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Hunde mit blauer Zunge – harmloses Rassemerkmal oder Alarmzeichen?
So manche:r Hundebesitzer:in hat sich wahrscheinlich schon mal panisch gefragt: Was sind denn diese blauen Flecken auf der Zunge meines Hundes? Hat er sich etwa in die Zunge gebissen oder bekommt er zu wenig Luft? Durchaus möglich, doch erstmal ruhig bleiben! Denn bei manchen Hunderassen ist die blaue Zunge genetisch bedingt und damit völlig natürlich.
📖 Inhalt
Was die Zunge alles kann
Zungen sind wichtige Organe für unsere Hunde. Sie dienen nicht nur dem Schmecken und Riechen, sondern helfen auch bei der Futter- und Wasseraufnahme sowie der Regulierung der Körpertemperatur durch Hecheln. Deswegen wird so manche:r Hundebesitzer:in erst einmal erschrecken, wenn sie oder er im Hundemaul eine blaue Zunge entdeckt. Denn die seltsame Farbe weckt auf den ersten Blick unangenehme Assoziationen mit Sauerstoffmangel oder gar Hämatomen. Hat sich mein Hund auf die Zunge gebissen? Oder bekommt er nicht genug Luft? Keine Sorge, (wahrscheinlich) keines von beidem – hier erfährst du alles über die blaue Zunge beim Hund!
Kann sich mein Hund auf die Zunge beißen?
Hunde können sich durchaus auf die Zunge beißen. Doch einerseits entstehen dabei aufgrund der scharfen Zähne eher Blutungen als Quetschungen. Da die Zunge mit vielen Blutgefäßen ausgestattet ist, wird eine solche Wunde stark bluten. Deswegen heißt es in diesem Fall: Ab zum Tierarzt! Wie Menschen sollten Hunde nämlich nicht zu viel Blut verschlucken. Andererseits verfügen Hunde über eine Art Reflex, der sie daran hindert, sich beim Fressen oder Spielen auf die Zunge zu beißen. Wahrscheinlich sorgt der prämotorische Cortex in der Hirnrinde dafür, dass die Muskeln rund um und im Maul so zusammenarbeiten, dass die Zunge erst gar nicht in Gefahr gerät.
Zyanose: Wenn der Hund mit blauer Zunge untersucht werden sollte
Tatsächlich kann sich die Zunge und auch das Zahnfleisch eines Hundes bläulich verfärben, wenn er an Sauerstoffmangel leidet. Fachleute sprechen hier von Zyanose. Wird dieses Symptom von flachem Röcheln, erhöhter Atemfrequenz, Würgeversuchen, Schlappheit oder Bewegungsverweigerung begleitet, kann der Vierbeiner tatsächlich an einer gefährlichen Atemnot oder Herz- und Lungenerkrankung leiden.
‼️ Mögliche Ursachen einer Zyanose sind:
- ein verschluckter Fremdkörper
- eine allergische Reaktion oder ein Insektenstich im Rachen
- Herzschwäche (anfangs nur bei Belastung, später dauerhaft)
- extreme körperliche Überlastung
- Überhitzung und Dehydration (Blut wird dickflüssiger, Durchblutung schlechter)
- Vergiftungen, die den Blutfluss behindern
Der biologische Hintergrund: Sauerstoff bindet sich im Blut an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Ist genug Sauerstoff vorhanden, erscheint das Blut leuchtend rot. Fehlt Sauerstoff, verändert sich die Farbe ins Dunkle – Schleimhäute und Zunge wirken blau. In diesen Fällen herrscht tatsächlich ein echter Grund zur Sorge! Suche mit dem Vierbeiner sofort die nächste Tierklinik auf, wo er mit Sauerstoff versorgt und die Ursache der Atemnot behandelt werden kann.
‼️ Zyanose-Symptome:
- Blaufärbung von Zunge und Zahnfleisch
- flaches Röcheln
- erhöhte Atemfrequenz
- Würgeversuche
- Schlappheit
- Bewegungsverweigerung
Genetische Gründe: Überpigmentierung
Es gibt jedoch auch nicht-medizinische Gründe für Hunde mit blauer Zunge. Bei manchen Rassen ist die Verfärbung genetisch bedingt – eine harmlose Überpigmentierung, die den Hunden nicht schadet. Die bläuliche Zunge entsteht durch eine erhöhte Produktion des Farbpigments Melanin. Interessant ist, dass die genetische Veränderung unterschiedlich stark vererbt wird: Beim Chow-Chow und beim Shar-Pei ist die Mutation dominant – sie haben also immer eine blaue Zunge. Bei anderen Rassen wie dem Rottweiler oder sogar dem Golden Retriever treten hingegen nur gelegentlich dunkle Flecken auf, da die Mutation nicht dominant vererbt wird.
Auch wenn sich Pigmentflecken erst später im Leben entwickeln, sind sie harmlos. Wissenschaftler diskutieren verschiedene Erklärungen: Manche sehen die Ursache in einer Melanin-Überproduktion, andere in einer Unterproduktion der Aminosäure Tyrosin, wieder andere in Durchblutungsstörungen oder Schwierigkeiten bei der Temperaturregulation. Einig sind sich alle: Die angeborene blaue Zunge ist kein Krankheitszeichen.
