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Was ist die Pseudowut?
Pseudowut beim Hund, auch Juckseuche, Juckpest, Morbus Aujeszky, Aujeszkysche Krankheit oder Aujeszky-Krankheit genannt, wird durch einen mit dem Herpes-Virus verwandten Erreger Suides Herpesvirus 1 (SuHV-1) ausgelöst. Das Virus ist nach dem ungarischen Arzt Aladár Aujeszky benannt. Säugetiere könne sich mit diesem Virus infizieren, Primaten und Menschen jedoch glücklicherweise nicht. Besonders im Zentralnervensystem und in den Schleimhäute der Atmungsorgane manifestiert sich die Krankheit gerne.
Obwohl die Krankheit ausnahmslos tödlich für Hunde verläuft, ist eine Übertragung von Hund zu Hund nicht möglich. Die Infektionsquelle dieser Krankheit sind meist Schweine bzw. rohes Schweinefleisch. Wegen des schweren Verlaufs handelt es sich um eine anzeigepflichtige Seuche. Wird also eine Infektion mit dem Aujeszky-Virus festgestellt, muss dies umgehend den Seuchenschutzbehörden gemeldet werden.
Schweine als Wirt des Aujeszky-Virus
Hausschweine und Wildschweine sind die Hauptwirte dieser Krankheit. Einerseits ist es möglich, dass erkrankte Tiere keinerlei Symptome zeigen, aber dennoch als Überträger fungieren. Dies ist besonders gefährlich, da man von außen keine Gefahr annehmen kann. Das Fleisch dieser Tiere kann so in die Fleischindustrie geraten, ohne Verdacht zu erregen.
Andererseits können Schweine normal daran erkranken und bei schwerem Verlauf sterben – oder aber die Infektion überleben und weiter in sich tragen. Das führt meist zu einer sogenannten latenten Infektion. Das bedeutet, dass das Virus ein Leben lang im Körper des infizierten Schweins bleibt und theoretisch immer wieder ausbrechen kann. Diese Situation tritt oftmals in Stresssituationen wie z. B. bei einem Tiertransport ein.
Da das Virus für Menschen unbedenklich ist, erfolgen Kontrollen des Schlachtfleisches nicht regelmäßig genug. Und so können die Krankheitserreger auf rohes Schweinefleisch in Supermarktregalen gelangen. Wer seinem Hund dieses infizierte Fleisch bewusst zu fressen gibt oder ohne Absicht unbeaufsichtigt lässt, geht leider ein tödliches Risiko ein. Denn Hunde stecken sich meist über rohes Schweinefleisch an.
Wildschweine als Wirt der Pseudowut
Möglich (wenn auch unwahrscheinlicher) ist eine Infektion während der Wildschweinjagd oder während eines Waldspaziergangs. Der Pseudowut-Erreger kann dann z.B. durch Bisse des Schweines oder auch durch diverse Körperflüssigkeiten des Wirtes ausgelöst werden. „Das Virus lässt sich aufgrund seiner Eigenschaften nicht komplett aus der Wildschweinepopulation entfernen, da infizierte Tiere die Infektion meist überleben“, so Sprecherin Susanne Uhrig vom Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises zu einem kürzlichen Fall (wir berichteten).
Daher ist es für Hundebesitzer sehr empfehlenswert, ihre Hunde auch während eines Waldspaziergangs nicht zu weit außer Sicht zu lassen. Denn unbeaufsichtigte Hunde könnten sich an einem am Virus verendeten Wildschwein anstecken. Dazu müssen sie das Fleisch nicht unbedingt konsumieren, theoretisch reicht auch ausführliches Schnuppern oder Wühlen in den Innereien, weil auch Körpersekrete der Wildschweine die Krankheit übertragen können. Dadurch können auch kontaminierte Gegenstände wie Äste, Laub und Steine noch länger Erreger beheimaten. Sollten Sie daher ein totes Wildschwein im Wald finden, halten Sie Ihren Hund unbedingt aus dem Umfeld fern und rufen Sie den zuständigen Jäger oder Behörden an.
