Martin Rütter: „Leben mit Hund ist Erziehung PLUS Beziehung“

by Michael Wurz
Portrait von Martin Rütter vor einer grauen Wand

Mit knackigen Sätzen wie „Jede Frau, die heute hier ist, liebt ihren Hund mehr als ihren Mann“ oder „Hundetraining ist einfach“ deswegen laufen meine Shows ja auf RTL und nicht auf ARTE“ bringt er das Publikum zum Lachen. Wir haben Martin Rütter vor einem Auftritt getroffen.

Die einen lieben dich – die anderen hassen dich. Findest du, dass du stark polarisierst?

Ehrlich gesagt gar nicht. Und wenn, motzen vor allem die Leute, die ich kritisiere. Ich frage zum Beispiel gerne öffentlich: Brauchen wir so viele Jäger? Ist das noch zeitgemäß? Oft sind das doch leicht alkoholisierte Menschen, die das als Hobby betreiben. 

Oder das Schutzhundethema. Ist es echt nötig, dass Hunde nur für den Sport gezüchtet werden? Die oft kein normales Hundeleben mehr führen dürfen … Und nimm generell zwei Hundetrainer: Da ist sich der eine immer sicher, dass der andere falsch liegt. Insgesamt habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass vor allem Trainer, die mit veralteten Methoden arbeiten, schnell nervös werden.

Braucht der Mensch den Hund oder der Hund den Menschen?

Ich glaube, der Charme ist die Symbiose. Beide brauchen einander. Spannend finde ich vor allem, dass der Hund eigentlich das einzige Lebewesen ist, das sich einen Artfremden als Partner holt. Der Hund weiß ja, dass du kein Hund bist.

Was hältst du von Trends wie veganer Hundeernährung oder Hunde-Yoga? Oder Tierkommunikatoren, die teilweise auf 100 Kilometer Distanz agieren?

Ich bin an sich immer offen für neue Dinge – bin vor allem ein großer Fan von Wissenschaft. Schlimm finde ich nur wenn verzweifelten Leuten das Geld aus den Taschen gezogen wird. Tierkommunikation finde ich zum Teil schlimm. 

Vegane Ernährung hingegen finde ich sehr spannend. Lewis Hamilton zum Beispiel ernährt seine Hunde vegan. Oft ist es nötig, seinen Tunnel zu verlassen. Man darf sich ruhig auch mal ändern. Aber man sollte auch keine Religion draus machen – leben und leben lassen.

Wie viel bedeutet Emma für dich auf Tour?

Emma ist für mich ein Stück Heimat, das ich unterwegs dabeihaben darf. Aber auch meine Familie hat Emma natürlich gerne bei sich. Deshalb ist sie auch nicht mehr immer mit dabei. Aber wenn sie mit ist, ist es viel schöner – sie gibt mir viel Ruhe und Kraft.

Du hast gesagt, du bist ein Fan von Wissenschaft. Welche Hundetrainer:innen oder Verhaltensforscher:innen schätzt du persönlich?

Also, Dorit Feddersen-Petersen war ein Gamechanger. Ich habe sie vor 25 Jahren auf einem Symposium getroffen. Sie war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Verhaltenswissenschaften. Aber auch Dirk Neumann – den „Wolfslehrer“ – habe ich sehr geschätzt.

Bist du jemals selbst bei einem Hund an deine Grenzen geraten?

Natürlich. Ich kann mich sofort an zumindest zwei Fälle erinnern, wo ich mit meinem Latein am Ende war. Es gibt zum Beispiel auch Hunde mit genetischem Defekt – wo du als Trainer einfach machtlos bist. Oft glauben aber auch die Menschen, dass sich beim Hund alles sofort ändern lässt. Hund ist Erziehung PLUS Beziehung – das baut man nicht von heute auf morgen auf, das braucht Zeit.

Wie siehst du Hundezüchter:innen?

Seriöse Züchter, die auch eine Ahnung von Genetik haben, finde ich absolut in Ordnung. Der Handel und die „Produzierer“ sind das große Problem. Ein guter Züchter muss zum Beispiel auch zugeben können, wenn eine Hündin sich nicht für die Zucht eignet. Dem „Vermehrer“ ist das ja egal. Der produziert nur Masse.

Du arbeitest viel mit Promis. War da schon einmal einer oder eine dabei, wo du dachtest, da wäre ein Hund aus Plüsch wohl schlauer?

(Lacht) Ganz klar Martin Semmelrogge. Sein Hund wollte mit jedem spazieren gehen – nur nicht mit Martin. Ich habe ihm das aber damals auch in der Sendung so gesagt.

Was ist in Bezug auf Hunde der größte Blödsinn, den du je gehört hast?

Kurz und bündig: die Dominanztheorie.

Was wärst du geworden, wenn du nicht Hundetrainer geworden wärst?

Journalist. Ich mag einfach Menschen und bin auch echt an ihnen interessiert. Ich bin aber keiner, der immer das Haar in der Suppe suchen möchte.

Du wirst viel kritisiert – was stört dich am meisten?

Polemik. Man kann und soll natürlich über alles reden. Aber zum Beispiel das Thema mit der Flasche bei den Unvermittelbaren. Wir hatten schon gut 600.000 Hunde im Training – und bei vielleicht 50 haben wir Wasserflaschen eingesetzt. Einige Male war das Training die letzte Chance vor der Euthanasie. Mit viel Einsatz wurden das oft Familienhunde. Man darf einfach nicht alles über einen Kamm scheren.

Martin Rütter, ein bekannter Hundetrainer, posiert entspannt auf dem Boden neben seinem Hund Emma. Beide sitzen vor einer schlichten Betonwand, die als Hintergrund dient und die beiden Hauptmotive hervorhebt. Rütter trägt ein schlichtes, schwarzes T-Shirt mit einem auffälligen, orangefarbenen Aufdruck, der die Evolution des Menschen zum Hundebesitzer darstellt, beige Hosen und abgetragene Stiefel, was seine bodenständige Art unterstreicht. Emma, der Border Collie, liegt gelassen neben ihm, den Kopf flach auf dem Boden, ihre Aufmerksamkeit scheint ganz beim Betrachter zu liegen. Ihr schwarz-weißes Fell bietet einen angenehmen Kontrast zum Hintergrund und Rütters dunklem Shirt.
Martin Rütter bei einem ehrlichen Austausch über Hundetraining. © Rütter
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