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Als waschechter Kriegshund kämpfte der Mastino Napoletano einst gegen Mensch und Tier – und heute gegen Rassemerkmale. Denn der Neapolitanische Mastiff leidet unter massiven Gesundheitsbeschwerden.
Daher gehört eine Reduktion des Körpergewichts und der Hautfalten zu den modernen Zuchtzielen des Mastino Napoletano.
Geschichte & Ursprung
Der Neapolitanische Mastiff gilt als ein direkter Nachfahre jener ursprünglichen Molosser, welche die römische Legion bereits in der Antike als Kriegshunde einsetzte. Im Lateinischen bezeichnete man sie als „canis pugnacis„, als „Kampfhunde“. An der Seite der Legionäre kämpften diese massigen Hunde in den Schlachten oder unterhielten das Publikum in der Arena mit blutigen Spektakeln gegen Menschen und wilde Tiere. Im ersten Jahrhundert n. Chr. soll der römische Schriftsteller Columella diese Hunderasse in seinem Werk De re rustica beschrieben haben. Zusammen mit den Legionen verbreitete sich der Molosser in ganz Europa. Dadurch gilt er als ein Vorfahre vieler heutiger europäischer Molossoider und doggenartiger Hunde, wie z.B. der Cane Corso Italiano.
Kupierter Mastino Napoletano auf einer russischen Briefmarke (2002)
Bis heute hat diese Hunderasse als Mastino Napoletano in den ruralen Gegenden um den Vesuv und um Neapel überlebt, woher sie auch ihren Namen erhalten hat. Allerdings begann man erst 1947 mit der systematischen Zucht des Neapolitanischen Mastiff. Besonders ein Mann namens Piero Scanziani hatte sich im Vorjahr auf einer Hundeausstellung in die massigen Molosser verliebt und begann danach die Zuchtauswahl. 1956 erfolgte dann der Rassestandard und die offizielle Registrierung der Hunderasse durch die FCI.Leider leidet diese Hunderasse heute unter massiven Gesundheitsbeschwerden, und auch deswegen ist sie mittlerweile ein seltener Anblick geworden. Während man früher gerne die Ohren dieser Hunde kupierte, um ihnen ein aggressiveres Aussehen zu verleihen, ist diese Praxis heute in den meisten Ländern in Europa verboten.
Wesen & Charakter
Grundsätzlich gilt der Neapolitanische Mastiff als sehr wesens- und nervenstarker Hund. Sie lassen sich selten aus der Ruhe bringen und behalten sogar in lauten oder turbulenten Umgebungen einen kühlen Kopf. Wegen ihrer massigen Körper ermüden sie leicht und brauchen meist nicht mehr Bewegung als einen täglichen Spaziergang. Trotz ihrer imposanten Körpergröße haben sie einen sehr friedliebenden und treuen Charakter, kommen aber auch mit einem sehr (!) starken Beschützerinstinkt einher. Sie sind daher die perfekten Wachhunde für das Haus und auch seine Bewohner.
Deswegen gehört er auf jeden Fall nur in erfahrene Hände und ist für Hundeanfänger absolut ungeeignet. Denn diese Hunderasse ist auch für ihren Eigensinn und ihre majestätische Selbstsicherheit bekannt. Der Sturheit des Mastino Napoletanos muss man mit Konsequenz, aber ohne Härte beikommen, damit der Hund auch in seinem eigenen Revier stets kontrollierbar bleibt. Denn wenn dieser sanfte Riese denkt, dass seinen Menschen Gefahr droht, kann er durchaus selbstständig die Initiative ergreifen – mit schlimmen Folgen.
Gesetzeslage
Weil man diese Hunderasse früher gerne in blutigen Publikumsspektakeln wie Hundekämpfe misshandelte, hat der Neapolitanische Mastiff auch heute immer noch unter dem Stigma „Kampfhund“ zu leiden. Deswegen steht diese Hunderasse auf den Rasselisten vieler Bundesländer in Deutschland und der meisten Kantone in der Schweiz. Das bedeutet, dass deren Haltung, Erwerb und Einfuhr dort eingeschränkt bis verboten ist. In Österreich muss man in Wien vorab einen Hundeführerschein ablegen und in Voradelberg um Genehmigung zur Haltung ansuchen; zudem gilt dort die Maulkorb- und Leinenpflicht für ihn.
