Broholmer (Hunderasse) – der gutmütige Wächter aus Dänemark

by Verena Hauck
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 9 Minuten Lesedauer
Ein kräftiger Broholmer steht in der Natur, der ruhig in die Ferne blickt. Info-Karte enthält Details zur Rasse.

Diese bereits seit dem Mittelalter in Dänemark heimische, massige Hunderasse erfreute sich lange Zeit als treuer Wachhund großer Beliebtheit. Heute ist der gutmütige Broholmer jedoch auch immer öfter als Begleithund zu sehen.

Geschichte & Ursprung

Bereits seit dem frühen Mittelalter setzte man große, massige Hunde mit gelb-braunem Fell in Dänemark zur Jagd auf Hirsche und anderes großes Wild ein. Später verschob sich der Aufgabenbereich der wachsamen Hunde auf das Beschützen von Haus und Hof der einfachen Leute und Großgrundbesitzer. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich ein Liebhaber dieser Hunde dafür ein, die Rasse rein zu züchten: Graf Frederik Sehested zu Broholm, der über ein großes Anwesen auf der Insel Fünen verfügte. Von diesem Urvater der Hunderasse erhielt der Broholmer seinen Namen. Zwischen 1855 und 1875 verteilte von Sehested über 150 Welpen dieser Rasse an die einfachen Bürger der Umgebung, die dazu bereit waren, die Rasse zu erhalten und zu fördern. Da man sie außerdem gerne in Schlachthäusern hielt, bekamen sie zusätzlich die Bezeichnung „Schlachterhund“.

 

Besonders König Friedrich VII. und seine Geliebte Gräfin Danner waren von den dänischen Molossern begeistert. Ihre Liebe für den Broholmer wurde sogar auf einem Portrait festgehalten, und sie sollen während der Regierungszeit Friedrichs passionierte Halter dieser Rasse gewesen sein. Der König versuchte selbst, mit Hilfe seiner Berater eine Hunderasse zu züchten, die dem Vorfaren des Broholmers ähneln sollte, jedoch mit weniger Erfolg als Sehested. Dieser Versuch resultierte in einer weiteren Hunderasse von Molossern, die nach dem Jagdschloss des Königs benannten Jaegerspris. Beide Rassen wurden später in den Zoo von Kopenhagen gebracht und dort weiterentwickelt, und besonders des Königs Lieblingsrüde „Holger“ soll dort für einen Nachwuchs von 200 Welpen gesorgt haben.

Portrait von König Friedrich VII. und Gräfin Danner mit einem Broholmer.
Dieses Portrait zeigt König Friedrich VII. und Gräfin Danner zusammen mit einem Broholmer. / Bild: Johan Vilhelm Gertner.

Der Broholmer in der Neuzeit

Trotz seiner mächtigen Erscheinung ist der Broholmer tatsächlich ein sehr gutmütiger Hund mit ruhigem Temperament. Bei konsequenter und vor allem liebevoller Erziehung wird aus ihm ein geduldiges und angenehmes Familienmitglied, das auch mit Kindern gut zurechtkommt. Obwohl er durchaus über einen Wach- und Schutztrieb verfügt, äußert sich dieser meist eher durch zurückhaltende, aber freundliche Wachsamkeit. Aggressivität oder Ängstlichekit sieht man bei diesen selbstbewussten Hunden kaum bis überhaupt nicht. Aufgrund ihrer Nervenstärke und ihres gelassenen Gemüts bleiben sie auch bei größerem Trubel ruhig.

Später geriet der Broholmer unverdient in Verruf, weil eine Rassenbeschreibung des französischen Naturforschers Georges-Louis Leclerc de Buffon für eine Verwechslung der reinrassigen Broholmer mit den aufkommenden Deutschen Doggen sorgte. Enthusiasten der Deutschen Dogge, welche im lukrativen englischen Markt als „Great Dane“ (zu Dt. „großer Däne“) angepriesen wurden, beanspruchten die etablierte Hunderassebeschreibung Buffons und die reinrassige Abstammung für ihre Deutschen Doggen und verschmähten die Broholmer als vermischte Straßenköter.

Durch diese Hasskampagne errang die Deutsche Dogge jene Anerkennung, die der Broholmer international mehr und mehr verlor. In dem Wirbel aus Chaos, Nahrungsknappheit und verschiedenen Krankheiten (u.a. Staupe), den der Zweite Weltkrieg nach sich zog, verschwand der Broholmer schließlich. 1940 wurde der letzte Hund ins offizielle Zuchtregister eingetragen.

Erst 1974 erschien der Broholmer erstmals in einer Hundezeitschrift. Vereinzelte Liebhaber hatten die Hunderasse privat weitergezüchtet und so am Leben erhalten. Mit diesen verbliebenen Tieren wurde ein Rückzüchtungsprogramm gestartet, welches auch die schwarze Fellfarbe des Broholmers wieder zu Tage beförderte. 1982 reichten der Stammbaum und die Zuchtpopulation aus, um offiziell vom FCI anerkannt zu werden. Lange Zeit durfte der Broholmer nicht außer Landes verkauft werden, um die ohnehin geringe Zuchtpopulation nicht zu gefährden. Mittlerweile hat sich der Bestand jedoch so weit stabilisiert, dass der Broholmer Fans auf der ganzen Welt mit seiner imposanten Präsenz beglücken darf.

