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Egal, in welcher Form und Farbe unsere Fellnasen daherkommen – jeder Hund bellt gleich, oder? Nicht ganz! Denn wie Hunde mit uns Menschen kommunizieren, hängt auch von ihrer Gesichtszeichnung ab. Laut Forschern könnte der Grund für diese Unterschiede im Ausdruck unserer Vierbeiner in unserer gemeinsamen Evolution liegen.
Hunde und Menschen verbindet ein besonderes Band – und das schon seit vielen Jahrtausenden. Unsere gemeinsame Vergangenheit von der Domestizierung wildlebender Wölfe bis zur heutigen Kohabitation als vollwertige Familienmitglieder reicht weit bis in die frühesten Stunden der Menschheitsgeschichte zurück. Deswegen haben Hunde auch eigene Umgangsformen nur für uns Zweibeiner entwickelt, wenn sie mit uns kommunizieren wollen. Ein US-amerikanisches Forscherteam wollte nun im Zuge einer Studie herausfinden, ob alle Hunde dabei dieselben Kommunikationsstile benutzen. Außerdem, ob, wo und warum es Unterschiede im kommunikativen Verhalten gibt. Ein überraschendes Ergebnis: Die Gesichtszeichnungen der Hunde gaben am besten Aufschluss darüber, wie viel Mühe sich die Hunde im Ausdruck gaben.
Studienaufbau
Die Wissenschaftler baten 100 Hundebesitzer, ihre Fellnasen in vier verschiedenen Situationen aufzunehmen und das Bildmaterial einzusenden. Mittels des Computerprogramms DogFACS wurde das Verhalten und die Gesichtszeichnungen der Hunde automatisch analysiert. Zudem füllten die Versuchsteilnehmer Fragebögen über demografische Daten ihrer Hunde aus. Sie gaben Auskunft darüber, wie gut sie die Gesichtsausdrücke ihrer Hunde verstehen würden. Aus diesen Daten errechnete man, die viele Gesichtsmuskeln die Hunde während der Kommunikation mit ihren Menschen verwendeten – also, wie viel Mühe sie sich geben mussten, um verstanden zu werden.
Je bunter, desto leichter
Die Ergebnisse der Studie waren überraschend. Denn je mehr Gesichtszeichnungen Hunde aufwiesen (also mehrfarbige Gesichter, Flecken oder andere Musterung im Gesicht), desto leichter fällt es den Hunden, sich auszudrücken. Hunde mit einfarbigen Gesichtern ohne Gesichtszeichnungen müssen dagegen signifikant mehr Muskeln für den gleichen Effekt aufwenden.
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Zudem zeigten sich zwei weitere interessante Konklusionen:
- Arbeitshunde waren in ihrem Gesichtsausdruck wesentlich expressiver als Gesellschaftshunde. Das Forscherteam nimmt an, dass die enge Zusammenarbeit mit Menschen ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit der Hunde voraussetzt.
- Ältere Hunde bewegen bei der Kommunikation mit ihren Menschen weniger Gesichtsmuskeln. Wahrscheinlich liegt das daran, dass lange zusammenlebende Hund-Mensch-Gespanne sich bereits gut kennen und daher mit weitaus weniger deutlichen Signalen effektiv kommunizieren können.
Das Geheimnis der Gesichtszeichnungen liegt wahrscheinlich in der langen Ko-Evolution von Hund und Mensch. Denn im Laufe vieler Jahrtausende hat der Mensch jene Hunde zur Zucht ausgewählt, die sich “menschlicher” ausdrücken können. Gesichtszeichnungen wie eine ausgeprägte Mundpartie oder “Augenbrauen” könnten dabei hilfreich sein.
Mehrwert für Hund und Mensch
“Da Hunde mehr und mehr in unsere menschliche Gesellschaft integriert werden, wird es immer wichtiger zu verstehen, wie sie mit uns kommunizieren und wie wir besser mit ihnen kommunizieren können”, so Studien-Autorin Dr. Courtney Sexton. Sie ist sich sicher, dass die Gesichtszeichnungen von Hunden in Zukunft einen, aber nicht ausschließlich einzigen Faktor darstellen könnten, anhand denen man z.B. Therapiehunde oder Assisstenzhunde gezielter auswählen könnte.
Aus “Forschungszwecken” kann man die Videos der 100 an der Studie teilgenommenen Hunde übrigens auch auf Instagram einsehen – dort gibt es auch mehr Infos zum Forschungsprojekt und zur Studie selbst.
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