Die meisten unserer Vierbeiner freuen sich, wenn sie uns sehen. Dabei kann die Begrüßung zwar liebevoll aber gleichzeitig etwas ruppig ausfallen. Wie kann man dem Hund Anspringen abgewöhnen? Hundetrainerin Kerstin Biernat-Scherf erklärt, wie das funktioniert!
Es ist ein leidiges Thema: Hund freut sich und springt hoch. Wie oft brachte er dadurch schon das Kleinkind der Schwester, die gebrechliche Omi oder den Onkel, der keine Hunde mag, zu Fall. Wegsperren als einzige Lösung? Nein, denn man kann Hund Anspringen abgewöhnen! Um das Temperament des Vierbeiners zu zügeln, ist es bedeutend, Alternativverhalten aufzubauen. Das kann sich zum Beispiel so gestalten:
Es läutet. Pluto lernt, nach seinem grauen Plüschesel zu suchen und diesen dem Besuch vorsichtig in die Hände zu legen. Dafür bekommt er ein Leckerli. Anschließend legt er sich auf seinen Platz und bekommt nach wenigen Minuten Streicheleinheiten. Ein Ding der Unmöglichkeit? Sicher nicht! Im perfekten Übungsaufbau und der Konsequenz liegt der Erfolg begründet.
Training gegen das Anspringen – 4 Übungsphasen:
Schritt 1: Läuten – Alternativverhalten
Pluto bellt, springt, rast zur Tür. Was tun Herrchen und Frauchen? Abwarten, ohne zu schimpfen oder zu reden! Bis Pluto ausgetobt hat und fähig ist, seinen grauen Plüschesel ins Maul zu nehmen. Dafür wird er belohnt. Dieser Schritt wird so lange geübt, bis Pluto den Esel sucht, sobald es läutet. Der erste Schritt des Alternativverhaltens sitzt (mit ganz normalen Rückfällen, die jedem Hund zustehen).
Schritt 2: Festhalten, bis es klappt
Hält Pluto sein geliebtes Plüschtier im Maul, kann die Türe aufgehen. Lässt er es fallen, schließt sie sich sofort wieder. Blöd für Pluto, denn er ist wie die meisten Vierbeiner sehr neugierig. Seine Menschen zeigen ihm, sobald er wieder aufnahmefähig ist, was von ihm gewünscht wird. Es empfiehlt sich dabei, den Hund an der Leine zu halten, damit die Übung gezielt gestaltet werden kann.
Schritt 3: Behutsames Annähern
Beherrscht Pluto das Festhalten, geht er mithilfe seiner Menschen an der Leine zur Tür. Verhält er sich richtig, geht die Übung weiter. Verhält er sich falsch, helfen ihm seine Menschen und rudern im Training einen Schritt zurück, bis alles sitzt.
Wichtig ist bei all diesen Trainingsschritten, dass Pluto lernt, sich ruhig zu verhalten – und zwar durch Belohnung in der richtigen Sekunde. Wird er hibbelig, zieht an der Leine oder springt, wird er wortlos aus der Situation entfernt. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass eher aufgedrehte Hunde sich mit Aktiv-Übungen leichter tun – sie dürfen beispielsweise etwas bringen, anstatt ruhig auf einem Platz verharren zu müssen. |
Schritt 4: Ablegen & belohnen
Pluto sucht nun, wenn es läutet, seinen Plüschesel. Er hält ihn gut fest und kann sich schon mithilfe der Leine ruhig der Türe annähern. Gratulation: Sie sind fast am Ziel! An der Tür lernt er nun, dem Besucher sein Spielzeug zu geben und dafür eine extra schmackhafte Belohnung zu bekommen. Und bevor er auf blöde Gedanken kommt, wird er auf seinen Platz geführt (und anfangs angehängt), um dort etwas besonders Leckeres zu kauen.
Ist er damit fertig (Kauen beruhigt!), darf sich der Besuch – je nach Hundewesen – ruhig nähern und ihn durch Streicheln belohnen. Natürlich nur, wenn das der Hund auch genießen kann. Voilà: Fertig ist der artige Hund!