Richtig verhalten: Was tun, wenn Hunde kämpfen?

by Redaktion
4 Minuten Lesedauer
was tun wenn hunde kämpfen beissen biss verletzung rüden hündinnen wiese

Zwei Hunde, ein Biss

Der “Erzfeind” oder ein unbekannter Hund taucht auf, kurzes Anstarren, als Halter passt man eine Sekunde nicht auf und schon ist es passiert. Zwei Hunde sind zu einem knurrenden und bellenden Knäuel verschmolzen, Zähne blitzen auf. Als Hundebesitzer stellt sich dann die dringende Frage: Was tun, wenn Hunde kämpfen? Denn ist so ein Hundekampf erst mal im Gange, ist guter Rat teuer, wie man die Vierbeiner am besten wieder voneinander trennt. 

Aber ist menschliches Eingreifen überhaupt schlau und wenn ja, wann und wie? Wie erkenne ich als Zweibeiner, ob die Rauferei ernst gemeint, ein sogenannter “Kommentkampf” oder überhaupt nur harmloses Spiel ist? Alle Antworten auf die Frage “Was tun, wenn Hunde kämpfen?” erfahren Sie in unserem Artikel.

Zwischen Spiel, Kommentkampf und Ernst unterscheiden

“Der will doch nur spielen!” – viele Hundebesitzer kennen diese berühmten Worte, die leider oftmals mit einer blutigen Schramme am Tier oder gar einem Biss in der eigenen Hand enden. Denn für uns Menschen ist es sehr schwer, unterscheiden zu können, ob eine Auseinandersetzung zwischen Hunden spielerisch, imponierend oder buchstäblich todernst gemeint ist. Wer die hündische Körpersprache gut kennt, kann schon an der Art, wie Hunde Kontakt aufnehmen, erkennen, was Sache ist. 

Spiel

Tatsächlich spielen erwachsene Hunde nur mehr selten miteinander, auch wenn viele Frauchen und Herrchen das nicht wahrhaben wollen. Gemeinsames Spiel ist ein Vertrauensbeweis – daher müssen sich die Hunde als Grundvoraussetzung bereits kennen oder auf Anhieb gut verstehen. Dem spielerischen Kämpfen geht also stets freundliche Interaktion wie bereitwilliges Beschnuppern(lassen), hinwerfen oder übertriebene Gesichter (sogenannte “Spielgrimassen”) und Bewegungen einher.

Außerdem: Echtes Spiel ist sehr dynamisch und wechselhaft. Es wird nicht gestarrt, sondern immer wieder kurze Blicke ausgetauscht, Bewegungsmuster werden unvollständig oder sehr übertrieben gezeigt; Bisse zum Beispiel mit weit aufgerissenem Maul nur angedeutet und es wird mitunter auch gepfötelt, gesprungen und hingeworfen. Auch die Rollen wechseln einander ab, der Jäger wird zum Gejagten und wieder umgekehrt. Zudem legen die Hunde immer wieder entspannte Pausen ein. Für manche Hunde ist Knurren und Bellen in dieser Phase normal, hält aber nie lange an.

die hundezeitung was tun wenn hunde kämpfen biss aggression kampf kommentkampf spiel spielverhalten
So sieht entspanntes Spiel aus: Die Bisse sind nur angedeutet, das Hinterteil ist in die Höhe gereckt, ein Hund präsentiert vertrauensvoll seinen Bauch. Alles im Lot - trotz gefletschter Zähne und vielleicht sogar Knurren. / Foto: grki.

Kommentkampf

Sogenannte Kommentkämpfe entstehen meist, aber nicht ausschließlich zwischen Hunden des gleichen Geschlechts. Dabei handelt es sich um relativ harmlose und für das Sozialverhalten von Hunden wichtige Auseinandersetzungen. So zeigen Hunde ihren Rivalen ihre Körperkraft und Nervenstärke oder stecken Grenzen ab. Zudem kann auch im Streit um eine Ressource (Futter, ein Spielzeug, ein anderer Hund oder Mensch) ein Kommentkampf ausbrechen. 

Bei Kommentkämpfen knurren und bellen Hunde lautstark, fletschen die Zähne, verschlingen sich zu zu einem Knäuel und versuchen, den Gegner meist mit Körpereinsatz statt mit Zähnen zu unterwerfen. Das Ziel dieser Auseinandersetzung ist, dass eine Partei klein beigibt. Will keiner der Streithähne einen Rückzieher machen, kann es gerade im Ressourcenstreit durchaus auch zu kleinen und meist recht harmlosen Verletzungen kommen.

Für uns Menschen sind Kommentkämpfe eine furchteinflößende Erfahrung. Trotzdem gilt es, ruhig zu bleiben – denn wer sich schreiend und wild mit den Armen fuchtelnd nähert, könnte eine eigentlich glimpflich verlaufende Situation zu einem echten Kampf eskalieren.  Im Regelfall hilft es bereits, wenn sich die jeweiligen Besitzer voneinander und von den Hunden entfernen. Denn wenn quasi die Rückendeckung fehlt, trennen sich auch die Vierbeiner im besten Fall sehr rasch.  Ansonsten kann man versuchen, die Hunde durch bestimmtes, aber freundliches Rufen des Namens abzulenken oder auseinander zu locken.

