Ein Hund will einem anderen am Hinterteil schnüffeln, wo eine Sprechblase mit "Hallo" aufsteigt.

Was passiert, wenn zwei Hunde aufeinandertreffen? Richtig! Sie wollen erst einmal ausgiebig am Hinterteil schnüffeln. Uns Menschen mag dieses Verhalten peinlich berühren, doch unsere Vierbeiner zeigen damit gute Manieren untereinander. Aber warum beschnüffeln sich unsere Fellnasen ausgerechnet gegenseitig am Hinterteil? Was passiert bei dieser „Begrüßung“ im Hundekopf?

Die Vorstellung darüber, wie man sich einander höflich vorstellt, geht bei Menschen und Vierbeinern ziemlich auseinander. Während es bei uns üblich ist, sich zur Begrüßung die Hand zu geben und Abstand zu wahren, beschnüffeln sich Hunde gegenseitig am Po. Manchmal wollen sie auch uns Zweibeiner so begrüßen, was bestenfalls als peinlich und schlimmstenfalls als unangenehm empfunden wird. Denn wer bekommt schon gerne eine nasse Hundeschnauze in die Körpermitte gedrückt? Manche Hundebesitzer empfinden das am Hinterteil Schnüffeln deswegen als „vulgär“ oder gar als Fehlverhalten. Dabei zeigen Hunde in Wirklichkeit gute Manieren! Erfahren Sie hier alles über diese besondere Grußformel beim Hund und was im Hundekopf passiert, wenn hinterrücks geschnuppert wird.

Superschnüffler Hund

Im Gegensatz zu Menschen nehmen Hunde ihre Umwelt auch stark mit der Nase wahr. Das hündische Geruchssystem ist unglaublich komplex und dem des Menschen haushoch überlegen. Die menschliche Nase besitzt ca. 5 Millionen Geruchsrezeptoren, während Hundenasen über mehr als 220 Millionen verfügen. Ihr Geruchssinn ist damit etwa 10.000 Mal besser als der unsere. Man kann sich das in etwa so vorstellen: Unsere Fellnasen können in einem Raum von der Größe eines olympischen Schwimmbeckens noch einen halben Teelöffel Zucker erschnüffeln. Wau!

Diesen ausgezeichneten Geruchssinn erlaubt ein spezielles Organ des Hundes: das sogenannte Jacobson-Organ oder auch Jacobsonsche Organ. Dieses befindet sich am Gaumen hinter den Fang- und Schneidezähnen. Es spielt eine wichtige Rolle dabei, wie Hunde Gerüche wahrnehmen und interpretieren. Der Gaumen und die Schnauze sind über eine kleine Öffnung miteinander verbunden, sodass der Vierbeiner durch die Zunge aufgenommene Stoffe zu den Riechzellen weiterleiten kann. Hundebsitzer haben bestimmt schon oft beobachtet, dass Hunde bei besonders intensiven Schnuppern auch die Zunge einsetzen. Auf diese Weise können sie Gerüche sozusagen “schmecken”. Zudem unterstützt das Jacobson-Organ die Wahrnehmung von körpereigenen Duftstoffen. Der Körpergeruch beinhaltet Informationen über vielerlei Faktoren. Beispielsweise verändert er sich je nachdem, wie gestresst ein Hund ist, wo er sich aufgehalten hat, ob er krank oder gesund ist, usw. Dadurch können unsere vierbeinigen Supernasen die momentane Gemütsverfassung eines Artgenossen erschnüffeln.

Eine Hundnase schnüffelt Geruchsschwaden.
Der Geruchssinn von Hunden ist 10.000 Mal besser ausgeprägt als von uns Menschen. / Symbolfoto: Canva.

Warum Hunde am Hinterteil schnüffeln

Hunde kommunizieren hauptsächlich über Körpersprache und Gerüche, weshalb man das am Hinterteil Schnüffeln mit einer Begrüßung oder Vorstellung vergleichen kann. Denn unsere Vierbeiner holen sich über Gerüche Informationen über den anderen und sind somit in der Lage, sich gegenseitig kennenzulernen. Denn jedes Lebewesen hat seinen einzigartigen Geruch, den wir Menschen aber nur vage wahrnehmen können. Hunde erkennen sich auch eher anhand des Körperdufts wieder. Besonders Gerüche im Bereich der Genitalien und des Anus sind stark ausgeprägt und geben unserer Fellnase Auskunft über Geschlecht, Paarungsbereitschaft, Gemütslage, Gesundheitszustand und Ernährung. Beschnuppern sich also Hunde beim Aufeinandertreffen, ist das vollkommen normales Verhalten. Wie wir Menschen Smalltalk beim Mittagessen betreiben, „erzählen“ Hundenase ihre Geschichten via ihres Körpergeruchs.

