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Jagd & Weidwerk – ein verständlicher Überblick für Nicht-Jäger
Besonders unter Tierfreunden gibt es kaum einen Beruf, der so umstritten und kontrovers ist wie der des Jägers. Die einen stehen dem oftmals blutigen Tagwerk ablehnend gegenüber. Und gerade Hundebesitzer und Jäger geraten dann aneinander, wenn Fellnasen in Jagdgebieten ohne Leine unterwegs sind. Denn hier kreuzen sich das Recht auf kontrollierten Freilauf außerhalb von Ortsgebieten und die Aufgabe der Jäger, Wildtiere vor Haustieren zu beschützen (und umgekehrt). Jagdenthusiasten jedoch betonen immer wieder, dass die vielen friedlichen und auch die manchmal martialischen Tätigkeiten der Jagd wichtig sind, um die Erhaltung der Natur mit der menschlichen Landnutzung in Einklang zu bringen.
In diesem Artikel soll es jedoch nicht um diese Grundsatzdiskussion gehen. Sondern darum, aufzuklären und Informationen anzubieten, wie Jagd in Österreich geregelt ist und unter welchen Bedingungen sie vonstatten zu gehen hat – einfach und verständlich für Nicht-Jäger erklärt! Zudem geben wir abschließend einen Überblick über die wichtigsten Unterschied zum Jagdwesen in Deutschland.
Welche Behörde ist für die Jagd zuständig?
In Österreich ist die Jagd gemäß dem Bundesverfassungsgesetz (B-VG 1920) “Landessache”. Das bedeutet, dass jedes der neun Bundesländer eigene Jagdgesetze hat, die die Ausübung der Jagd regeln. Diese Gesetze berücksichtigen die spezifischen geografischen und ökologischen Bedingungen der jeweiligen Regionen und legen fest, wie die Jagd dort ausgeübt werden darf.
Grundsätzlich stellen Bezirksverwaltungsbehörden, wie Magistrate in Wien und Bezirkshauptmannschaften in den Bundesländern, Behörden in erster Instanz dar. Sie sind für die Ausstellung von Jagdkarten, die Überwachung der Einhaltung der Jagdgesetze und die Durchsetzung von Sanktionen bei Verstößen verantwortlich.
Wie wird man zum Jäger?
Wer in Österreich die Jagd ausüben möchte, muss eine Jagdkarte (auch Jagdschein genannt) erwerben. Diese gilt nur für jenes Bundesland, für das sie ausgestellt wurde. Daher sollte man die Jagdprüfung in jenem Bundesland ablegen, wo man primär tätig sein möchte. In anderen Bundesländern kann man dann Gastkarten anfordern. Je nach Gesetzeslage sind dafür aber weitere Nachweise erforderlich, z.B. in Kärnten. Für Sondertätigkeiten gibt es auch eigene Jagdkarten, z.B. die Falknerberechtigung zur Jagd mit Falken.
Vor dem erstmaligen Erwerb dieser Jagdkarte ist die erfolgreiche Ablegung der (Jung-)Jägerprüfung erforderlich. Diese Jagdausbildung umfasst nicht nur einen praktischen Teil, die das Schießen und die Handhabung von Waffen behandelt. Es ist auch ein theoretischer Teil vonnöten, der umfangreiche Kenntnisse über Jagdgesetze, Wildbiologie, Ökologie und Landnutzung erfordert. Dies stellt sicher, dass Jäger nicht nur als Schützen, sondern auch als Naturschützer ausgebildet werden.
Die Jagdausbildung dauert in der Regel vier Monate und kostet etwa 750 Euro. Mittlerweile sind ein Drittel der Kursteilnehmer Frauen. Das zeigt, dass die Jagd in Österreich zunehmend auch von Frauen als Hobby und Beruf ausgeübt wird.
Danach kann man die Jagd in sogenannten Jagdgebieten ausüben. Das sind meist große, zusammenhängende Flächen, die verpachtet oder selbst bejagt werden. Es gibt sowohl gemeinschaftliche Jagdreviere als auch Eigenjagden.
Aufgaben & Pflichten
- Hegemaßnahmen
Jäger helfen, die Lebensräume von Wildtieren zu verbessern und zu erhalten. Sie legen z.B. Wildwiesen an, pflanzen Hecken und erhalten Feuchtgebiete. Diese Maßnahmen fördern nicht nur die Jagdtiere, sondern auch viele andere Tier- und Pflanzenarten. - Jagd- und Biotopschutz
Durch die Jagd werden die Wildtierpopulationen kontrolliert, um Schäden an Feldern und Wäldern zu vermeiden. Besonders Wildschweine können große Schäden anrichten, wenn sie nicht reguliert werden. - Verhinderung von Wildschäden
Jäger arbeiten mit Landwirten zusammen, um Wildschäden zu minimieren, und setzen Maßnahmen zur Verhinderung von Wildunfällen um. Zu den häufigsten Maßnahmen gehört die Errichtung von Wildschutzzäunen und die Installation von Wildwarnreflektoren entlang von Straßen, um Wildunfälle zu verhindern. - Erfüllung behördlicher Abschusspläne
Diese Pläne regeln die Anzahl der zu erlegenden Tiere nach Alter und Geschlecht und sind verpflichtend für jedes Jagdgebiet. Die Abschusspläne basieren auf wissenschaftlichen Untersuchungen und dienen dazu, ein ökologisches Gleichgewicht zu bewahren und den Wildbestand nachhaltig zu nutzen.
Vernachlässigen Jäger diese Pflichten, haften sie für Wildschäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen. (Schäden an Haustieren oder Gegenständen durch Wildtiere sind jedoch ausgeschlossen.) Die Haftung umfasst auch die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die ordnungsgemäße Führung von Unterlagen. In einigen Bundesländern gibt es spezielle Wildschadenskommissionen, die bei Streitigkeiten über die Höhe der Entschädigung vermitteln.
Unterschiede Österreich vs. Deutschland
In Deutschland ist Jagd durch das Bundesjagdgesetz (BJagdG) geregelt, das bundesweit einheitliche Mindeststandards festlegt. Zusätzlich haben die 16 Bundesländer eigene Landesjagdgesetze, die diese Mindeststandards weiter ausführen und ergänzen. Nach bestandener Prüfung erhält man daher einen Jagdschein, der bundesweit gilt und lediglich jährlich verlängert werden muss.
Auch das Reviersystem funktioniert anders als in Österreich: Es gibt Eigenjagdbezirke (ab 75 Hektar) und gemeinschaftliche Jagdbezirke, die oft von Jagdgenossenschaften verpachtet werden. Die Jagd ist auf diese festgelegten Reviere beschränkt, und jeder Jäger muss einen festen Bezug zu einem Revier haben.