Entspanntes Spielen mit mehreren Hunden – so klappt’s!

by Verena Hauck
4 Minuten Lesedauer
Auf dem Foto sieht man das Spielen mit mehreren Hunden zusammen.

Wie Spielen in der Mehrhundehaltung gelingt

Mehrere Hunde bedeuten mehr Freude, mehr Dynamik – aber auch mehr Herausforderungen, gerade beim Thema Spiel. Wer in einer größeren Gruppe lebt, will dazugehören, gesehen werden, mitmachen. Doch wie gelingt es, aus dem wilden Durcheinander ein harmonisches Miteinander zu machen? Hundetrainerin und Expertin für Mehrhundehaltung Christine Ströhlein gibt Tipps, wie das Spielen mit mehreren Hunden gelingen kann.

Gemeinsam spielen, gemeinsam wachsen

Spiel ist mehr als nur Bewegung – es ist Kommunikation, Beziehungspflege und Persönlichkeitsentwicklung. In der Mehrhundehaltung heißt das: Alle ins Boot holen, aber niemanden über Bord gehen lassen. Besonders, wenn Hunde mitsehr unterschiedlichem Charakter zusammenkommen, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Nicht jeder Hund hat dieselbe Spielmotivation, dieselbe Energie oder dieselben Grenzen.

Der eine startet voller Elan, der andere beobachtet lieber erst einmal. Und genau hier liegt die Aufgabe des Menschen: Er wird zum Moderator, zum Spielleiter, zur ruhigen Mitte in der bunten Dynamik aller Hunde. Klarheit, Fairness und positive Bestärkung helfen, das Spiel so zu gestalten, dass alle etwas davon haben – ob Draufgänger oder Denker, Senior oder Jungspund.

Christine Ströhlein spielt mit mehreren Hunden das Zerrspiel.
Jeder Hund darf abwechselnd am Zergel ziehen. / Foto: Christine Ströhlein.

Tolle Spiele für mehrere Hunde

Zerrspiel – Ziehen verbindet

Zerrspiele sind echte Alleskönner. Sie machen Spaß, fördern die Kommunikation zwischen Menschen und Hunden und – ganz wichtig – stärken die Beziehung untereinander.

So geht’s:

  • Wähle ein langes, stabiles Zergel, damit genug Platz für zwei oder mehr Schnauzen ist – und deine Finger sicher bleiben.
  • Starte immer mit einem Signal, zum Beispiel „Los geht’s!“. Damit kein „Gewöhnungseffekt“ im Sinne von Langeweile aufkommt, darf mal nur der Hund, dessen Name gefallen ist, mal alle ziehen. Mal gewinnt man, mal verliert man. Mal haltet man das Zergel so lange ganz still, bis der Hund nicht mehr zieht, und startet sofort als Belohnung danach die nächste Runde. Je vielfältiger, desto mehr Spaß für die Hunde.
  • Achte auf ruhige Körpersprache, regelmäßige Pausen und ein klar formuliertes „Fertig“.
  • Jeder Hund soll abwechselnd gewinnen dürfen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert Fairness.
  • Wenn du mit zwei oder mehr Hunden spielst, halte dich an klare Regeln: Kein Drängeln, keine Übertreibungen. Jeder bekommt seinen Moment.

Ein sanftes Zerrspiel kann bei unsicheren Hunden wahre Wunder wirken. Es gibt ihnen das Gefühl, etwas zu kontrollieren – und das ist für viele, die aus dem Tierschutz kommen oder schlechte Erfahrungen gemacht haben, ein echter Gamechanger. Starte langsam, begleite geduldig und freue dich über jeden kleinen Fortschritt.

Eine Kartonröhre an einer Plastikflasche befestigt.
Das Röhrenspiel lässt sich ganz einfach zusammen nachbasteln. / Foto: Christine Ströhlein.