Hundenase am Menschenpo – nein, danke?

Auch wir Menschen sondern speziell am Gesäß und im Intimbereich Gerüche ab, die dem Hund wichtige Informationen über uns verraten. Unsere Fellnasen können zwar bis zu einem gewissen Grad menschliche Kommunikation verstehen, bleiben aber ein von natürlichen Instinkten getriebenes Tier. Riecht ein Vierbeiner an den privaten Körperregionen einer Person, hat er dabei nichts Böses im Sinn, sondern will mehr über sie erfahren. Zudem gibt es Situationen, in denen wir Menschen vermehrt Duftstoffe aussenden als sonst. Dann wird die neugierige Hundeschnauze quasi magnetisch angezogen. Ist eine Frau beispielsweise schwanger oder hat vor kurzem entbunden, nimmt der Hund diesen speziellen Geruch wahr. Dasselbe gilt, wenn Frauen sich im Eisprung befinden oder menstruieren. Selbst über kürzlichen Geschlechtsverkehr wissen die vierbeinigen Spürnasen sofort Bescheid.

Ein Hund schnüffelt in RIchtung eines ihm gegenübersitzenden Menschen.
Hunde sind sogar in der Lage, die Gemütsstimmung bei uns Menschen zu erschnüffeln. / Symbolfoto: Canva.

Soll ich meinem Hund das Schnüffeln im Schritt abgewöhnen?

Wie bereits erwähnt gehört das Schnüffeln in der Bikinizone durchaus zum guten Ton im Hundewesen und erfüllt wichtige soziale Aufgaben unter Vierbeinen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man als Mensch jeden Hund zwingend in der eigenen Privatsphäre dulden muss, um die „hündische Höflichkeit“ zu wahren. Wem das Schnüffeln zu invasiv wird, darf den Vierbeiner natürlich trotzdem freundlich wegscheuchen oder stattdessen eine Hand anbieten. Denn bei der Kommunikation müssen sich immer beide Partner wohlfühlen.

Als Hundebesitzer hat man natürlich auch dafür Sorge zu tragen, dass die eigene Fellnase in dieser Sache nicht zu aufdringlich wird. Ist Ihr Hund eine leidenschaftliche Schnüffelnase, kann es nicht schaden, ihm dieses Verhalten bei Menschen so gut wie möglich abzugewöhnen. Gehorsamkeitsübungen bzw. Obedience Training können hier Abhilfe verschaffen. Bei Besuch kann man dem Hund mit „Sitz“ oder „Platz“-Kommandos beibringen, respektvollen Abstand zu wahren. Beim Spaziergang hilft es, dem Vierbeiner das Kommando „Bei Fuß“ beizubringen, damit er nicht unerlaubt seine kalte Schnauze zu Fremden steckt.

Supernase Hund

Den ausgeprägten Geruchssinn unserer Fellnasen lassen wir Menschen auch gerne für uns arbeiten. In Militär und Polizei werden Hunde zum Beispiel dazu verwendet, bestimmte Stoffe wie Rauschmittel, Verwesung, Elektrogeräte oder Geld zu erschnüffeln. Auch in der Medizin gibt es bereits ausgebildete Assistenzhunde für Epileptiker und Diabetiker. Denn durch ihre feinen Nasen können Hunde Schwankungen im Blutzucker oder das Nahen eines Anfalls buchstäblich riechen. Im Zuge der Covid-19-Pandemie nutzte man Spürhunde, um infizierte Personen schnell und einfach in öffentlichen Räumen zu testen. Auch Lawinenspürhunde sorgen dafür, dass Verschüttete schnell genug geborgen werden können. Somit retten die fleißigen Spürnasen jährlich tausende Menschenleben!

Doch auch in der Landwirtschaft ist ein guter Riecher von Vorteil. Amerikanischer Forscher fanden nach einer Reihe von Testungen mit Australien Shepherds heraus, dass Hunde recht zuverlässig den Eisprung von Kühen erschnüffeln können. Die hündischen Nachwuchsplaner erleichtert somit Landwirten die Rinderzucht.

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