Ein Hund sitzt auf einer Wiese und gähnt.

Manchmal können unsere Hunde einfach nicht folgen. Dann nämlich, wenn ihre Körper (inklusive Gehirne!) von Hormonen geflutet werden, wenn die Gerüche interessanter sind als unsere Anliegen, wenn ein Artgenosse kommunizieren will – egal, ob nett oder pampig – und überhaupt, wenn Hund längst weiß, wie Mensch tickt.

Dann ist sie da: die gefürchtete Pubertät des besten Freundes des Menschen. Sie lässt uns stöhnen und an uns und unseren erzieherischen Fähigkeiten zweifeln. Denn der uns überall ohne Leine hinterherlaufende Welpe weitet seinen Radius plötzlich immer weiter aus, läuft als Junghund sogar mal außer Sicht oder begibt sich in Gefahr, die er bisher mied. Das sind bekannte Geschichten und Phänomene, die keine einzelnen bleiben. Und die Entwicklung ist so normal, wie sie nur sein kann. Denn die Hormone der Pubertät bringen auch unsere Hunde oft gehörig durcheinander. Der sicher an seinen Menschen gebundene Hund reckt da schon mal die Nase in den Wind und folgt lieber der Spur als dem Rufen seines Fraulis oder Herrlis. Da nicht die Nerven zu schmeißen, ist leichter gesagt als gelebt. Vom Risiko, dass etwas passiert, ganz zu schweigen…

Trainingsanpassung

Wie kann das Training mit Hunden in der Pubertät gelingen? Es muss sich an der Konzentrationsspanne des Junghundes orientieren – denn nach müde kommt blöd! Soll heißen: Die hormonelle Umstellung zieht dem Körper sehr viel Energie ab, denn Gerüche, Reize, Artgenossen bekommen eine andere Bedeutung. Das ist reizvoll, aber auch erschöpfend, weil es Konzentration erfordert. Der verständnisvolle Mensch behält das im Kopf, fordert von seinem pubertierenden Jungtier wenige, kurze, spannende Interaktionen ein, verlagert aber im besten Fall intensives Training oder das Erlernen von neuen Inhalten in die Zukunft. Denn mit einem hormonell geordneten Hund lernt und arbeitet es sich besser.

Sichern!

Fürs Handling des Pubertiers gilt: Die Schleppleine bleibt dran! Das Training enthält kurze, lustige Sequenzen und schaffbare Aufgabenstellungen. Es gilt ein Training der kleinsten Schritte, somit kein Fußgehtraining oder vergleich-bar Schwieriges, wofür dem Junghund die Konzentration fehlt. Aufhören, wenn es gut läuft, und bedenken: Artgenossen stehen derzeit über allem. Die Kommunikation mit ihnen ist wichtig, damit der Hund sich und seine neue Rolle erproben kann. Ähnlich dem jugendlichen Menschen probiert er aus, lernt am Gegenüber, eckt auch mal an, pöbelt oder rempelt, um seine Grenzen kennenzulernen. Aber das ist kein Freibrief, ihn gewähren zu lassen! Denn unliebsame Verhaltensweisen werden durch Wiederholung ebenso gefestigt wie erwünschte.

Vorbeugung

Empfehlung: Mit Geräusch statt Name auf sich aufmerksam machen, wenn es nötig ist. Denn dieses kommt schneller im Gehirn an, der Hund muss nicht erst einen Denkprozess zwischenschalten, sondern reagiert instinktiv und reflexartig. Der Clicker beispielsweise wirkt direkt auf die Amygdala im Gehirn, der Hund reagiert umgehend mit Aufmerksamkeit. Seinen Namen kann er ausblenden, wie BesitzerInnen pubertierender Hunde nur zu gut wissen. Damit nach müde nicht blöd kommt, Spiel, Übungen, Spaziergänge beenden, wenn der Hund noch aufnahmefähig ist. Denn auch Verletzungen passieren bei Müdigkeit häufiger.

Fazit:

Freilauf nur in sicherem Gebiet, Spiel mit gut sozialisierten Hunden von sympathischen BesitzerInnen, keinen Vertrauensvorschuss gewähren, sondern vorausschauendes Agieren allerorts und jederzeit, denn der Hund ist nicht zurechnungsfähig! Außerdem: Angstphasen bedenken, die im Alter von 18 Monaten nochmal so richtig zu einer Verhaltensänderung führen können. Bisher Bekanntes macht plötzlich Angst, auch ohne schlechte Erfahrungen. Und statt Rückzug des Welpen oder des heranreifenden Hundes kann es zu einem Vorstoß oder Angriff des selbstbewussteren Hundes kommen. Nicht so, wenn der Mensch um die Entwicklungsschritte seines Hundes weiß und ihm mindestens einen Schritt gedanklich voraus ist! Wichtig zu wissen: Mannschärfe bildet sich erst im ausgewachsenen Alter so richtig aus. Territorialverhalten und Aggressionen oftmals auch. Manche Hunde sind außerdem deutlich später dran mit der Pubertät als andere oder sie dauert gefühlt eine halbe Ewigkeit. Fakt ist: So lange sie dauert, so lange voraus-schauend handeln, nichts als selbstverständlich annehmen – als wäre der Hund ein unbekannter, das schützt vor unliebsamen Überraschungen! Immer wichtig: Nicht an sich selbst zweifeln, denn auch diese Phase geht vorüber und gehört zur normalen Entwicklung dazu.

Tipps bei Pubertät:

  • Anforderungen an die geringere Konzentrationsfähigkeit anpassen
  • Click oder Geräusch statt Name erzeugen schnellere Aufmerksamkeit
  • Erhöhte Verletzungsgefahr, gepaart mit Selbstüberschätzung, bedenken
  • Verständnis statt Strenge, diese Phase geht vorbei
  • Den eigenen Hund, aber auch andere, schützen

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