Pseudowut beim Hund: Symptome
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der Pseudowut um eine Krankheit, die bei Hunden und Katzen ohne Ausnahme tödlich verläuft. Ist der Hund mit dem Virus infiziert, äußern sich die Symptome binnen einem bis vier Tagen. Sehr schnell kommt es zu Gehirn- und Rückenmarksentzündungen und daraus resultierenden zentralnervösen Erscheinungen. Bei infizierten Hunden sind starke Verhaltensänderungen zu beobachten, die sehr jenen der Tollwut ähneln (daher auch der Name “Pseudowut”). Dazu gehören:
- Appetitlosigkeit,
- Apathie,
- Mattigkeit,
- Erbrechen,
- Durchfall und
- starkes Speicheln.
Möglich ist aber auch nervöses Winseln oder Bellen. Im Gegensatz zur Tollwut werden die Tiere aber nicht aggressiv. Die meisten mit dem Aujesky-Virus infizierten Tiere leiden auch unter Krämpfen oder Lähmungen. Typisch ist auch ein ausgesprochen starker Juckreiz, der bis zur Selbstverstümmelung führen kann.
Da es keine Behandlungsmethoden gegen diese Krankheit gibt, endet die Infektion ausnahmslos tödlich. Der betroffene Hund verendet meist binnen 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome.
Diagnose der Pseudowut
Eine Infektion mit dem Aujeszky-Virus lässt sich nur über eine Analyse der Rückenmarksflüssigkeit feststellen, da sich sowohl das Blutbild als auch die Serologie unauffällig präsentieren. Als wichtigster Hinweis auf eine mögliche Infektion gilt der Kontakt zu Wild- oder Hausschweinen oder zu deren rohen Fleisch. Absolut zweifelsfrei kann die Diagnose jedoch leider nur nach dem Tod des Tieres erfolgen, indem das Tonsillen- und Gehirngewebe einer genauen Untersuchung unterzogen wird.
Prävention
Da es für Hunde weder eine Impfung noch eine Behandlungsmethode gegen diese Krankheit gibt, ist es notwendig, es erst gar nicht zu einer Infektion kommen zu lassen. Es sollte daher vermieden werden, dem Hund rohes Schweinefleisch zu füttern. Wenn Sie Ihrer Fellnase unbedingt Schweinefleisch geben wollen, kochen Sie dieses zuerst sorgfältig ab, um mögliche Erreger der Pseudowut abzutöten.
Acht geben sollte man auch bei der Jagd. Obwohl Österreich und Deutschland als Pseudowut-frei deklariert sind, gilt dies wiederum nur für den Hausschweinebestand, nicht aber für die Wildschweine. Aus diesem Grund sollte man auch unkontrollierte Freigänge der Hunde vermeiden – besonders in Gebieten mit Aujeszky-Virus infizierten Wildschweinen.
Ähnliche Krankheiten
Natürlich gibt es auch andere Krankheiten, die sehr ähnliche Symptome wie Pseudowut entwickeln können. Im Zuge einer Differenzialdiagnose versuchen behandelnde Tierärzte deswegen, andere Ursachen auszuschließen. (Dennoch gilt: Obwohl andere Diagnosemöglichkeiten wesentlich harmloser sind und einen nicht-tödlichen Verlauf haben, muss bei Verdacht unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden!)
Allem voran wäre hier wie erwähnt die Tollwut. Dank Impfungen und scharfer Kontrollen ist eine Ansteckung mit echter Tollwut jedoch heutzutage sehr unwahrscheinlich. Zudem geht die echte Tollwut mit großer Aggressivität und Angst vor Wasser einher. Weitere ähnliche Krankheitsbilder umfassen die nervöse Form der Staupe, Toxoplasmose, gewisse Formen von Vergiftungen und Allergien. Denn manche Hunde können (neben anderen Auslösern) auch allergisch auf den Verzehr von Schweinefleisch reagieren. In seltenen Fällen vertragen Fellnasen die speziellen Proteine von Schweinefleisch nicht und können dieses sehr schlecht verdauen, was ebenfalls zu Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit führen kann.
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