In heiklen Situation entscheiden Sekunden darüber, ob sich Hunde Unterstützung suchend an uns wenden oder unkontrolliert davonlaufen. In diesen Momenten kann das sogenannte Handtarget eine große Hilfe sein, wenn man davor entsprechend trainiert hat.
Iris Schöberl, erfahrene Hundetrainerin und Präsidentin der Vereinigung Österreichischer HundeverhaltenstrainerInnen, erklärt, wie man sich und seinen Vierbeiner genau für so einen Ernstfall wirkungsvoll vorbereiten kann: „Eine Möglichkeit, wie sie Ihren Hund aus einer schwierigen Situation führen können, ist das sogenannte Handtarget. Vertrauen schafft eine gute Basis für eine offene und ehrliche Kommunikation. Vertraut mir mein Hund, so wird sich dieser in stressigen Situationen an mich wenden und an mir orientieren. Somit ist ein Hauptanliegen unserer Erziehung der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung. Um Vertrauen zu entwickeln, muss der Hund erleben, dass ich ihm Sicherheit gebe und ihn vor Gefahren beschütze.“
Das bedeutet auch, dass man Hunde nicht in Konflikte führt und ihnen stets die Möglichkeit gibt auszuweichen, damit sie in stressigen Situationen Konflikte (z. B. mit anderen Hunden) vermeiden können. Beim Training mit dem Handtarget lernen Hunde, die Hand mit der Schnauze zu berühren. Dies ist der erste wichtige Schritt, um Vierbeiner umzulenken.
Voraussetzungen
- Lassen Sie sich Zeit. Arbeiten Sie gründlich Schritt für Schritt durch. Wenn Sie zu schnell vorgehen, gefährden Sie auf Dauer den Erfolg Ihres neuen Signals.
- Warten Sie ab. Ihr Signalwort kommt noch früh genug ins Spiel. Bauen Sie erst einmal die Übung nur mit dem Sichtzeichen auf.
- Üben Sie oft – aber nur wenige Wiederholungen, dafür in unterschiedlichsten Situationen
- Für kleine Hunde bietet sich auch ein sogenannter Targetstick an – ein ausziehbarer Teleskopstab, den der Hund mit der Schnauze berührt. Dann brauchen Sie sich nicht bücken und es besteht auch nicht die Gefahr, dass Sie sich über Ihren Hund beugen.
Ziel
Der Hund stupst auf Ihr Signal hin – gezeigt (und/oder gesprochen) – vernehmlich mit der Nase an Ihre Hand.
Übungsaufbau
1. Zeigen Ihrem Hund mit etwas Abstand Ihre Hand (entweder flache Hand, Faust, Pistolenhand etc.). Bewegt sich Ihr Hund auf die Hand zu, wird er gelobt und bekommt ein Leckerli. Sollte sich Ihr Hund nicht zur Hand hin bewegen können Sie auch zunächst das Hinschauen belohnen. Nach ein paar Wiederholungen wird der Hund die Hand auch tatsächlich berühren.
2. Sie belohnen Ihren Hund, wenn er die Hand berührt
3. Wenn Ihr Hund bereits beim Präsentieren der Hand sofort hin läuft und diese berührt, können sie ein Wortsignal hin zu fügen z. B. „Touch“. Dieses Signal sollte in dem Moment gesagt werden, bevor der Hund die Hand berührt. So lernt Ihr Hund, dass das Signal Touch mit dem Berühren der Hand einhergeht
4. Wenn der Hund auf kurze Distanz auf das Signalwort Ihre Hand berührt, können Sie damit beginnen, das Signal auf größere Entfernung abzufragen.
5. Wenn das Signal auf Distanz gut funktioniert, ist der nächste Schritt, die Ablenkung zu steigern, z. B. das Gelernte im Garten zu üben. Wenn Sie die Ablenkung steigern, üben Sie anfangs wieder mit kurzer Entfernung.
6. Nun heißt es auch im Freien die Entfernung und Ablenkung langsam zu steigern, damit Ihr Hund auch in ablenkungsreichen Situationen freudig auf das Signalwort „Touch“ (o. ä.) reagiert und sich auf Sie konzentriert anstatt auf die Ablenkung.
Als guter Trainer Ihres Hundes sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund beim Üben erfolgreich ist – also wird der Schwierigkeitsgrad des Trainings stets an den jeweiligen Hund angepasst. Wer seine Fellnase vor für ihn unlösbare Herausforderungen stellt, sorgt für Stress, Überforderung und Frust.
Steigern Sie die Ablenkungen ganz allmählich und immer nur dann, wenn die gegenwärtige Variante perfekt funktioniert hat! Sollte es trotzdem passieren, dass der Hund Ihr Signal nicht befolgt, sind Sie wahrscheinlich zu schnell vorgegangen. Gehen Sie daher im folgenden Training um 2 Schritte zurück. Wurde das Signal „Touch“ geduldig aufgebaut und gut gefestigt, ist es eine tolle Möglichkeit, wie Sie in vielen Situationen schnell und einfach die Aufmerksamkeit Ihres Hundes bekommen können.
Mag. Iris Schöberl
ist Verhaltensbiologin, Hundeverhaltensberaterin, Dipl. Lebens- und Sozialberaterin, Präsidentin der VÖHT und Beirat im RRCÖ. Web: www.beratungundtraining.at