Hokkaido Inu – Der japanischer Underdog

by Verena Hauck
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 4 Minuten Lesedauer
FCI Klassifizierung Hokkaido Inu

Während nahe Verwandte wie der Shiba Inu oder Akita Inu weltberühmt sind, kennt kaum jemand den „mittleren“ Bruder: den Hokkaido Inu bzw. mancherorts auch Ainu Inu genannt. Mit dem Hokkaido-Kürbis hat diese kräftige Sportskanone aber wenig zu tun. Dennoch hat der japanische Underdog eine Menge zu bieten – wenn man mit ihm umzugehen weiß!

  1. Geschichte & Ursprung
  2. Wesen & Charakter
  3. Aussehen & Besonderheiten
  4. Fell & Pflege
  5. Gesundheit
  6. Schon gewusst?
  7. Häufige Fragen
  8. Video
  9. Die Rasse im Überblick

Geschichte & Ursprung

Als japanische Hunde des Urtyps hat der Hokkaido Inu gemeinsame Vorfahren mit seinen nahen Verwandten, den weltweit berühmten Akita Inu und Shiba Inu. Die Rasse stamme von mittelgroßen japanischen Hunden ab, die damals in den kälteren Bergregionen zur Jagd auf Bären und anderes Wild eingesetzt wurden. Als „mittlerer Bruder“ befindet er sich größenmäßig zwischen dem großen Akita und dem kompakten Shiba.

Die Hunderasse ist innerhalb Japans auch als Hokkaido Ken ((北海道犬) sowie unter dem Namen Ainu Ken bzw. Ainu Inu (アイヌ犬), Seta oder Do Ken (道犬) bekannt. Diese vielfältigen Rassebezeichnungen gehen u.a. auf den Umstand zurück, dass diese Hunde vom 12. bis zum 14. Jahrhundert von der Hauptinsel Honshu nach Hokkaido importiert wurden. Dort fanden sie besonders beim einheimischen Volk der japanischen Ainu große Wertschätzung. Man verwendete sie als robuste Jagdhunde, die selbst bei Eis und Schnee kein Problem in steilem Terrain hatten. Außerdem waren sie als Wachhunde und Zugtiere für kleine Schlitten im Einsatz.

Dank des britischen Zoologen Thomas W. Blakiston kannte man diese Hunderasse ab 1869 im Rest der Welt als Hokkaido Inu. 1937 erklärte die japanische Regierung die Hunderasse zum Naturdenkmal, 1964 erfolgte die offizielle Anerkennung durch die FCI. Dennoch ist der Hokkaido Inu außerhalb Japans ein seltener Anblick und wird nur von einer Handvoll Züchter erhalten. In Deutschland beispielsweise sind dem VDH seit 1998 keine Würfe gemeldet.

Wesen & Charakter

Da der Hokkaido Inu seit jeher als selbstständiger Gebrauchshund gezüchtet wird, zeichnet er sich durch selbstbewusste Eigenständigkeit und eine robuste Konstitution aus. Er reagiert situationsgerecht und verfügt über eine hohe Reizschwelle. Er ist bemerkenswert ausdauernd und braucht daher jeden Tag eine Menge Bewegung und geistige Stimulation, um rundum glücklich zu sein. Obwohl er sich mit genug Auslauf und Beschäftigung durchaus in einer Wohnung halten lässt, ist ein Haus mit großem Garten die ideale Umgebung für diese Hunderasse. Dennoch könnte es gut sein, dass er sich auch nicht für jeden hundefreundlichen Hausbesitzer eignet.

Denn der Hokkaido ist in seinem Wesen vornehm, stolz und etwas sturköpfig. Er vertraut seinem eigenen Urteil am meisten, was dazu führen kann, dass er sich trotz seiner allgemeinen Fügsamkeit einem Befehl widersetzt. Gerade gekoppelt mit seinem stark entwickelten Jagdtrieb kann es daher sein, dass diese Hunderasse ohne Leine nicht in jedem Fall abrufbar bleibt. Freilaufende Hokkaidos könnten es wesentlich sinnvoller finden, einem wilden Hasen hinterherzujagen, als zu Herrchen oder Frauchen zurückzukehren – dessen muss man sich bewusst sein. Hokkaido Inus brauchen eine freundliche und unerschütterliche Führungsperson, um ihr volles Potential als angenehme und komplikationslose Begleithunde ausschöpfen zu können. Außerdem ist eine frühe und sorgfältige Sozialisation dieser Hunde unabdingbar, denn aufgrund ihres großen Selbstbewusstseins könnten sie später negativ auf andere Hunde mit viel Energie reagieren.


Der Hokkaido Inu sieht dem Akita oder Shiba sehr ähnlich, kommt aber in mehr Fellfarben vor (hier: gestromt).
Der Hokkaido Inu sieht dem Akita oder Shiba sehr ähnlich, kommt aber in mehr Fellfarben vor (hier: gestromt). / Foto: Canva.

