Nahrungsergänzung beim Barfen – Was gehört in den Napf?

by StefanC
Hund mit Fressnapf

Beim Barfen handelt sich um eine besondere Ernährungsform für Hunde, bei der man ausschließlich rohe Futtermittel verwendet. Manche Hundebesitzer folgen strikt dieser Regel, andere geben zusätzlich gegarte Futtermitteln wie Reis oder Kartoffeln in den Napf. Wie bei jeder Ernährungsform ist darauf zu achten, dass der geliebte Vierbeiner alle wichtigen Nährstoffen erhält. Aber welche Nahrungsergänzung beim Barfen sind notwendig? Was gehört zusätzlich in den Futternapf?

Grundsätzlich brauchen gesunde Hunde, die mit einer wohl durchdachten Mischung gefüttert werden, keine Nahrungsergänzung beim Barfen. BARF steht dabei im Deutschen für „biologisch artgerechte Rohfütterung“ oder „biologisch artgerechtes rohes Futter“. Ursprünglich propagierte  jedoch der australische Tierarzt Ian Billinghurst die Idee als „Bones and raw food“ in den 1990ern. Diese Diät findet heutzutage bei Hund und Katze immer öfter Anwendung. Der Gedanke dahinter ist, dem Tier eine möglichst naturgetreue und artgerechte Ernährung zu bieten. Eine ausgewogene Mischung aus rohem Fleisch, Innereien, Fisch, Gemüse, Obst, Blut, Eiern, Knochen und Milchprodukten kann demnach eine gute und artgerechte Ernährung bieten. Manche Tierhalter geben aber neben dem „raw food“ auch gegarte oder gekochte BARF-Zutaten dazu.

Dennoch sind Nahrungsergänzungen (wie Obst und Gemüse) in manchen Fällen sinnvoll. Besteht beispielsweise ein bestimmter Nährstoffmangel, können BARF-Zusätze als Kur über einen bestimmten Zeitraum dazu gefüttert werden. Auch spezielle Lebensumstände können Zusatzstoffe voraussetzen, zum Beispiel bei Gelenksproblemen. Auch wenn der vierbeinige Liebling nicht alles auffrisst, was man ihm serviert, ist es empfehlenswert, zu derartigen Mitteln zu greifen.

Wieso reicht eine reine Fleischfütterung nicht aus?

Viele Menschen denken, dass eine reine Verfütterung von rohem Fleisch allein einer artgerechten Ernährung am nächsten kommt. Schließlich sind ja auch die Urväter des Haushundes, der Wolf, reine Fleischfresser! Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit, denn selbst wildlebende Wölfe fressen zusätzlich Kräuter, Beeren, Früchte und oftmals auch den Kot von Pflanzenfressern. Eine reine Fleischfütterung führt demnach nicht nur zur Überversorgung mit Proteinen, sondern auch zum Fehlen von zahlreichen wichtigen Nährstoffen beim Hund. Vor allem in Situationen, die einen erhöhten Nährstoffbedarf fordern (wie Fell- und Futterwechsel, Sport, Stress, Trächtigkeit oder Krankheit) kann ein Nährstoffmangel gefährlichen Konsequenzen nach sich ziehen.

Wie bereits erwähnt, ist daher ein gesunder Mix essentiell für eine ausgewogene Barf-Mahlzeit. Damit man keine Mangelerscheinungen riskiert, müssen sich Fans der Rohfütterung deswegen sehr genau mit den Bedürfnissen ihrer Vierbeiner und dem Thema Barfen auseinandersetzen. Tatsächlich raten Experten dazu, sich bei der Zusammenstellung eines Barf-Menüs von einem professionellen Ernährungsberater helfen zu lassen. Denn ohne den Rat eines Futterprofis weisen Ernährungspläne oft große Nährstoffdefizite auf.

Was gehört (noch) in den Futternapf?

Je nach Bedürfnissen des Hundes und der Zusammenstellung der rohen Hauptmahlzeit kann es Sinn machen, zusätzliche Zutaten in den Napf zu geben. Dies gilt sowohl für BARF-Ernährung als auch für Hunde, die mit herkömmlichen Hundefutter versorgt werden.

  • Seealge und Chlorella

    Seealgen oder auch Seealgenmehl sind gut für ein schönes Fell und eine gesunde Schilddrüse. Dieses sollte man am besten täglich füttern, um die Schilddrüse keinen großen Schwankungen auszusetzen. Zudem sollen Chlorella-Algen die Darmtätigkeit unterstützen, um Schadstoffe im Körper leichter zu binden und auszuscheiden. Damit sind  sie nicht nur nährstoffreich, sondern besitzen eine entgiftende Wirkung.

  • Grünlippmuschel

    Die Grünlippmuschel gehört aufgrund ihrer verhältnismäßig hohen Konzentration an Glykosaminoglykane (GAG), Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren in jeden Futternapf.  Glykosaminoglykane sind Mehrfachzucker, die die Produktion in der Gelenkschmiere fördern und die Bänder stabilisieren. Zudem lindert das Grünlippmuschelpulver die Beschwerden bei Arthritis und Arthrose und wirkt einer Abnutzung der Gelenkapparate bei körperlicher Belastung entgegen.

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  • Kalzium

Frisst die Fellnase keine Knochen oder möchte man diese nicht verfüttern, dann muss unbedingt eine alternative Kalzium-Quelle her. Denn dieses stärkt nicht nur die Knochen, sondern auch die Zähne. Bei gesunden Hunden kann man einfach auf Knochenmehl zurückgreifen. Für Hunde mit Nierenerkrankungen kann das jedoch gefährlich werden. In diesem Fall ist es möglich, Eierschalenmehl oder Algenkalk zu verwenden.