Hunderassen mit blauer Zunge
Die bekanntesten Vertreter sind:
Chow-Chow
Der aus China stammende „Löwenhund“ gehört zu den ältesten Hunderassen der Welt. Seine Zunge ist tiefblau bis violett. Chow-Chows sind selbstbewusste, eigensinnige Hunde, die sich nicht leicht erziehen lassen – für Anfänger eher ungeeignet.Shar-Pei
Ebenfalls aus China, mit blauer Zunge und sogar bläulichem Zahnfleisch. Seine typischen Falten bergen gesundheitliche Risiken, weshalb Züchter heute auf gemäßigtere Hautfalten achten. Vom Wesen gilt er als ruhiger, familienfreundlicher Hund.- Eurasier
Eine deutsche Züchtung aus den 1960er Jahren, entstanden aus Chow-Chow, Wolfsspitz und Samojede. Eurasier haben oft blau gesprenkelte Zungen, sind ausgeglichen und freundlich, brauchen jedoch viel Nähe und mögen es nicht, allein gelassen zu werden.
Weitere Rassen, bei denen blaue Flecken auf der Zunge auftreten können:
Auch andere Tiere haben blaue Zungen
Nicht nur Hunde zeigen diese Besonderheit. Auch Giraffen, Okapis, Eisbären und die Schwarzfersenantilope tragen eine dauerhaft bläulich gefärbte Zunge.
💡 Vorsorge im Alltag
Besitzer:innen sollten regelmäßig die Farbe der Schleimhäute und der Zunge ihres Hundes kontrollieren. Veränderungen lassen sich so frühzeitig erkennen. Bei Unsicherheiten gilt: lieber einmal mehr den Tierarzt aufsuchen.
Fun fact: Mythen und Legenden um den Hund mit blauer Zunge
Nicht nur Forscher haben sich Gedanken über die blaue Zunge gemacht – auch die alten Mythen kennen ihre eigenen Erklärungen. So erzählt eine chinesische Legende, der Chow-Chow sei ein Drachenhund gewesen, der den Himmel ablecken wollte, damit es nie wieder Nacht werde. Die Götter waren darüber wenig erfreut und straften ihn mit einer blauen Zunge in der Farbe des Nachthimmels. Eine andere Geschichte klingt poetischer: Als der Himmel erschaffen wurde, fielen ein paar Stücke des blauen Firmaments auf die Erde. Ein neugieriger Chow-Chow leckte daran – und trägt seither den Farbton des Himmels in seinem Maul.
Übersicht – Merkmale auf einen Blick
Situation | Erklärungsgrund | Reaktion / Handlung |
Chow‑Chow, Shar‑Pei, Eurasier | Genetisch pigmentiert, rassetypisch | Kein Handlungsbedarf, normales Merkmal |
Andere Rassen mit blauen Flecken | Pigmentflecken, selten, meist ungefährlich | Beobachtung ausreichend, ggf. Tierarzt |
Plötzlich bläuliche Zunge bei Pink‑tongigem Hund | eventuell Zyanose durch gesundheitliche Probleme | Sofort Tierarzt kontaktieren! |
FAQ – Häufige Fragen zur blauen Zunge beim Hund
Warum hat mein Hund blaue Flecken auf der Zunge?
Möglicherweise handelt es sich um harmlose Pigmentierungen, vor allem bei Rassen mit entsprechender Veranlagung. Tritt die Verfärbung plötzlich auf, ist ein Tierarztbesuch ratsam.
Welche Symptome hat ein Hund mit Zyanose?
Eine Zyanose erkennt man in erster Linie an einer Blaufärbung der Schleimhäute – besonders an Zunge, Zahnfleisch und manchmal auch an den Bindehäuten der Augen oder im Genitalbereich. Begleitend treten oft Atemprobleme auf, etwa schnelle flache Atmung, Röcheln oder Atemnot. Viele Hunde wirken zusätzlich schlapp, müde und verweigern Bewegung. Auch Appetitlosigkeit, eine erhöhte Herzfrequenz oder im schlimmsten Fall Ohnmachtsanfälle können Anzeichen sein. Da Zyanose ein Symptom für schwerwiegende Herz-, Lungen- oder Kreislaufprobleme ist, sollte bei diesen Anzeichen sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.
Ist die blaue Zunge beim Chow-Chow gefährlich?
Nein, bei dieser Rasse ist die blaue Zunge rassetypisch und genetisch bedingt.
Kann eine blaue Zunge ein Notfall sein?
Ja – wenn sie plötzlich bei einem Hund ohne bekannte Pigmentierung auftritt und mit Atemnot einhergeht, deutet das auf Zyanose hin.
Welche Hunderassen haben von Natur aus blaue Zungen?
Chow-Chow, Shar-Pei, Eurasier und gelegentlich weitere Rassen wie Thai Ridgeback, Shiba Inu oder Akita.
Sollte ich bei blauer Zunge sofort zum Tierarzt?
Im Zweifel ja – vor allem wenn der Hund ungewöhnlich atmet, schwach wirkt oder andere Symptome zeigt.