Sabine & Ivie: Wie alles begann…

by Redaktion
3 Minuten Lesedauer
Ivie unterm Bett verstecke / Hundefotografin & Tierfotografin Sabine Lehner Mutgelaunt mit Angsthund Ivie / Hundefotografin in Graz / diehundezeitung.com

✨ 2023 sollte mein Jahr werden.

Das Jahr, in dem ich mir endlich den Traum vom eigenen Hund erfüllen würde. Davon hatte ich so lange geträumt. Nun war der Zeitpunkt tatsächlich gekommen. Meine innere Checkliste war erfüllt:

  • fixer Job
  • flexible Arbeitszeiten
  • Wohnung mit Garten
  • Möglichkeit für Home Office

Alle Zeichen standen für mich auf grün. Ich hatte viele, viele Seiten von Vereinen durchsucht, unzählige Fotos von Hundewelpen aus dem Tierschutz gesehen bis ich eines Tages Ivie sah und wusste: Das ist sie. Das ist mein Hund. Ein kleiner, 4 Monate alter Fellknäuel, der neugierig in die Kamera blickte. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, wieso genau sie mein Herz erobert hat. Ich habe es mich danach sehr oft gefragt, aber irgendwie war sie besonders.

Alles ist vorbereitet…

Ich hatte bereits mit dem Tierschutzverein Kontakt aufgenommen und so konnte ich sie dann wenige Wochen später persönlich in Kroatien bei der Pflegestelle abholen. Zu diesem Zeitpunkt war ich voller Vorfreude auf die vielen gemeinsamen Erlebnisse mit dem neuen Wesen an meiner Seite. Abenteuerspaziergänge, Ausflüge mit Freunden, Sonnenuntergänge am Berg, Laufen im Wald, all das stellte ich mir großartig vor und konnte es kaum erwarten. 

Ivie als Welpe im Gras sitzend / Hundefotografin & Tierfotografin Sabine Lehner Mutgelaunt mit Angsthund Ivie / Hundefotografin in Graz / diehundezeitung.com
Das entzückende Fellknäul Ivie © Sabine Lehner

Doch im Leben kommt es immer anders.

Denn Ivie war kein normaler Welpe. Und kaum war sie weg aus ihrer gewohnten Umgebung hatte sie vor allem eines: Angst. Schon auf der Heimfahrt fiel sie bei jeder Rast nur zitternd ins Gras, anstatt sich zu lösen oder ein paar Schritte zu gehen und bereits dort dämmerte mir, dass ich vor der Herausforderung meines Lebens stand.

Auf einen Schlag war alles anders.

⚡ Ich hatte versehentlich den ängstlichsten Hund der Welt adoptiert

Angst vor Geräuschen, Angst vor Dingen, Angst vor Tageslicht, Angst vorm Rausgehen. Angst vor Menschen. Eigentlich gab es nichts, vor dem sie keine Angst hatte. Ivie war einfach restlos überfordert und verkroch sich bei jeder Gelegenheit unter meinem Bett. Erst wenn es Nacht wurde, traute sie sich heraus. In den Garten traute sie sich auch nur nachts, bewegte sich aber vorsichtig wie auf einem Minenfeld und bei jedem Geräusch verschwand sie wieder in zurück in die Wohnung unters Bett. Lösen konnte sie sich draußen gar nicht und an spazieren war nicht zu denken. Ich hatte es zwar wohlwollend versucht, doch jeder Versuch endete bereits 2 Meter nach der Haustüre mit einer zitternden Ivie, die hilflos zu Boden fiel, mit weit aufgerissenen Pupillen erstarrte und sich wie ein Rehkitz ins Gras drückte. Nichts ging mehr. 

Ivie im Haus neben Pflanzen / Hundefotografin & Tierfotografin Sabine Lehner Mutgelaunt mit Angsthund Ivie / Hundefotografin in Graz / diehundezeitung.com
© Sabine Lehner

Die unsichtbare Mitbewohnerin 

Hatte sie sich anfangs noch aufheben und berühren lassen, verkroch sie sich beim Anblick vom Geschirr fortan nur noch zitternd im nächstbesten Versteck. Die ersten Tage waren für uns beide die Hölle. Ein ständiger Eiertanz. So richtete ich ihr in der Wohnung einige Plätze zum Lösen ein und von da an benutzte sie diese auch verlässlich. Tagsüber war sie hauptsächlich unsichtbar, kam höchstens ab und zu zum Lösen hervor und verschwand dann wieder unterm Bett. Mir war sofort klar, dass wir nicht in drei Wochen fröhlich über die Wiesen laufen werden, sondern dass das eine Mammutaufgabe wird. 

Wir finden unser erstes gemeinsames Ritual

Jeden Abend, wenn ich müde ins Bett fiel, hörte ich ein leises Gähnen unter mir und da war sie plötzlich – wach und neugierig. Ich schlug mir mit ihr die Nächte um die Ohren, um ihr die Angst vor mir zu nehmen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Manchmal waren wir nur ein paar Sekunden draußen, bis ein Geräusch sie verschwinden ließ, manchmal eine halbe Stunde. Ich merkte bald, wie oft eigentlich nachts das Tiefgaragentor aufging und wann der Zeitungsausträger kam, dass manche Menschen lieber im Dunkeln ihren Müll entsorgten und wie viele Autos zu den unmenschlichsten Zeiten über die benachbarte Straßenbaustelle fuhren. Auch wenn unser Glück im Garten nur wenige Minuten anhielt, egal – wir probierten es immer wieder. Es wurde unser Ritual mehrmals die Nacht in den Garten zu gehen. 

Ivie legt ihren Kopf auf Sabines Fuß / Hundefotografin & Tierfotografin Sabine Lehner Mutgelaunt mit Angsthund Ivie / Hundefotografin in Graz / diehundezeitung.com
Nur langsam fasst Ivie Vertrauen... © Sabine Lehner

🐶 Der Nachthund

Ich versteckte ihr Leckerlis und sie tapste hinter mir her. Nach wenigen Nächten fing sie dann an, spätabends mit mir zu spielen und durch die Wohnung zu toben. Mein Herz ging auf. Ab und zu legte sie nach dem Spielen ihren Kopf auf meinen Fuß und ich konnte kaum stillhalten, vor lauter Freude. Ein Band begann, sich zu knüpfen. Aber gleichzeitig schwand auch mein Urlaub, den ich mir für die Eingewöhnung genommen hatte. Hier und da zeigte sie sich auch tagsüber öfter, doch ihr Rhythmus blieb umgekehrt. Alle meine Versuche, ein wenig „an der Uhr zu drehen“, scheiterten. Da saß ich nun, müde bis in die Knochen, mit einem unsichtbaren Hund unter meinem Bett und nur noch einem Tag Urlaub und fragte mich, wie ich das alles schaffen soll.

Wie es mit unserer Geschichte weitergeht erfahrt ihr beim nächsten Mal. Nur so viel sei gesagt: sie geht an dieser Stelle erst richtig los.

Alles Liebe

Sabine

Picture of Sabine Lehner

Sabine Lehner

Sabine ist 2023 versehentlich zur Angsthundemama geworden und geht seither mit reichlich Herz und Humor durch den holprigen Alltag. Durch ihre Hündin Ivie musste sie lernen, dass nichts selbstverständlich ist und dass das Leben mit einem schwierigen Hund einem einiges abverlangt. Als Team sind sie dennoch oder gerade deswegen unzertrennlich.

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