Wenn der Hund gestorben ist: Trauer bei Kindern begleiten

by Nina Wurzer
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 3 Minuten Lesedauer
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Ein Fellfreund fürs Leben − und danach?

Wer das Glück hat, als Kind mit Tieren aufzuwachsen, findet im Vierbeiner einen Spielkameraden, Trostspender und engen Vertrauten. Der Fellfreund ist ein vollwertiges Familienmitglied, die Verbundenheit mit ihm unsagbar innig. Das große Dilemma dieser Freundschaft: die unterschiedlich langen Lebensspannen. Während das Baby zum tapsigen Knirps und quirligen Kind heranwächst, wird Bello an seiner Seite immer gemächlicher und langsam grau um die Schnauze. 

Haustiere sind für Kinder meist die erste Begegnung mit dem Tod

So ist der geliebte Vierbeiner nicht selten der erste beste Freund – und die erste schmerzliche Begegnung mit dem Tod. Das bestätigt auch Veterinärmedizinerin Prof. Svenja Springer, die am Messerli-Institut zu Mensch-Tier-Beziehungen forscht. Ihr zufolge wird der Tod durch unsere Vierbeiner und ihre kürzeren Leben zum unmittelbaren Erlebnis – für Jung und Alt:

Haustiere nehmen einen besonderen Stellenwert im Leben des Menschen ein, wobei emotionale Bindungen die Mensch-Tier-Beziehungen prägen. Da Haustiere wie Hunde und Katzen eine weit geringere Lebenserwartung als Menschen haben, müssen wir uns eines Tages von unseren Tieren verabschieden. Wenn ein Haustier stirbt, geschieht dies oft in einer vertrauten Umgebung, was den Abschied zu einem sehr persönlichen und unmittelbaren Erlebnis für die Tierhalter:innen und Familien macht. Studien zeigen, dass dieser intime Rahmen insbesondere für Kinder und Jugendliche eine Chance bietet, Primärerfahrungen mit den Themen Sterben, Tod und Trauer zu sammeln – ohne die Barrieren und Formalitäten, die häufig mit dem Tod von Menschen verbunden sind.

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(c) Oksana Latysheva von oksanavectorart (Canva)

Wie Kinder trauern

Ist es an der Zeit, vom Vierbeiner Abschied zu nehmen, fällt das allen schwer – ob Groß oder Klein. Es ist, als ob der Boden unter den Füßen aufreißt und einen ins Leere fallen lässt. Erwachsene trauern meist über längere Zeit intensiver; gerade am Anfang ist die Trauer wie eine Welle: Mal trifft sie einen mit voller Wucht, mal zieht sie sich zurück und lässt einen durchatmen – ganz weg ist sie aber nie. Wenn der Hund gestorben ist, trauern Kinder anders als Erwachsene: Bei ihnen wechseln sich Unbeschwertheit und tiefe Traurigkeit ab. Die Trauer kommt in Schüben – ein Schutzmechanismus, denn belastende Gefühle halten Kinder nur für kurze Zeit am Stück aus. 

Wie Eltern Trauer bei Kindern unterstützen 

Was Kinder jetzt brauchen, sind (altersgerechte) klare Worte: „Unser Hund Luna ist gestorben. Ihr Körper funktioniert nicht mehr, sie kann nicht mehr spielen oder fressen.“ Sätze wie diese helfen mehr als beschönigende Formulierungen. Die sorgen eher für Unsicherheit oder wecken falsche Ängste. 

„Unser Hund ist ,gestorben‘ – nicht ‚eingeschlafen‘“

Gerade wenn es um schwierige Themen wie den Tod geht (bzw. der geliebte Hund gestorben ist), neigen wir Erwachsenen dazu, (beschönigende) Umschreibungen wie “friedlich entschlafen”, “sanft eingeschlafen” und Ähnliches zu verwenden. Gerade für jüngere Kinder zwischen 3 und 6 Jahren ist das aber schwierig zu verstehen, denn sie nehmen diese Beschreibungen wörtlich. Plötzlich wird der Schlaf also zu etwas Bedrohlichem, Gefährlichem, aus dem man mitunter nicht mehr erwachen könnte. Was hilft, ist konkrete Sprache: Den Tod als solches zu benennen, hilft Kindern, ihn als das zu verstehen, was er ist. Deshalb: klare Worte nutzen, auch wenn diese hart klingen.

Was sagt man zu Kindern über den Tod?