Kampf

Die gängigste, wirklich gefährliche Kampfsituation entsteht meistens zwischen zwei fremden Hunden und zeichnet sich schon von weitem ab. Meist gibt es einen klaren Aggressor, der sich bereits mit gesenktem Kopf entweder langsam nähert oder sofort auf den anderen Hund zuläuft und zur Tat schreitet. Das Gemeine hierbei: Diese Hunde nähern sich vollkommen lautlos, und auch während des Kampfes ist Knurren oder Bellen selten. Es wird nicht mehr gewarnt oder gedroht, sondern gehandelt.  

Eine zweite echte Kampfsituation kann aus einer sozialen Situation entstehen, in der sich die Hunde bereits beschnuppert und kennengelernt haben. Sieht man, dass der eigene Hund sich aggressiv gegenüber einem Hund verhält, der sich deutlich unterwürfig zeigt (geschlossenes Maul, zurückgelegte Ohren, runder Rücken, Ausweichbewegungen), sollte man ihn aus der Situation holen, bevor er einen handfesten Streit vom Zaun bricht.

Hunde, die es ernst meinen, zeigen neben dem gesenkten Kopf zudem gesträubtes Fell, starren intensiv und bewegen sich sehr zielgerichtet und geradlinig auf den anderen Hund zu. Sie versuchen immer wieder, diesem aufzureiten oder den Weg zur Sicherheit des Besitzers abzuschneiden. Spätestens jetzt wird es Zeit, den Übeltäter zu sich zu rufen und die Situation zu verlassen – den anderen Hunden und Haltern zuliebe.

Was tun, wenn Hunde kämpfen?

Egal, ob ein Kommentkampf ausartet oder ein Hund plötzlich und scheinbar grundlos einen anderen anfällt – was tun, wenn Hunde kämpfen? Als Hundebesitzer verspüren viele einen ersten Impuls, selbst dazwischenzugehen. Davon ist aber dringend abzuraten: Denn in der Hektik des Gefechts kann man schnell selbst verletzt werden – auch vom eigenen Hund. Denn dieser befindet sich in einer Ausnahmesituation und trägt die Scheuklappen der Furcht. Das bedeutet, dass er nicht identifizieren kann, was sich ihm nähert – selbst der ansonsten geliebte Mensch. 

Daher lautet das oberstes Gebot: Ruhe bewahren! Hysterisches Schreien oder lautstarkes Schimpfen sollte unbedingt vermieden werden, denn das heizt die Hunde nur noch mehr an. Stattdessen sollte man versuchen, die Hunde abzulenken, zum Beispiel indem man eine Jacke über den Kopf wirft oder einen Regenschirm plötzlich aufspannt. Diesen Schreckmoment können dann beide Besitzer dazu nützen, um die beiden Kontrahenten durch beherztes Zugreifen zu trennen. Besser schnappt man sich Halsband, Leine oder Geschirr. Denn weiterhin besteht die Gefahr eines Bisses, bis der Hund sich von der Situation lösen und sich beruhigen kann!

Nach einem Vorfall mit Verletzungen ist es außerdem sinnvoll, Kontaktdaten auszutauschen, um sich nach eventuellen Folgen erkundigen zu können. 

Beobachten und vorbeugen

Natürlich wäre es gut, wenn es gar nicht zum Kampf kommt und man sich die Frage “Was tun, wenn Hunde kämpfen?” erst gar nicht stellen muss. Was kann man also als Hundehalter tun, um das Schlimmste zu vermeiden? 

Im privaten Garten, auf der Hundewiese oder dem Spaziergang mit Freilauf sollte man den eigenen Hund stets im Auge behalten – besonders, wenn sich ein fremder Hund nähert. Hat man Zweifel über das Gemüt des anderen Hundes, ist es am besten, einfach den Besitzer zu bitten, diesen festzuhalten, bis man sich und den eigenen Hund sicher aus der Situation entfernt hat. Bemerkt man, dass sich der eigene Vierbeiner wie ein Rüpel verhält, sollte man die Situation ebenfalls besser verlassen.

die hundezeitung was tun wenn hunde kämpfen biss aggression kampf kommentkampf spiel
An der Leine sind Hunde in ihrer Kommunikation eingeschränkt - was schnell in Aggressivität umschlägt. / Foto: Valeriia Boiko.

Was allerdings meist gut zu vermeiden ist, ist gegenseitiges Beschnuppern an der Leine. Das sollte absolut tabu sein! Für die Vierbeiner ist das nämlich – entgegen der Meinung vieler Frauchen und Herrchen – nur selten angenehm, denn durch die eingeschränkte Bewegung entstehen schnell Missverständnisse und Unsicherheiten. Macht der Hund mehrere unangenehme Erfahrungen an der Leine, kann sogar eine Leinenaggression entstehen. Wer will, dass der Hund artgerechten Kontakt zu Artgenossen hat, sollte lieber eine Hundewiese aufsuchen. Oder gezielt Spieldates mit bereits bekannten Hunden im eigenen Garten oder zu Zeiten ausmachen, wo die Hundewiese leer ist.

Am Thema “Was tun, wenn Hunde kämpfen” interessiert? 

Dann schmökern Sie gleich in unseren Artikeln weiter:

Das könnte dich auch interessieren