  • Leinsamen und Leinöl

Leinsamen können die Verdauung der Vierbeiner in Schwung bringen und die Nährstoffaufnahme verbessern. Generell enthalten Leinsamen und Leinöl viele verschiedene Vitamine, Spurenelemente und ungesättigte Fettsäuren, die sich positiv auf die Gesundheit der Fellnase auswirken.

  • Hagebutte

Hagebutte und Hagebuttenpulver finden ebenfalls häufig als Nahrungsergänzung beim Barfen Anwendung. Die Hagebutte ist reich an Vitamin C, enthält Vitamin K und Provitamin A und hat eine antioxidative Wirkung. Vor allem im Bereich der Gelenke wirkt das Hagebuttenpulver entzündungshemmend und kann bei Arthrose und anderen entzündlichen Erkrankungen helfen.

Im Gegensatz zu uns Menschen können Hunde Vitamin C selbst herstellen und brauchen nicht unbedingt ein Ergänzungsmittel. Jedoch kann Hagebuttenpulver in der kalten Jahreszeit oder nach Erkrankungen zur Stärkung des Immunsystem herangezogen werden. Dabei ist aber zu beachten, das Pulver richtig zu dosieren und nicht dauerhaft zu füttern, denn ansonsten kann es zu einer Übersäuerung des Urins kommen.

  • Bierhefe

Eine besonders gute Nahrungsergänzung beim Barfen stellt die Bierhefe dar. Sie ist eine natürliche Quelle für B-Vitamine, Aminosäuren und Spurenelemente. Zudem enthält sie Biotin (Vitamin H), das besonders wichtig für Haut und Haar ist. Bierhefe beinhaltet auch Folsäure, die für die Eiweiß-Synthese essenziell ist. Besonders während des Fellwechsels kann man diese unterstützend in den Napf geben.“73572″ img_size=“full“ add_caption=“yes“]

  • Dorschlebertran

Viele der benötigten Vitamine können beim Barfen über die Hinzugabe von Innereien abgedeckt werden. Dies gilt jedoch nicht für Vitamin D, einem fettlöslichem Vitamin, das in der Leber gespeichert wird. Ein Vitamin D Mangel schädigt langfristig die Knochenstruktur. Abhilfe schafft da die Fütterung von frischem Fisch. Aber: Nicht jeder Fisch beinhaltet auch Vitamin D. Wird ein nicht Vitamin D-haltiger Fisch gefüttert, sollte Dorschlebertran als Ersatz verwendet werden. Denn dieser enthält leicht verdauliche Fette, Jod, Omega-3-Fettsäuren, Phosphor und die Vitamine A, D und E.

Gefährliche Lebensmittel – das gehört NICHT in den Napf!

Auch wenn für uns Menschen gewisse Nahrungsmittel sehr gesund sind, eignen sie sich nicht automatisch als Nahrungsergänzung beim Barfen. Dass beispielsweise Schokolade giftig für den Hund sein kann, ist wohl jedem bekannt. Doch ist Schokolade nicht das einzige Lebensmittel, das auch schon in geringen Mengen für die Fellnase gefährlich werden kann. Die folgenden Lebensmittel sind unbedingt zu vermeiden:

  • Lauch
  • Erdnüsse, Macadamianüsse und Bittermandeln
  • rohe Kartoffeln und Hülsenfrüchte
  • Weintrauben und Rosinen
  • Zwiebeln und Knoblauch
  • Obstkerne
  • Avocado und rohe Auberginen
  • Kopffeinhalte Getränke
  • Süßstoffe

Besondere Vorsicht sollte man auch bei Schweinefleisch walten lassen. Denn das Fleisch von Haus- und Wildschweinen kann mit gefährlichen Bakterien und Viren kontaminiert sein. Besonders bekannt ist das Aujeszky-Virus, welches auch „Pseudowut“ genannt wird. Diese Krankheit hat einen ausnahmslos tödlichen Verlauf, wenn der Hund mit den Keimen in Kontakt kommt. Daher sollte man auf die Verwendung von Schweinefleisch im Hundefutter ganz verzichten oder dieses vorher gut abkochen.

Außerdem sollte man auch bei anderem Rohfleisch gut auf hohe Qualität achten. Denn bei frischem Fleisch vom Metzger ist die Wahrscheinlichkeit niedriger als bei abgepacktem Portionen im Supermarkt, dass sich antibiotika-resistente Keime auf dem Rohfleisch befinden. Die WHO warnt bereits seit Jahren vor dieser Gefahr für Mensch und Tier. Denn nicht selten können Krankheiten, die durch diese Bakterien ausgelöst werden, tödlich enden – und andere Möglichkeiten zur Genesung als Antibiotika gibt es kaum. Jährlich sterben allein im europäischen Raum über 33.000 Menschen an Infektionskrankheiten durch resistente Bakterien, weil das einzige Heilmittel unwirksam geworden ist. Barfer sollten sich dieses Risikos bewusst sein und gewisse Hygieneroutinen unbedingt einhalten. Dazu gehört, sich nach dem Kontakt mit dem Rohfutter und nach der Entsorgung von Hundekot sorgfältig die Hände zu waschen. Auch die getrennte Aufbewahrung von Hundefutter und Nahrungsmittel für menschlichen Verzehr in Kühltruhen oder Kühlschränken sollte selbstverständlich sein.

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