Text vorlesen lassen
Nicht wenigen Menschen macht es zu schaffen, wenn das Wetter rasch umschwingt. Doch auch manche Vierbeiner sind betroffen. Wir sind der Frage nachgegangen, ob inwiefern Hunde wetterfühlig sein können.
Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein – schwingt das Wetter um, spielt der Körper gern verrückt. Übrigens nicht nur der des Zweibeiners. Wetterumschwünge können auch unseren Hunden zu schaffen machen. Wie und warum? Dazu haben wir Michael Leschnik, Neurologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, befragt.
Herr Dr. Leschnik, sind alle Hunde wetterfühlig?
Michael Leschnik: Schwer zu sagen – eher nicht. Wir können auch nicht die etwaige Wetterfühligkeit messen, sondern nur die möglichen und individuell sehr unterschiedlichen Auswirkungen beobachten. Vermutlich reagiert nicht jedes Tier. Und wenn, dann nicht gleich stark und mit unterschiedlichen Reaktionen.
Wie äußert sich Wetterfühligkeit beim Hund und woran erkenne ich das als Hundehalter?
Hunde scheinen vor allem folgende Phänomene zu bemerken:
- Heißes Wetter: Die Folgen sind Kreislaufbelastung, Hecheln – Speicheln, Unruhe und Aufsuchen von kühlen Plätzen, Verkriechen, vermehrtes Schnarchen.
- Herannahende Gewitter: Hunde hören viel besser und können daher Donner bereits auf viel größere Entfernung wahrnehmen – auch, wenn das Gewitter nur an uns vorbei zieht. Wenn ein Hund dann ‘Angst’ vor Donner hat, wird er dieses Angstverhalten zeigen, auch ohne ein für uns ersichtliches Gewitter.
Kann Wetterfühligkeit psychische und/oder physische Folgen auf den Hund haben?
Manche Hundehalter behaupten, dass ihr Hund ‘psychische’ Veränderungen zeigt, allerdings sind diese Beobachtungen zumeist nicht objektivierbar oder testbar. Es gibt Hunde mit Epilepsie, die bei bestimmten Wetterphänomenen eher Anfälle bekommen: Gewitter, bestimmte Mondphasen, Durchzug von Kaltfronsystemen und so weiter. Die Sensibilität ist meist eine Interpretation des Besitzers und auch selten objektiv – daher schwer messbar und nachvollziehbar. Meiner persönlichen Meinung nach hat ‘Sensibilität’ – oder das was wir dafür halten – nicht viel mit Wetterfühligkeit zu tun.
Hunde haben eine so viel stärkere Sinneswahrnehmung als wir Menschen. Ist das der Grund dafür, dass sie Wetterumschwünge stärker wahrnehmen?
Hunde hören besser und Hunde können auch definitiv Vibrationen am Boden besser wahrnehmen – sie liegen ja mit dem ganzen Körper darauf und haben sehr empfindliche Ballen. Auch ist für Tiere die Beobachtung von anderen Tieren hilfreich um Veränderungen in der Natur schon sehr früh wahrzunehmen – sie sind halt wesentlich aufmerksamer als wir Menschen.
Was kann ich als Hundehalter für meinen Hund tun, um ihm einen Wetterumschwung dennoch so angenehm als möglich zu machen?
Ablenkung bei Angstverhalten, Unruhe und so weiter – und keine ‘Belohnung’ durch falsches Trösten und Streicheln. Wenn gewisse Wetterphänomene als Auslöser für epileptische Anfälle bekannt sind, kann man präventiv bestimmte Medikamente geben. Mögliche Auswirkungen wie ‘Kopfweh’ sind nicht wirklich therapierbar weil auch nicht messbar, und die möglichen Nebenwirkungen von Schmerzmedikamenten eine Anwendung zu Hause ohne Beweise für Schmerz eher ungünstig bis wenig empfehlenswert machen.