Die Röhre – kreatives Köpfchenspiel

Ein Spiel für alle Sinne – besonders gut geeignet für drinnen oder bei Regenwetter. Und es braucht nicht viel, nämlich nur

  • eine stabile Röhre (z. B. Küchenrolle, Versandröhre),
  • eine Plastikflasche mit Leckerlis gefüllt,
  • ein Gummiband oder eine Schnur.

Und so funktioniert’s:

  • Platziere die Flasche so an der Röhre, dass sie sich am geschlossenen Ende befindet.
  • Fülle Leckerlis ein – am besten runde, trockene Snacks.
  • Gib deinen Hunden nacheinander die Möglichkeit, das Rätsel zu lösen.
  • Bei mehreren Röhren können auch alle gleichzeitig starten – mit einem gemeinsamen „Und los!“.

Wichtig: Jeder Hund soll seine Erfolgsmomente haben. Unterstütze die Langsameren, schütze sie vor den Schnelleren. Und belohne auch den Beobachter, der sich vielleicht (noch) nicht traut.

In einem Garten stöbern mehrere Hunde im Spiel Trümmerfeld.
Das Trümmerfeld bietet viele Möglichkeiten für Zusammenarbeit. / Foto: Christine Ströhlein.

Das Trümmerfeld – Abenteuer im eigenen Garten

Du hast keinen riesigen Auslauf? Macht nichts! Ein fantasievoll gestaltetes Trümmerfeld bringt Action in jeden Garten. Du brauchst einfach nur Kartons, Decken, Töpfe, Eimer, Planen, Stangen, Stühle – was Küche und Keller halt so hergeben.

Und so geht’s:

  • Verstecke Leckerlis, Spielzeuge oder kleine Überraschungen unter oder zwischen den Gegenständen.
  • Lass deine Hunde suchen, klettern, sich strecken oder ducken.
  • Jeder Erfolg wird gefeiert – auch das einfache Entdecken oder neugierige Schnüffeln.

Tipp: Belohne auch diejenigen, die nichts gefunden haben. Denn schon das Mitmachen in einer komplexen Umgebung ist eine echte Leistung!

Die häufigsten Herausforderungen beim Spielen mit mehreren Hunden

Was tun, wenn ein Hund ängstlich ist oder nicht spielen will?

Nicht jeder Hund startet begeistert durch. Manche brauchen Zeit – und deine Geduld. Zwinge niemanden, sondern lade ein. Spiele sollten kein Muss sein, sondern ein Angebot.

Du kannst helfen, wenn du eine sanfte Stimmlage und ruhige Bewegungen nutzt. Beginne mit bekannten Gegenständen oder vertrauter Umgebung und feiere jeden noch so kleinen Schritt: ein Blick, ein Schnüffeln, ein kurzes Anstupsen. Vermeide auf jeden Fall Druck. Kein „Jetzt mach doch mal!“, sondern eher ein „Ich freue mich, dass du da bist.“ Gerade ängstliche Hunde profitieren von wiederkehrenden Spielritualen. Sie lernen: Hier darf ich sein, wie ich bin. Und mit der Zeit werden auch sie mutiger und nehmen vielleicht sogar am Spielen mit mehreren Hunden teil.

Was tun bei Streit um Ressourcen? – Prävention ist alles

Spielen ist toll – bis es kracht. Damit es gar nicht erst so weit kommt, hilft ein klarer Rahmen. Du vermeidest Konflikte, indem Ressourcen nicht limitiert sind. Stelle genug Spielzeug für alle zur Verfügung, nicht nur ein Zergel für drei oder mehr Hunde. Jeder bekommt eigene Aufgaben und seine Erfolgserlebnisse. Am besten beginnst du mit kleinen Gruppen. Erst lässt du zwei Hunde miteinander spielen, gerne auch in verschiedenen möglichen Kombinationen mit mehreren Hunden. Erst am Ende trifft die ganze Bande im Spiel aufeinander.