Viele Kritiker sind gegen die Existenz solcher Rasselisten, da Aggressivität von mehreren (oft menschlichen) Faktoren abhängt und die Rassezugehörigkeit selbst immer wieder als potentieller Faktor angezweifelt wird. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schaffen immer mehr Bundesländer und Kantone im deutschsprachigen Raum aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen Listen mit potentiell gefährlichen Hunderassen ab oder verkürzen diese – der Trend, stattdessen das Verantwortungsbewusstsein der HalterInnen auszubilden und zu kontrollieren, ist positiv zu betrachten.
Aussehen & Besonderheiten
Als waschechter Molossoide zeichnet sich der Mastino Napoletano durch einen massigen, schweren Körperbau aus. Der Schädel ist breit und flach, die Farbe von Nasenschwamm, Lefzen und Lidrändern hängt vom Haarkleid ab. Die runden Augen sind ebenfalls an die Haarfarbe angepasst und dürfen nicht durch Hautfalten verdeckt sein. Heruntergezogene untere Lider sind jedoch leider häufig der Fall, was zu geröteten, chronisch irritierten Augen führen kann. Die Ohren sind klein, dreieckig und liegen flach am Kopf an. Die Rute verjüngt sich kurz Spitze hin und reicht bis zum Sprunggelenk der Hinterbeine. In seiner Bewegung ist der Neapolitanische Mastiff stark eingeschränkt: Meist geht er in katzengleichem Schritt und verfällt nur sehr selten in vollen Lauf, da sein Körper meist zu schwer ist. Rüden können ein Gewicht von 60 bis 70 kg erreichen, Hündinnen werden meist 50 bis 60 kg schwer.
Fell & Pflege
Diese Hunderasse verfügt über ein sehr kurzes, dichtes Fellkleid. Bevorzugte Farben umfassen grau, bleigrau und schwarz, allerdings kommen auch braun, falbfarben und hirschrot nicht selten vor. Alle Farben können auch gestromt sein; weiße Abzeichen sind nur als kleiner Fleck auf der Brust oder den Pfoten erlaubt. Haselnussbraun, taubengrau und isabellfarben sind nicht erwünschte Fellfarben, doch die FCI toleriert diese üblicherweise.
Trotz seines kurzen, pflegeleichten Fells muss der Mastino Napoletano gut umsorgt sein, damit er gesund bleibt. Denn zwischen den stark ausgeprägten Hautfalten können sich Pilze und Bakterien sammeln, was zu schmerzhaften Infektionen und Juckreiz führen kann. Deswegen sollte man die Hautfalten regelmäßig und sorgfältig mit einem feuchten Tuch reinigen und danach gut trocknen. Außerdem brauchen Hunde aus der Gruppe der Molosser üblicherweise sehr hochwertiges Futter, um ihr Idealgewicht zu halten und den Bewegungsapparat nicht zusätzlich zu belasten.
Gesundheit
Den Mastino Napoletano kann man nicht guten Gewissens als gesunde Hunderasse bezeichnen. Die extreme Faltenbildung im Gesicht und am Körper sorgt für Hautinfekte, irritierte, ständig tränende Augen und konstantes Speicheln. Der schwere und massige Körperbau belastet die Gelenke des Hundes so stark, dass die meisten Exemplare binnen weniger Jahre Probleme wie Arthrose, Ellenbogen- oder Hüftdysplasie entwickeln. Im schlimmsten Fall verlieren sie ihre Mobilität vollkommen. Daher erreichen Neapolitanische Mastiffs meist nur ein Lebensalter zwischen 8 und 10 Jahren.
Schon gewusst?
Dass der Neapolitanische Mastiff auch in den „Harry Potter“-Filmen vorkommt?
Als Fang, Rubeus Hagrids treuer Begleiter, hat es der Mastino Napoletano auch auf die große Kinoleinwand geschafft und erhielt so internationale Aufmerksamkeit.
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