Grundsätzlich gilt: Nicht alles muss gesagt werden, was aber gesagt wird, muss wahr sein. Orientiert man sich an den kindlichen Fragen, überfordert man die Kleinen auch nicht. Außerdem dürfen (und sollen) Eltern die eigene Trauer zeigen. Denn wer weint oder traurig ist, vermittelt: Gefühle sind erlaubt. Und das ist es, was Kinder stark macht.

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(c) Dimedrol68 (Canva)

Wie Kinder den Tod (des Hundes) verstehen (vom Baby- bis zum Schulalter)

Was und wie über den Tod gesprochen wird, hängt natürlich stark vom Alter des Kindes ab. Dieser Faktor bestimmt nämlich, wie über ihn gedacht wird: Die Kleinsten bis etwa zwei Jahre begreifen den Tod noch nicht. Das liegt mitunter am fehlenden Zeitverständnis: Konzepte wie  „für immer“ sind in ihrem Denken schlicht noch nicht vorhanden. Was sie aber sehr wohl bemerken, sind veränderte Stimmungen und Routinen, die ihnen an Sicherheit nehmen. Wenn der Vierbeiner fehlt, geht das also auch an den Allerkleinsten nicht spurlos vorüber. Vorschulkinder begreifen die Endgültigkeit dieses Abschieds ebenso noch nicht. Viele glauben, dass Bello schon irgendwann wiederkommt. Sie stellen viele Fragen, wirken mal tieftraurig, mal unbeschwert, und schwanken zwischen Tränen und Spiel. Auch Regressionen (wenn beispielsweise das so schwer aufgegebene Daumenlutschen zurückkehrt) kommen vor. Sie sind in aller Regel aber nur vorübergehend. Ab dem Volksschulalter wird der Tod als Tatsache erkannt – und löst bei vielen starke Gefühle aus: Wut darüber, dass Bello nicht mehr da ist, oder auf die Person, die ihn weggebracht hat, Schuldgefühle (im Glauben, dass ärgerliche Gedanken Bello das Leben gekostet haben) oder Verlustängste. Manche ziehen sich stärker zurück und lassen sich ihre Trauer kaum anmerken. Als Eltern auf Verständnis zu setzen und regelmäßig sanfte Gesprächsangebote zu legen, hilft in diesen unruhigen Zeiten. Ist man unsicher, ob das eigene Kind vom Tod des Vierbeiners zu stark belastet ist, hilft professioneller Rat weiter.

Kinder & das Verständnis von Tod: ein Überblick

0 bis 2 Jahre: der Tod ist wegen fehlendem Zeitverständnis nicht begreifbar, Stimmungsänderung & veränderte Routine für Kinder spürbar, Vierbeiner wird vielleicht gesucht

3 bis 5 Jahre: Tod wird als vorübergehend wahrgenommen, vergleichbar mit Schlaf oder Abwesenheit, Glaube, dass der Verstorbene zurückkehren könnte, häufige Fragen, Schwanken zwischen Traurigkeit und Unbeschwertheit

6 bis 9 Jahre: Verständnis der Endgültigkeit des Todes, Erkenntnis der Unausweichlichkeit des Todes, realistische & konkrete Fragen zum Tod, können eigenen Tod reflektieren

Der gewohnte Tagesablauf ist ein Rahmen, der Kindern auch in ungewohnten Zeiten Halt gibt. An ihm sollte deshalb möglichst wenig verändert werden. 

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(c) MagMos (Canva)

Gemeinsame Trauerarbeit um den Hund: Trauerrituale für Eltern und Kinder

Gemeinsame Trauerrituale unterstützen die Bewältigung des Abschiedsschmerzes. Ob dabei eine Erinnerungsbox (mit kleinen Schätzen des Vierbeiners, seinem Impfpass, Halsband und Geschirr) angelegt, ein Fotoalbum gestaltet, Abschiedsbriefe geschrieben oder Bilder des geliebten Hundes gemalt werden, entscheidet jede Familie für sich. Wichtig ist nur, dass Gefühlen Raum gegeben wird. Eine Gedenkecke hilft Groß und Klein, sich mit dem Fellfreund weiterhin verbunden zu fühlen. Fotos, Lieblingsspielzeug und Blumen von der typischen Spazierrunde halten sie lebendig und laden zum Innehalten ein. So entsteht ein Gleichgewicht aus Loslassen und Bewahren, das Familien hoffentlich den Weg durch die Trauer etwas erleichtert.

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