Hundetrainerin erklärt: Parcourstraining für ängstliche Hunde

Ein Weg zur Unterstützung ängstlicher und unsicherer Hunde

by Alina Rupp
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 2 Minuten Lesedauer
Parcourstraining – Ein Weg zur Unterstützung ängstlicher und unsicherer Hunde. /Foto: Pia Lambacher-Zovkic

Mein Name ist Pia Lambacher-Zovkic und in meiner Arbeit erlebe ich tagtäglich, wie ähnlich sich Menschen und Hunde in vielerlei Hinsicht, besonders aber in den grundlegenden Emotionen sind. Freude, Leid, Wut und Angst kennen sowohl wir, aber eben auch unsere Vierbeiner.

Meine Aufgabe als tierschutzqualifizierte Hundetrainerin ist es, Hundehaltende darin zu unterstützen, ihren Hunden zu helfen, mit diesen Emotionen umzugehen und gleichzeitig das erwünschte Verhalten zu fördern.

Ein Teil davon ist das immer beliebter werdende Parcourstraining, bei dem der Hund in Begleitung seines Menschen verschiedene Hindernisse bewältig. Dabei geht es nicht um das Höher, Schneller, Weiter oder Besser wie im klassischen Hundesport, sondern darum, dass der Hund seinen Weg durch den Parcours findet und diesen bewusst geht. Auch die Hindernisse sind weit vielfältiger als beispielsweise im Agility, denn es gibt Wackelbretter, diverse Hürden aus alten Autoreifen, knisternden Planen, Bällepools, raschelnden Vorhänge und vieles mehr.

Durch die Vielfältigkeit ist so ein Parcours sowohl für kleine als auch für große Hunde und Hunde jeden Alters, teilweise sogar mit Handicap, geeignet. Bei diesem Training ist mir besonders wichtig zu erwähnen, dass der Hund das Tempo bestimmt, und niemals vom Menschen unter Druck gesetzt wird, wenn er gerade erst das Hindernis erkundet.

Denn nur so können all die Vorteile genutzt werden und davon gibt es eine ganze Menge!

1. Förderung des Selbstvertrauens

Der Hauptvorteil liegt in meinen Augen darin, dass das Selbstvertrauen des Hundes gestärkt wird. Ängstliche und unsichere Hunde profitieren also besonders von den abwechslungsreichen Übungen. (Aber seien wir ehrlich: Ein gestärktes Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten schadet auch den mutigsten unter den Vierbeinern nicht.)

Der Hund lernt neue, zu Beginn oft etwas gruselige und beängstigende Hindernisse zu überwinden. Diese positiven Erfahrungen beim erfolgreichen Absolvieren der Aufgaben stärken das Selbstbewusstsein und tragen so dazu bei, dass sich der Hund auch im Alltag sicherer fühlen kann.

2. Verbesserte Körperwahrnehmung

Obwohl es beim Parcourstraining nicht um körperliche Leistung in irgendeiner Form geht, haben die Übungen einige Vorteile für den Hundekörper. Zum einen werden durch die unterschiedlichen Bewegungsabläufe Muskelpartien aktiviert, die bei einer ruhigen Gassirunde um den Häuserblock nicht beansprucht werden. Zum anderen lernt der Hund den eigenen Körper besser wahrzunehmen. Das passiert vor allem durch das Balancieren über die verschiedenen Hindernisse und durch die unterschiedlichen Untergründe, die der Hund unter seinen Pfoten spürt.

3. Mentale Stimulation

Einige Hindernisse sind so aufgebaut, dass der Hund sich erst einmal überlegen muss, wie er die Übung am besten bewältigen kann. Wo setzt er seine Pfote auf? Welcher Schritt ist der Nächste? Die Suche nach Lösungen fördert die kognitiven Fähigkeiten und beugt Langeweile vor.

4. Bindungsaufbau zwischen Hund und Mensch

Ein weiterer wichtiger und positiver Effekt des Parcourstrainings ist, dass die Interaktion zwischen Mensch und Hund gefördert und so die Bindung zwischen den beiden verbessert wird. Der Hund lernt, dass er sich auf seinen Menschen verlassen kann, da dieser ihm zwar auf den ersten Blick schwierige Aufgaben zeigt, diese aber für den Hund machbar sind und sein Mensch ihn durch diese Übungen begleitet.

Und unter anderem genau wegen des Bindungsaufbaus ist es wichtig, dass dem Hund kein Druck gemacht wird, über Hindernisse zu gehen, für die er sich (noch) nicht bereit fühlt. Schließlich soll der Hund die Vorteile des Trainings genießen und nicht in eine unangenehme Situation gezwungen werden, die er dann womöglich mit seinem Menschen verbindet.

5. Reduktion von Stress und Angst

Aus all diesen genannten Punkten entsteht in der Folge ein weiterer Vorteil: Durch das Erlernen von Selbstwirksamkeit in einer sicheren und kontrollierten Umgebung können Hunde ihre Ängste abbauen. Zudem wirkt die körperliche Aktivität stressabbauend und trägt so zur allgemeinen Entspannung bei.

Fazit

Parcourstraining bietet also eine vielversprechende Möglichkeit, ängstliche und unsichere Hunde zu unterstützen, ist aber für grundsätzlich für jeden Hund, egal ob mit oder ohne Ängste, geeignet. Durch die Kombination aus körperlicher Bewegung, mentaler Herausforderung und positiver Verstärkung kann der Hund sein Selbstvertrauen stärken und Ängste abbauen. Für Hundehaltende ist es eine sich lohnende Investition, die nicht nur das Wohlbefinden des Vierbeiners verbessert, sondern auch die Bindung zwischen Mensch und Hund vertieft.

Über die Autorin

Pia Lambacher-Zovkic ist tierschutzqualifizierte Hundetrainerin und hat sich auf die Arbeit mit sensiblen Hunden spezialisiert.

Kontakt:

Pia Lambacher-Zovkic mit Hund
Pia Lambacher-Zovkic

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