Unmöglich, unerreichbar, undenkbar!
Grenzen kennen wir alle und vergessen dabei gerne, dass wir sie uns oft selbst auferlegen. Hunde wissen zum Glück nichts davon, dass sie dieses oder jenes nicht können sollen – sie tun es einfach! Genauso wenig wie über Grenzen wissen Hunde irgendetwas über Behinderungen. Es spielt für sie keine Rolle, ob ein Mensch gewisse Beeinträchtigungen hat oder nicht. Und von eigenen Handicaps lassen sich Hunde ebenso wenig beeindrucken! Sie tun, was wir alle öfter tun sollten – einfach leben!
Wie es zu den Handicapdogs kam
Gerade das wurde ihnen aber vor nicht allzu langer Zeit noch verwehrt, wie Sabine Marzi von den Handicapdogs zu erzählen weiß. Vor ungefähr 20 Jahren stellte sich bei ihrem Hund Nico eine vorwiegend geistige Behinderung heraus. Auf der Suche nach Unterstützung wurde ihr nur mehrmals zur Euthanasie geraten. Nico war ein fröhlicher Hund, der keine Schmerzen hatte. Ihn töten zu lassen kam für Sabine nicht in Frage.
Hunde mit Behinderungen sollen ein zufriedenes Leben führen können
Schockiert von ihren Erlebnissen beschloss sie, sich fortan Hunden mit Handicap zu widmen und ihnen ein glückliches Leben zu ermöglichen. Vor allem aber wollte sie Aufklärungsarbeit leisten – denn Hunde mit Behinderung einschläfern zu lassen, war leider gang und gäbe. Doch die Öffentlichkeitsarbeit von engagierten Menschen wie Sabine macht sich in den letzten Jahren zusehends positiv bemerkbar: Immer mehr Menschen verstehen, dass behinderte Hunde trotz ihres Handicaps ein glückliches und zufriedenes Hundeleben führen können – und geben ihnen auch die Chance dazu! Sabine steht dabei mit Rat und Tat zur Seite und ist eine gefragte Ansprechperson rund um den behinderten Hund. Ihr eigenes Rudel, die Handicapdogs, besteht aus sechs Hunden – der Star der bunten Truppe ist die Französische Bulldogge Cleo, der jüngste Zuwachs der Pumi Fritz. „Altersentsprechend hat er ordentlich Hummeln im Hintern“, wie Sabine sagt. Vorerst sind das auch genug Hunde: „Training und Liebe brauchen Zeit, daher darf es nicht zu viel werden.“
Vom Supertalent …
Würde sich Sabine nicht um jeden ihrer Hunde so fürsorglich kümmern, hätte sie das Talent von Cleo vielleicht gar nicht entdeckt. Die Frenchie-Hündin ist von Geburt an blind und seit acht Jahren an Sabines Seite. Von Welpenbeinchen an war Cleo begeistert davon, Kunststückchen zu lernen. Mittlerweile beherrscht das Ausnahmetalent auf vier Pfoten ganze 56 Tricks und Kommandos! Ihren ersten „Auftritt“ hatte Cleo mit 16 Wochen, als Sabine auf einer Messe beim Stand des Vereins „Behinderter Hund – Na und?“ vorbeikam. Dort gab es die Möglichkeit, seinen Hund ein paar Kunststücke vorführen zu lassen. Cleo brillierte und genoss sichtlich das Scheinwerferlicht. Den Applaus genießt die Französische Bulldoggendame bis heute. Sie wäre mit ihrem Frauchen sogar beinahe beim Supertalent aufgetreten. Die Befürchtung, dass Cleo dabei nicht den Raum gehabt hätte, den ein (blinder) Hund zum Wohlfühlen braucht, ließ sie ihre Teilnahme aber letztlich absagen. „Alles kann, nichts muss“ ist das Motto der Handicapdogs, dem Sabine stets treu bleibt.
… zum blinden Therapiehund
Cleo, die neben Tricks auch Menschen über alles liebt, ist mit Freude als Therapiehund im Einsatz. Und gerade ist sie dem besten Weg, der erste staatlich geprüfte Therapiebegleithund mit Behinderung in Österreich zu werden! Tatkräftige Unterstützung erhalten Cleo und Sabine dabei von Andrea März vom Verein Ferdinand The Staff, die von Cleo mehr als angetan ist. Der Termin steht bereits – Sabine und Cleo dürfen nun schon bald offiziell zur staatlichen Prüfung antreten! Das ist nicht nur für die beiden etwas ganz Besonderes, sondern für alle Hunde mit Handicap ein riesiger Schritt! Denn ein staatlich geprüfter Therapiebegleithund mit Behinderung war bisher schlichtweg undenkbar. Zum Glück aber wusste Cleo davon nichts und freut sich einfach auf ihren Prüfungsan- beziehungsweise -auftritt.
Azubi Fritz
Der junge Pumi Fritz ist das neueste Mitglied bei den Handicapdogs. Mit Cleo teilt er sich nicht nur sein Handicap, sondern auch die Begeisterung für Tricks und die Liebe zum Menschen. Auch er
wird den Weg zum Therapiebegleithund einschlagen und übt schon fleißig mit seinem Frauchen