Aussehen & Besonderheiten

Beim Hokkaido Inu handelt es sich um einen harmonisch proportionierten, kräftig gebauten Hund mit robustem Knochenbau und ausgesprochenem Geschlechtsgepräge. Das bedeutet, dass Hündinnen deutlich zarter und kleiner gebaut sind als Rüden. Die japanische Hunderasse verfügt wie ihre Verwandten über einen breiten Schädel mit spitz zulaufender Schnauze, außerdem über die charakteristischen, weit auseinanderstehenden dreieckigen Stehohren. Auch die beinahe dreieckigen Augen wirken durch die leicht erhobenen Augenwinkel schelmisch und freundlich. Erlaubte Augenfarben umfassen unterschiedliche Schattierungen von braun. Der Nasenschwamm allerdings muss dunkel pigmentiert sein; nur bei weißen Hokkaidos ist eine fehlende Pigmentierung zulässig. Zudem wird die dicke, hoch angesetzte Rute fest gerollt oder sichelförmig über den Rücken getragen. Das Gangwerk dieses muskulösen Hundes zeichnet sich dennoch durch Leichtigkeit, Flinkheit und federnde Schritte aus.

Fell & Pflege

Das harte, gerade Deckhaar und die weiche, flauschige Unterwolle des Hokkaido Inu bilden ein doppeltes Fellkleid, dass sich perfekt für harsche Temperaturen eignet. Es befähigt ihn, eisige Kälte und dichten Schneefall zu ertragen, die in den nördlichen Regionen Japans besonders in den Wintermonaten an der Tagesordnung stehen. Allein an der Rute ist das Haar relativ lang und steht buschig vom Schweif ab. Erlaubte Fellfarben umfassen rot, schwarz, schwarzloh, weiß, gestromt und Sesam (rote Haare mit schwarzen Spitzen).

Dank seines beinahe selbstreinigenden Fellkleids ist der Hokkaido Inu sehr unkompliziert in der Pflege. Ein- oder zweimal in der Woche kann man zur Bürste greifen, um getrockneten Schmutz aus dem Fell zu bürsten. Zudem kann man die reinlichen Hunde oftmals dabei beobachten, ihre Pfoten und das Fell selbst sauber zu lecken. Wegen der dichten Unterwolle verliert er jedoch das ganze Jahr über Hundehaare – besonders aber während des jährlichen Fellwechsels. Dann lösen sich abgestorbene Haare wie Wolken aus dem Fell heraus, und für einige Wochen befinden sich Staubsauger und Hundebürste im Dauereinsatz. Wegen Ihres Eigensinns ist es daher wichtig, die Fellpflege schon von Welpenpfoten an zur Routine zu machen.

Ein roter Hokkaido Inu vor einer Parkbank.
Der Hokkaido Inu gilt als robuste und gesunde Hunderasse. / Foto: Epsilon5th.

Gesundheit

Der Hokkaido Inu gilt als robuste Hunderasse mit ausgezeichneter Konstitution. Meist werden diese Hunde bis zu 15 Jahre alt. Dennoch ist in der Zuchtpopulation ein Problem mit der Augenkrankheit Collieaugen-Anomalie (CEA) bekannt: Ca. ein Drittel der Hunde leiden an dieser angeborenen Beeinträchtigung der Sehkraft, ca. zwei Drittel tragen das verantwortliche Gen in sich. Verantwortungsvolle Züchter werden über diese Problematik Bescheid wissen und über Gegenstrategien Auskunft geben können.

Schon gewusst?

ass der Hokkaido Inu einen unglaublichen Orientierungssinn hat?

Der Hokkaido Inu ist als selbstständiger Jagdhund daran gewöhnt, stets zu wissen, wo er sich befindet. Diese Hunde haben einen guten Orientierungssinn und können eigenständig den Weg zurück zu ihren Besitzern und zu ihrem Zuhause finden – selbst über lange Distanzen hinweg. Wer sich also beim Spaziergang verläuft, sollte sich lieber an den Hokkaido Inu halten, um den Weg zurück schnell zu finden!

Shiba Inu, Akita Inu und Hokkaido Inu (Video)

In diesem Video einer französischen Hundezucht für japanische Rassen kann man die drei „Größenordnungen“ des kleinen Shiba Inu, des mittleren Hokkaido Inu und des großen Akita Inu gut sehen. Doch Vorsicht – zwischen den weißen Hokkaido Inus versteckt sich ein süßer Akita Inu-Welpe, der schon mit wenigen Lebenswochen fast gleich groß ist!

https://youtu.be/XPfqZvTBqCY

Die Rasse im Überblick

Bewegung

Knochen_Bewertung 4

Anfängertauglich

Knochen_Bewertung 2

Familienfreundlich

Knochen_Bewertung 3

Fellpflege

Knochen_Bewertung 2

Hunderassen

Hier finden sie alle FCI-Zertifizierte Hunderassen
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