Leid für Likes: Wie TikTok und Co. Tierquälerei fördern

by StefanC
Ein Hund sieht traurig auf ein Handy, auf welchem aber nicht TikTok läuft, und ist von roten Likes umgeben.

Wer regelmäßig auf Videoplattformen wie Youtube, TikTok oder Instagram unterwegs ist, wird solche Videos wahrscheinlich kennen: Hunde, die man erschreckt, bedrängt oder auch nur auf die Schnauze küsst. Die Reaktionen der Fellnasen verkauft man als lustig, und es regnet Likes und Clicks. Doch für das Wohlbefinden der Vierbeiner und auch die Beziehung zwischen Mensch und Hund bergen solche „Trends“ viele Gefahren. Im schlimmsten Fall könnte das Tier auch zubeißen!

Besonders Videoplattformen wie TikTok und Instagram bringen immer wieder „Trends“ oder „Challenges“ hervor, welche die Gesundheit der Teilnehmer gefährden. Schlimm genug, dass im Zuge dieser Videotrends oftmals Menschen zu Schaden kommen. Schlimmer jedoch, wenn auch das Tierwohl gefährdet wird! Experten warnen immer wieder vor scheinbar harmlosen und lustigen Aktionen, die Hundebesitzer weltweit mit ihren Fellnasen filmen. Denn wenn man nicht auf die Signale des Hundes achtet, könnte es passieren, dass man für Clicks und Likes das Vertrauen seines Hundes aufs Spiel setzt.

Augenscheinlich verwerflich

Natürlich gibt es viele TikTok-Trends, die dem Tier ganz augenscheinlich schaden – selbst, wenn zu viele Menschen die Reaktion der Tiere lustig finden. Dazu gehört zum Beispiel der „Trend“, das Tier entweder aus dem Schlaf hochzuschrecken oder so zu tun, als würde man hinter dem Rücken des Hundes etwas ganz Schreckliches entdecken. Die Tiere selbst versetzt man so mutmaßlich in Panik. Auch wenn der Halter simuliert, in Ohnmacht zu fallen oder von einem Staubsauger angefallen zu werden, kann dies im Hund echte Ängste wecken. Und natürlich ist es absolut verwerflich, den besten Freund nur für eine für uns Menschen amüsante Reaktion in diesen psychologischen Ausnahmezustand zu versetzen. Im schlimmsten Fall durchschaut die Fellnase das falsche Spiel und kann das Vertrauen zu ihrer Bezugsperson verlieren. Und ohnehin hat jedes Lebewesen das Recht darauf, ruhig und entspannt ein Nickerchen genießen zu dürfen.

Definitiv Abstand nehmen sollte man als Hundebesitzer auch von der Idee, dem Tier unpassende Lebensmittel zu füttern und die entsetzte Reaktion zu filmen, wie beispielsweise besonders saures oder scharfes Essen. Denn Zitronen, Limetten oder gar Chili hat in der Schnauze unserer Vierbeiner nichts verloren! Nicht nur können unsere Fellnasen misstrauisch gegenüber Leckerchen werden, die man ihnen im Training füttern will. Leider folgen auch schwere Verdauungsbeschwerden auf solch dumme Aktionen.

#talkingsmack und #barkatyourdog

Besonders gefährlich ist jedoch ein relativ neuen Haustier-Trend, der sich „talking smack“ (zu Deutsch „schlecht von jemandem reden“) nennt. Dabei sprechen Hundebesitzer lautlos einen vorgefertigten Text mit und nähern sich ihren Hunden in aggressiver Weise. Was für die Menschen eine lustige Schauspiel-Übung darstellt, sieht für die Hunde jedoch ganz anders aus. Plötzlich verhalten sich Herrchen bzw. Frauchen drohend, öffnen lautlos den Mund, oftmals nahe an der Schnauze des Hundes, fuchteln mit den Händen, halten Blickkontakt. Für Hunde eine ganz eindeutige Körpersprache: Ich will Streit mit dir! Während die meisten gut sozialisierten Fellnasen diese unverdiente Tortur friedfertig über sich ergehen lassen, gehen andere auf diese Kampfaufforderung ein.

