftmals erst nach einigen Stunden auf und ist dann natürlich auch schwer zu therapieren“, klärt Priv.Doz. Dr. Michael Leschnik von der Veterinärmedizinischen Universität Wien über die besondere Tücke des Hitzschlags auf. „Außerdem darf die Therapie nicht zu früh abgesetzt werden. Es gab Fälle, wo Hunde noch zwei Tage nach dem Absetzen der effektiven Therapie plötzlich verstorben sind.“
Hund ist bei Hitze im Auto eingesperrt – was tun?
Leider passiert es trotz allem immer wieder, dass Hunde im Sommer in Autos zurückgelassen werden. Darf ich als Passant hier handeln? Und vor allem wie? Am besten macht man sich zu allererst auf die Suche nach dem Besitzer des Autos, rät die Tierschutzorganisation PETA. Steht das Fahrzeug auf dem Parkplatz eines Geschäftes, kann man den Besitzer über die Lautsprecheranlage ausrufen lassen. Auch wichtig: Zeugen holen. Hilft das alles nichts, sollte man die Polizei verständigen. Denn sie ist verpflichtet, den Hund aus der tödlichen Falle zu befreien.
Sieht man sich nun gezwungen, die Autoscheibe einzuschlagen, ist es schon so, „dass es sich grundsätzlich um eine Sachbeschädigung handelt, die jedoch bei Vorliegen eines entschuldigenden Notfalls straflos wäre“, so Rechtsanwältin Regina Schedlberger auf planethund.com. „Es hängt bei der eigenmächtigen Befreiung des Tieres daher davon ab, ob tatsächlich eine Notstandssituation gegeben ist. Dies ist aber eine Frage, die für jeden Fall einzeln geprüft werden muss. Diesbezüglich ist zu fragen, ob mit einer baldigen Rückkehr des Besitzers gerechnet werden kann, wie hoch die Temperaturen sind, ob allenfalls Autofenster geöffnet wurden und wie die Verfassung des Tieres ist“. Ein „entschuldigender Notfall“ liege auf jeden Fall vor, „wenn die körperliche Verfassung des Tieres erkennbar so schlecht ist, dass ein weiteres Zuwarten die unmittelbare Gefahr des Todes in sich birgen würde“, so die Anwältin. Es sei aber darauf zu achten, „dass nur ein möglichst geringer Schaden am Fahrzeug eintritt“.
Erste Hilfe bei Hitzschlag
Erkennt man daher die Symptome von Hitzschlag bei einem Hund, ist schnelles Handeln besonders wichtig:
- Hund aus der Hitzesituation befreien
- In kühle Umgebung bringen (Schatten, Innenraum)
- Lauwarmes (!) Wasser geben
- Langsam abkühlen, nicht mit kaltem Wasser übergießen! (Hierzu herrschen durchaus kontroverse Meinungen)
- Ohren, Pfoten und Rute mit kalten, nassen Tüchern umwickeln
- wenn möglich, Ventilator nutzen
- Ab in die nächste Tierklinik!
- Auch bis zu 48 Stunden später wachsam bleiben und beobachten!
Fazit
Zusammenfassend lässt sich eines sagen: Bei Hitze im Sommer sollte man den Hund nicht im Auto lassen – Punkt. Egal, wie verlockend der kurze Sprung in den Supermarkt auf dem Weg nach Hause sein mag – die Fellnase könnte schneller mit dem Leben bezahlen, als man denkt. Auch milde Temperaturen oder ein Schattenplatz für den PKW kann die Gefahr der Sommerhitze nicht beseitigen. Sehen Sie einen Hund in einem PKW, der bereits stark hechelt oder nicht mehr ansprechbar ist, handeln Sie sofort, indem Sie den Autobesitzer ausfindig machen oder den Notruf verständigen.
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