Ein Broholmer sitzt an einem Waldrand. Foto: Jessica Schwabauer (Getty Images via Canva)
Wachsam schaut dieser Broholmer in die Ferne - das Beschützen von Haus und Hof liegt ihm im Blut. / Foto: Jessica Schwabauer (Getty Images via Canva)

Wesen & Charakter

Trotz seiner mächtigen Erscheinung ist der Broholmer tatsächlich ein sehr gutmütiger Hund mit ruhigem Temperament. Bei konsequenter und vor allem liebevoller Erziehung wird aus ihm ein geduldiges und angenehmes Familienmitglied, das auch mit Kindern gut zurechtkommt. Obwohl er durchaus über einen Wach- und Schutztrieb verfügt, äußert sich dieser meist eher durch zurückhaltende, aber freundliche Wachsamkeit. Aggressivität oder Ängstlichekit sieht man bei diesen selbstbewussten Hunden kaum bis überhaupt nicht. Aufgrund ihrer Nervenstärke und ihres gelassenen Gemüts bleiben sie auch bei größerem Trubel ruhig.

Aussehen & Besonderheiten

Beim Broholmer handelt es sich um einen großen Molosser, der äußerlich dem Mastiff-Typus ähnelt. Er zeichnet sich durch seinen kräftigen, rechteckigen Körperbau und seine mächtige Vorderhand aus: der massive, breite Kopf, der muskulöse Hals und die tiefe, weite Brust. Des Weiteren wirkt er durch sein Gewicht und den massigen Körper in seine Bewegung eher behäbig und gebeugt, im Galopp sieht man diese Hunderasse selten. Die runden, wachsamen Augen sind von einem hellen oder dunkleren Bernsteingelb. Die dicke Haut ist besonders am Hals üppig vorhanden. Die Hängeohren des Broholmers sind hoch angesetzt und liegen eng an den Wangen an. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dieser Hunderasse ist die Kopfstellung in Ruhehaltung, der recht tief und nach unten gebeugt getragen wird. Die tief angesetzte Rute wird ebenfalls hängend getragen und ist nur von kurzem Fell überzogen. Sie sollte selbst bei Aufregung die Rückenlinie nicht überragen.

Ein Broholmer liegt im hohen Gras. Foto: Jessica Schwabauer (Getty Images via Canva).
Der Broholmer ist für sein ruhiges Temperament und seine Freundlichkeit bekannt. / Foto: Jessica Schwabauer (Getty Images via Canva).

Fell & Pflege

Obwohl das Haarkleid des Broholmers sehr kurz und dicht anliegend ist, verfügt er über dicke Unterwolle. Das bedeutet, dass er vor Regen, Schnee und Wind keine Angst zu haben braucht und bei jeder Witterung für einen Spaziergang zu haben ist. Zulässige Fellfarben sind laut FCI gelbes Fell mit der charakteristischen schwarzen Maske sowie gold-rot und schwarz. Zudem sind weiße Abzeichen an der Brust, an den Pfoten und an der Rutenspitze erlaubt.

Dank seines pflegeleichten Fellkleids muss der Broholmer nur etwa einmal wöchtentlich gebürstet werden, um Schmutz, totes Haar und Schuppen zu entfernen. Wegen der Hängeohren ist jedoch regelmäßiges Reinigen der Ohren ein Muss, ansonsten kann es zu Ohrenentzündungen kommen.

Ein Broholmer liegt mit der Schnauze im Gras. Foto: cely_ (Pixabay)

Gesundheit

Mit einer Lebenserwartung von 8 bis 10 Jahren wirkt der Broholmer kurzlebig, doch bei Hunderassen mit viel Körpermasse ist eine kürzere Lebensspanne als bei kleinen Hunden keine Seltenheit. Dank der verantwortungsvollen Zucht ist der Broholmer tatsächlich eine sehr gesunde und vitale Hunderasse mit wenigen rassetypischen Krankheiten. Wie bei großen, schweren Hunden nicht unüblich sind vereinzelte Fälle von Ellbogendysplasie (ED) und Hüftdysplasie (HD) zu beobachten. Aufgrund ihres tiefliegenden Brustkorbs können sie außerdem anfällig für Magendrehungen sein, doch diese lassen sich durch einfache Fütterungsmaßnahmen gut vermeiden.

Ein Broholmer-Welpe steht auf einer grünen Wiese. Foto: LottaVess (Getty Images via Canva)
Seriöse Züchter sorgen dafür, dass sowohl die Broholmer-Eltern als auch der Nachwuchs gesund sind. / Foto: LottaVess (Getty Images via Canva)

Wusstest du, dass der Broholmer...

… gerne mit Englischen Mastiffs verwechselt wird?

 

Obwohl manch einer munkelt, dass der Broholmer auch ein wenig Englischer Mastiff im Blut hat, handelt es sich bei diesen um zwei verschiedene Hunderassen. Der Broholmer stammt wahrscheinlich von einem Molossertyp ab, der sich ursprünglich aus dem alten Griechenland nach Europa verbreitete, während Mastiffs ihre eigene Abstammungslinie haben.

Ein Broholmer steht im hohen, trockenen Gras. Foto: Jessica Schwabauer (Getty Images via Canva).
Der wachsame Blick und die selbstsichere Statur - ein Broholmer ist ein stattlicher Anblick. / Foto: Jessica Schwabauer (Getty Images via Canva).

Großes Broholmer-Treffen (Video)

So viele Broholmer auf einen Schlag! Sehen Sie die wunderbare Rasse in Aktion auf dem Broholmer-Treffen des Züchters von Hershop-Depenove. Das ausgeprägte Wach- und Schutzverhalten dieser eher vorsichtigen Gemüter kann man auch das ein oder andere Mal beobachten.

Die Rasse im Überblick

Bewegung

Anfängertauglich

Familienfreundlich

Fellpflege

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