Wichtig dabei: Baue von Anfang an Entspannungssignale ein („Fertig gespielt“, „Pause“).  In der Pause darf beispielsweise jeder Hund machen, was er möchte, aber eben in ruhiger Atmosphäre. Also schnüffeln, sich hinlegen, etwas beobachten… So lernen Hunde auch für den Alltag, schneller von einem Erregungszustand zur Ruhe zu kommen.

Und: Du bist der Spielleiter. Deine Hunde dürfen lernen, dass du für Gerechtigkeit sorgst. Und wenn es doch mal Streit gibt, heißt es ruhig bleiben, trennen, neu starten. Und analysieren: Was war der Auslöser? Konkurrenz? Überforderung? Dann baust du deine Gruppenspiele das nächste Mal etwas anders auf.

📚 Erfahre in diesem Artikel mehr darüber, warum Hunde streiten und wie man sich im Fall der Fälle am besten verhalten sollte.

Auf einer Wiese findet Spielen mit mehreren Hunden statt.
Das harmonische Zusammenleben und -spielen mit mehreren Hunden erfordert Arbeit und klare Regeln. / Foto: Ksenia Raykova.

Fazit: Gemeinsames Spiel mit mehreren Hunden macht mehr aus deinem „Rudel“

Spiel ist Brücke, Werkzeug und Geschenk zugleich. Es schafft Vertrauen, fördert die Kommunikation und lässt aus vielen einzelnen Hunden ein Team werden. Mit Kreativität, Geduld und einem Blick für die Bedürfnisse jedes Einzelnen wird deine Gruppe nicht nur beschäftigt – sondern verbunden. Und das Beste: Du bist mittendrin. Nicht nur als Halter, sondern als Freund, Spielpartner und sicherer Hafen.

Spiele ruhig, bunt, vielfältig. Heute Zerrspiel, morgen Denkaufgabe, übermorgen ein Abenteuer im Trümmerfeld. Hauptsache, ihr erlebt es zusammen. Positive gemeinsame Erlebnisse sind der beste Beziehungsbooster im Mehrhundehaushalt.

Und vergiss nicht: Auch Nichtspieler dürfen dabei sein. Vielleicht sitzen sie einfach nur daneben, schauen zu und fühlen sich trotzdem zugehörig. Und wer weiß – vielleicht macht irgendwann auch der vorsichtigste Schnüffler den ersten Schritt ins Spiel.

Denn mit Liebe, Geduld und einem offenen Herzen wächst nicht nur deine Hundefamilie, sondern auch die Freude am gemeinsamen Leben.

Christine Ströhlein

Hundetrainerin, Buchautorin

Christine Ströhlein ist leidenschaftliche „Hundemama“ von aktuell sechs Windhunden aus dem spanischen Tierschutz, sowie Expertin für Mehrhundehaltung und Autorin ihres Buchs über Mehrhundehaltung. Durch ihre jahrelange Arbeit als Hundetrainerin, Pflegestelle für spanische Galgos und Besitzerin einer Hundepension mit reiner Gruppenhaltung ist Christine Ströhlein davon überzeugt, dass ein vorausschauender, fairer und vor allem bedürfnisorientierter Umgang vieles erleichtert und eine vertrauensvolle Basis schafft, mit der einfach alles möglich ist.
 
Sie möchte Familien mit mehr als einem Hund, die mit Stress und Konflikten in ihrer Gruppe oder im Außenbereich zu kämpfen haben, durch Onlinekurse und persönliches Training unterstützen. Dabei lehrt sie, wertvolle Strukturen zu entwickeln und einen harmonischen, entspannten gemeinsamen Alltag zu leben und zu genießen. Sie möchte Menschen dazu ermutigen, wieder mehr Vertrauen zu sich und ihren Hunden aufzubauen und damit beide Seiten der Leine(n) glücklicher machen.

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