In manchen Videos werden Hundeexperten Verhaltensweisen wie verzweifelte Beschwichtigungsversuche sehen sowie die Warnung und Bereitschaft der Tiere, jeden Moment zuzubeißen. Auch ein ähnliche Challenge, als Mensch plötzlich laut den eigenen Hund anzubellen, haben ähnliche Reaktionen der Tiere zu Folge. TikToker wie die Tierärztin „Cat_the_Vet“ haben sich ebenfalls bereits gegen solche Trends ausgesprochen und betonen, wie unwohl sich die Tiere in solchen Situationen fühlen. „Dieser Hund ist unglaublich unglücklich und wird dich beißen, wenn du so weitermachst!“, warnt sie beispielsweise vor dem Clip eines Hundes, der bereits drohend die Zähne fletscht – und trotzdem vom Frauchen ignoriert wird.

@cat_the_vet PLEASE stop posting videos like this! Do you want to be responsible for a maimed child?! #notsafe #doNOTtrythisathome #catthevet ♬ original sound – Cat The Vet

@tiffany_nic0le Bark at your dog #trend #dogsofttiktok #barkingchallenge #ROMWEnextgen #smile #tattedmom #americanbulldog ♬ original sound – Savyy

Warnungen ignoriert – für TikTok

Während die Menschen in diesen Videos über das „seltsame“ Verhalten ihrer Hunde lachen, sind Hundekenner darüber entsetzt. Denn die Besitzer ignorieren klare Warnsignale der Fellnasen. Die Hunde lecken sich die Lefzen, schauen demonstrativ in die andere Richtung und rollen dabei die Augen so weit, dass viel Weiß zu sehen ist – klassische Beschwichtigungssignale. Diese Körpersprache setzen Hunde untereinander ein, um das Gegenüber und/oder auch sich selbst in großen Stresssituationen zu beschwichtigen. „Das Ganze ist mir gar nicht geheuer!“

Andere Hunde knurren, fletschen bereits die Zähne, halten Blickkontakt – das drückt deutlich ihre Bereitschaft aus, sich zur Wehr zu setzen. Werden diese Zeichen weiterhin ignoriert, kann es tatsächlich zu einem Biss kommen. Verdient hat keine Fellnase eine solche Behandlung – egal, ob sie friedlich oder aggressiv reagiert. Denn für die meisten Hunde bedeutet diese Situation Stress und das Verhalten der Bezugsperson erschüttert das Vertrauen in die Beziehung zwischen Hund und Mensch.

Kritisch gegenüber Trends bleiben!

Doch nicht jeder Hunde-TikTok-Trend ist so augenscheinlich eine schlechte Idee. Eine vergleichsweise niedliche Challenge beispielsweise fordert Hundebesitzer dazu auf, ihre Fellnasen auf die Schnauze zu küssen und die Reaktion zu filmen. Doch auch hier zeigen sich je nach individuellem Hund ähnliche Reaktionen wie bei #talkingsmack oder #barkatyourdog. Wer sein Gesicht plötzlich ganz nahe an die Hundeschnauze hält, riskiert, dass der Hund sich erschreckt oder so nahen Körperkontakt als bedrohlich wahrnimmt. Niemals sollte man eine solche Situation mit einem Hund ausprobieren, den man nicht gut kennt! Denn selbst, wenn man als Mensch gute Absichten hat, können Hunde die plötzliche Nähe ganz anders wahrnehmen.

Grundsätzlich gilt für jeden TikTok- oder Instagram-Trend: Kritisch bleiben! Denn Hunde könnten für uns liebevolles Verhalten ganz anders interpretieren. Achten Sie beim Filmen stets auf die Körpersprache Ihres Hundes. Signalisiert die Fellnase, dass Ihr die Situation nicht zusagt, brechen Sie den Dreh lieber unverzüglich ab. Vermeiden Sie es, den Hund in Stress oder Angst zu versetzen – auch nicht für Clicks und Likes! Denn am Ende leidet nicht nur die Fellnase, sondern auch der Mensch, wenn sich der eigene Hund nur mehr mit Misstrauen nähert oder gar die Flucht ergreift, sobald man das Handy zückt.

Wer noch mehr interessante Artikel über das Thema Hund und Internet finden will, ist hier genau richtig:

Das könnte dich auch interessieren

Adblock Detected

Das Team von dieHundezeitung.com verbringt viel Zeit mit der Erstellung von spannenden und interessanten Inhalten für Hundefreunde. Bitte unterstützt uns, indem Ihr Eure Adblocker deaktiviert!