Hunde impfen – Ja oder Nein?

by StefanC
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Wann man Hunde impfen sollte, ob es Alternativen gibt und weitere Fragen zum Thema beantwortete uns Virologin Dr. Karin Möstl im Interview.

Sollte man Hunde impfen – ja oder nein? Meinungen gibt es dazu viele. Dr. Karin Möstl, Expertin für Virologie, hat uns häufigsten Fragen zu diesem Thema beantwortet.

Zum Thema „Hunde impfen“ gehen die Meinungen immer mehr auseinander. Warum denken Sie, ist das so?

Die Meinungen der Fachwelt gehen nicht auseinander. Im Gegenteil, die Fachwelt ist sich in den wesentlichen Punkten einig. Davon abweichend kursieren Meinungen von Impfgegnern und -kritikern, was aber nicht nur auf das Hunde impfen beschränkt ist.

Ist es unbedingt nötig, den Hund zu impfen? Beziehungsweise welche Impfungen sind für Hunde auf keinen Fall zu vernachlässigen?

Ja, einige Impfungen sind unbedingt erforderlich. Es sind dies die sogenannten „Core“-Komponenten, die jeder Hund erhalten sollte, um gegen gefährliche, mit schwerem Leiden und unter Umständen auch dem Tod verbundene Krankheiten geschützt zu sein. Beim Hund betrifft dies die Hundestaupe, die Parvovirose, die Ansteckende Leberentzündung, die Leptospirose (die auch für den Menschen gefährlich werden kann) und die Tollwut (auch für den Menschen eine tödliche Bedrohung). Alle anderen Impfungen können je nach „Lifestyle“ wichtig sein, sind es aber nicht für alle Hunde.

Kritiker sagen unter anderem, einmalige Impfungen sind genug und Auffrischungen sind nicht zwingend nötig bzw. nicht jährlich nötig. Wie oft bzw. welche Impfungen sollte man auffrischen?

Die größte Bedeutung kommt einer soliden Grundimmunisierung – am besten schon im Welpenalter beginnend – zu. Der dadurch erzielte Impfschutz hält je nach Erreger unterschiedlich lange an. So sind gegen Hundestaupe, Parvovirose und Ansteckende Leberentzündung im Allgemeinen Nachimpfintervalle im Dreijahres-Abstand völlig ausreichend. Gegen Leptospirose hingegen sind jährliche Nachimpfintervalle erforderlich. Generell ist eine Impfentscheidung zwischen dem Tierbesitzer und dem Tierarzt individuell für den einzelnen Impfling nach einer Risikoabwägung jährlich zu treffen.

Warum sollte man Hunde impfen lassen? Welche Risiken können die Folge sein, wenn man darauf verzichtet?

Die Erreger der Hundestaupe, der Parvovirose und der Leptospirose kursieren in den heimischen Hundepopulationen bzw. in der Umwelt. Außerdem besteht für diese sowie für die Tollwut und die Ansteckende Leberentzündung ein Risiko des Importes aus anderen Ländern. Ungeimpfte Hunde haben somit ein reelles Risiko, an den angeführten Infektionen zu erkranken. Für das erkrankte Tier bedeutet dies Schmerzen, Leiden und eventuell den Tod. Impfungen gegen gefährliche Infektionskrankheiten vorzuenthalten, ist somit tierschutzrelevant. Außerdem trägt jedes geimpfte Individuum zum Schutz der Gesamtpopulation bei. Wenn ein hoher Prozentsatz der Population geschützt ist, können die Erreger nur im geringen Ausmaß kursieren (Populationsschutz). Somit trägt jeder Hundebesitzer auch eine Verantwortung für den Schutz der entsprechenden Hundepopulation.

Was sind im Gegensatz dazu die Nachteile des Impfens?

Die zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind nicht nur sehr gut wirksam, sondern auch sehr sicher und führen nur selten zu negativen Nebenwirkungen. Allerdings kann man bei keiner Impfung (sowie auch bei keinem Therapeutikum) Nebenwirkungen gänzlich ausschließen. Aus diesem Grund ist das jährliche Impfgespräch zwischen Tierbesitzer und Tierarzt so wichtig. Dabei muss entschieden werden, welche (Nach)impfungen jeweils erforderlich sind und welche aktuell nicht verabreicht werden müssen, um ein unnötiges Risiko zu vermeiden.

Gibt es vertretbare Alternativen zu (manchen) Impfungen?

Zur Impfung mit den angeführten Core-Komponenten gibt es keine Alternative. Bei der Parvovirose zum Beispiel würde selbst eine isolierte Haltung von Hunden nicht vor der Infektion schützen, weil dieser Erreger auch indirekt an Schuhen, Kleidung oder Gegenständen eingeschleppt werden kann. Bei anderen Infektionserregern können unter Umständen Alternativen hilfreich sein, wie z.B. das Vermeiden von Hundeansammlungen oder bei Erregern, die über Vektoren (z.B. Zecken) übertragen werden, eine Behandlung gegen den Befall mit den entsprechenden Vektoren.

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