„Aus“, „Nein“, „Pfui“ – das Schimpfen folgt meist prompt, wenn Hund knurrt. Das ist allerdings eine Form der Kommunikation und Bestrafen mehr als fehl am Platz. Wie aber sehen die Alternativen aus? Was tun, wenn der Hund knurrt? Wir haben ein paar Erziehungstipps von Profis für euch gesammelt.
Irgendjemand kommt ihm zu nahe, er hat Angst oder einfach nur einen Kaustange zwischen den Pfoten. Und plötzlich knurrt er. Wobei es jedoch meist nur für uns Zweibeiner überraschend kommt. Denn dass der Vierbeiner nicht aus heiterem Himmel knurrt und schon im Vorfeld eine Vielzahl an Signalen sendet, darauf achtet Mensch leider nur allzu selten. Also: Was tun, wenn der Hund knurrt?
Allgemeines zum Knurren von Hunden
“Das Knurren steht in der Regel nicht direkt am Beginn der Kommunikation. Häufig zeigen Hunde vorher bereits eine Reihe von sogenannten Konfliktsignalen (teilweise wird auch der Begriff Beschwichtigungssignale verwendet), die dazu dienen eine Situation nicht eskalieren zu lassen!, erklärt Hundetrainerin Martina Maier-Schmid in ihrem Artikel !Knurren – Kommunikation oder ungebührliches Verhalten?” in dem Buch „Leben mit Hunden“ (Hrsg. Stefan Wittenfeld, Kynos-Verlag, 2014).
“Je nach Hund, seinem Erregungsverlauf, seiner Fähigkeit zur Impulskontrolle, seiner grundsätzlichen Bereitschaft Konflikte auszutragen und je nach Situation, wird die Schnelligkeit der Abfolge der Eskalationsleiter unterschiedlich ausgeprägt sein”, so die Trainerin von der Hundeschule Tandem.
Normales Ausdrucksverhalten von Hunden
Hunde kommunizieren mit einer Vielzahl von Signalen. Und Knurren ist eines davon. “Aggressionsverhalten gehört zum normalen, angeborenen und überlebensnotwendigen Verhaltensrepertoire eines Hundes. Es ist somit weder moralisch gut noch schlecht. Knurren dient dazu, dem Gegenüber deutlich zu machen, dass eine weitere Annäherung nicht erwünscht ist und unter Umständen auch nicht geduldet werden wird”, so Maier-Schmid.
“Er zeigt damit eindeutig, dass er in dieser Situation mehr Abstand und seine Ruhe haben möchte, weil er aus seiner Sicht dafür eine berechtigte Veranlassung hat. Es ist zunächst einmal nicht relevant, ob der Mensch diese Gründe für einsichtig oder stichhaltig hält. Maßgebend ist die Bewertung des Hundes.”
Hund knurrt: Wie reagieren?
Fehl am Platz ist vor allem eines: Bestrafen. “Wenn nun der Mensch das Knurren verbieten und unterbinden möchte, muss er Einfluss auf den Hund nehmen. In den meisten Fällen wird versucht, das Knurren zu unterbinden, in dem geschimpft wird oder etwas getan wird, was den Hund entsprechend beeindrucken soll”, erklärt die Trainerin.
Der Vierbeiner hat allerdings gute Gründe, warum er knurrt. Und die Ursachen dafür können vielfältig sein. Wie etwa Angst, Beengtheit, schlechte Erfahrungen oder Schmerzen. “In einer Situation, in der sich der Hund ohnehin schon nicht gut fühlt, fügt der Mensch einen weiteren unangenehmen, ängstigenden oder schmerzenden Reiz hinzu. Dies wird unter Umständen durchaus dazu führen, dass der Hund aus Angst vor diesen Einwirkungen das Knurren einstellen wird. Allerdings wird er sich dann noch schlechter fühlen.
Das heißt die emotionale Grundlage für das Abwehrverhalten wird verschärft. Wenn Knurren als Abwehrverhalten nicht mehr möglich erscheint, wird der Hund zur nächst höheren Stufe des Abwehrverhaltens übergehen, also abschnappen, packen, beißen. Dies ist natürlich alles andere als hilfreich. Das Verbieten des Knurrens wird also nicht wirklich dazu führen, dass der Hund lernen kann, dass es keinen Grund gibt zu knurren. Er wird stattdessen lernen, dass Knurren die Situation verschlimmert. Das Knurren wird gehemmt. Wenn sich die Situation dann nicht auflöst oder die erwartete negative Einwirkung ausbleibt, wird das Abwehrverhalten stärker und damit für das Gegenüber gefährlicher”, so Maier-Schmid.
Richtig verhalten, wenn der Hund knurrt
An erster Stelle sollte also stehen, zu versuchen, die Situation zu verstehen und die Gründe herauszufinden, warum der Hund knurrt. Und in der Folge daran arbeiten, dass dieser Grund für den Hund wegfällt und er keine Ursache mehr sieht, zu knurren. Es lässt sich also durch aus etwas verändern, “auch wenn man knurren nicht wegstraft”.
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