Das Markieren des Territoriums mithilfe von Ausscheidungen liegt bei Hunden in den Genen und dient als wichtiges Kommunikationsinstrument.
Das nächstgelegene Bäumchen gesucht, Bein gehoben, fertig. Botschaft: Ich war auch da. Das war’s? Tatsächlich sagen unsere Vierbeiner mit ihrem Wasserlassen sehr viel mehr aus. Wie so ein Pinkelstrahl ganze Bände sprechen kann …
Schnuppern, Beinchen heben, schon hat man mitgeteilt, wer hier das Sagen hat. So funktioniert quasi das interaktive „Zeitunglesen“ des Vierbeiners. Für uns mag das vielleicht nach einem einfachen Konzept aussehen. Was es in Wahrheit aber nicht ist. Markieren ist nämlich nicht gleich Markieren. „Neben dem geruchlichen Markieren mit Urin und Kot (wo es auch zu unterscheiden gilt, ob mit oder ohne Zusatz von Analdrüsensekret) gibt es noch das Scharren, dem auch Markierfunktion zugeschrieben wird.
Weitere optische Signale liegen zum Beispiel in der Position des Kotes (gut sichtbar oder nicht) und in der Körperhaltung beim Pinkeln und Koten. Weitere geruchliche Signale sind in den Sekreten der Ballendrüsen, eventuell im Speichel und den Gehörgangsdrüsen zu vermuten“, weiß Verhaltensbiologe Udo Gansloßer und meint weiter, man müsse beim Urinmarkieren dann aber auch noch „das direkte Drübermarkieren vom Danebenmarkieren unterscheiden.“
Und was isst du so? Wobei es dabei aber eben um viel mehr geht als nur darum, mitzuteilen, dass ich auch hier war oder dass da ich zuhause bin. „Es gibt viele vermutete Funktionen“, so der Experte. „Belegt sind die Mitteilung des Fortpflanzungsstatus, der Individualerkennung, des Sozialstatus und des Reviers. Bei den meisten dieser Informationen sind jahres- und fortpflanzungsperiodische Schwankungen nachgewiesen.“
Auch sehr spannend: „Bei Katzen und vielen anderen Säugern nachgewiesen und deshalb auch bei Hunden zu vermuten ist die Mitteilung des Ernährungszustandes. Auch aktuelle Konzentrationen von Stresshormonen sind zu vermuten.“
Wann Hündinnen das Beinchen heben
Wer übrigens glaubt, dass nur Rüden zum Markieren das Beinchen heben, liegt daneben.
Es gibt nämlich „eine besondere Eigenschaft mancher Hündinnen, die in rüdentypischer Manier das Bein heben“, weiß der Verhaltensbiologe und nennt solche Hündinnen auch
„Rüdinnen“. Diese Eigenschaft werde „durch Einflüsse des männlichen Hormones Testosteron im Zeitpunkt rund um die Geburt und/oder vorgeburtlich beeinflusst. Diese Hündinnen haben oft auch eher rüpelhafte Züge.“
Ein weiterer möglicher Zusammenhang könne hier mit Unsicherheit vermutet werden, da die „Testosteronproduktion bei Hündinnen aus der Nebennierenrinde kommt und diese unter dem Einfluss der Stress-, nicht der Sexualregelkreise steht“, so Gansloßer.