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Kälte erschwert Parasiten die Vermehrung. Aber sind dadurch weniger Zecken nach kaltem Winter zu erwarten? Wir haben bei einem Experten an der Vetmeduni Wien nachgefragt.
Es grünt und blüht. Und beißt und saugt. Vom Spaziergang auf der Frühlingswiese kommen Zwei- und Vierbeiner derzeit meist nicht ganz alleine nach Hause. Wie sieht es nach diesem Winter mit der Zeckenplage aus? Wir haben mit einem Experten gesprochen.
So schön es auch ist, wenn alles wächst und sprießt – mit dem Frühling kommt auch so manch ungebetener Gast daher. Der sich noch dazu meist ganz ungefragt von unserem vierbeinigen Liebling bewirten lässt. Wo am Hund sich Zecken genau festsaugen und ob der lange Winter ihnen etwas anhaben konnte, verrät uns Parasitologe Georg Duscher.
Wo sie sich festsaugen
Interessant zu wissen: Zecken sind meist an ganz bestimmten Körperstellen des Hundes zu finden, wie die Forscher herausfanden. Das sind vor allem der Kopf, der Nacken, die Schultern und die Brust, weil sie beim Spazieren und beim Streifzug durch die Wiese den blutsaugenden Parasiten am nächsten sind. Denn Zecken sind bequem – sie bleiben häufig dort, wo sie zuerst auf den Hund gelangen. „Aufgrund ihrer ungünstigen Körperform verschwenden Zecken keine Energie, um durch struppiges Fell an andere Körperregionen des Hundes zu gelangen, sondern beißen sich dort fest, wo sie sich gerade befinden. Im Gegensatz dazu, sind die seitlich abgeflachten Flöhe rasch und wendig auf der Hundehaut unterwegs“, erklärt Georg Duscher von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Wir haben den Experten für Parasitologie auch dazu befragt, wie es dieses Jahr mit den Zecken aussieht.
Weniger Zecken nach kaltem Winter?
Wie sieht es dieses Frühjahr/kommenden Sommer mit Zecken aus? Ist nach diesem strengen Winter mit sehr niedrigen Temperaturen mit weniger Befall zu rechnen?
Georg Duscher: Trotz des relativ langen Winters (mit dem Kälteeinbruch) ist nicht mit einem Rückgang der Zecken zu rechnen. Diese kurzen Kälteperioden überdauern Zecken ohne weiteres.
Ab wann sollten Hundebesitzer ihre Vierbeiner schützen?
Duscher: Zeckenschutz ist in manchen Gebieten Österreichs beinahe schon ganzjährig zu empfehlen. Zecken werden ab etwa 5°C aktiv und das kann an manchen sonnenbeschienenen, windstillen Flecken auch im Winter sein.
Wie notwendig ist ein Schutz gegen Zecken und Parasiten? Ist ein Schutz immer anzuraten, auch wenn man zum Beispiel den Hund nach jedem Spaziergang nach Zecken absucht?
Duscher: Am besten ist, wenn sie diese Problematik mit der Tierärztin oder dem Tierarzt besprochen wird. Tiere, die nie exponiert werden, müssen anders behandelt werden als andere. Prinzipiell ist aber zu sagen, dass alleiniges Absuchen keinen ausreichenden Schutz bietet, da vor allem kleine Zecken leicht im Fell unerkannt bleiben können. Genauso sind Zeckenrepellens auch kein hundertprozentiger Schutz. Das heißt am besten ist es, wenn man beides, also Zeckenrepellens plus Absuchen, macht.
Wo sind Zecken in diesem Jahr vermehrt anzutreffen (Wald, Wiese, Sträucher, im eigenen Garten) oder ist das jedes Jahr gleich?
Duscher: Das ist jedes Jahr gleich: man findet sie in schattiger, naturbelassener Landschaft mit ungemähtem Gras, eventuell auch mit Laubstreu, und vielen Wirtstieren als Reservoir.
Können mittlerweile auch andere Parasiten für den Hund gefährlich werden?
Duscher: Ja, es gibt eine Reihe von Parasiten, die zu uns kommen könnten, zum Beispiel Herzwurm, Ehrlichia canis, Leishmanien, etc.
Raus mit Ruhe
Abgesehen davon, dass eine extra Portion an Streicheleinheiten nie schadet, ist es auf jeden Fall ratsam, den Hund nach jedem Spaziergang oder spätestens am Abend gründlich abzusuchen. Denn gleich mal vorweg: man hat Zeit. Sie muss lange genug am Hund saugen, um etwaige Erreger auch übertragen zu können. Borreliose-Bakterien oder Anaplasmen etwa brauchen zwischen 12 und 24 Stunden, um in das Blut des Hundes zu gelangen. Ruhe bewahren ist also angesagt, weil der Vierbeiner ja auch stillhalten soll, wenn sich Frauchen oder Herrchen an die Entfernung des Parasiten machen. Und das am besten mit Zeckenzange oder –schlaufe – angesetzt möglichst hautnah an den Mundwerkzeugen, bevor man sie mit einer leichten Drehbewegung herauszieht.