Kleiner Münsterländer (Hunderasse) – großes Multitalent

by Verena Hauck
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am 4 Minuten Lesedauer
Kleiner Münsterländer Steckbrief

Der Kleine Münsterländer ist das Ergebnis des jahrelangen Bestrebens, den perfekten Jagdbegleiter zu züchten: Er ist intelligent, folgsam, konzentriert und sehr anhänglich. Die richtige Haltung erfordert trotzdem regelmäßige Bewegung und eine Befriedigung des ausgeprägten Jagdtriebs.

Deswegen wird dieser passionierte Jagdhund kaum als Begleit- oder Familienhund gehalten. Seriöse Züchter erkundigen sich bereits im Voraus sehr genau, ob neue Münsterländer-Eltern den Ansprüchen dieser tollen Hunderassen genügen können.

Geschichte & Ursprung

Die Zucht dieser deutschen Hunderasse ist seit 1870 im Münsterland dokumentiert, die aus verschiedenen Vertretern von Stöber- und Vorstehhunden entstanden ist. Der Kleine Münsterländer stammt wahrscheinlich von langhaarigen Wachtelhunden aus Deutschland ab. Zwischen 1902 und 1907 bemühten sich Heidedichter Hermann Löns und sein Brüder Rudolf und Edmund Löns um die Reinzucht der Tiere unter dem Namen „Heidewachtel“, weil das Haupteinsatzgebiet des Jagdhundes die Heide war. Sie verpaarten zwei Stämme der „Heidewachtel“ und nahmen sich zum Ziel, den perfekten und vielseitigen Jagdbegleiter zu schaffen.

Aber Streitigkeiten über den Namen der Rasse (wie z.B. auch „Wachtelhund“, „Habichthund“, „Vogelhund“) führten dazu, dass sich Zuchtverbände immer wieder abspalteten und neu zusammenfanden. 1912 wurde der Verband für Kleine Münsterländer Vorstehhunde gegründet, doch erst 1934 konnte man sich auf einen neuen Rassennamen einigen: „Kleiner Münsterländer Vorstehhund“.

Tatsächlich zeichnen sich Kleine Münsterländer noch heute durch die gewünschte Vielseitigkeit aus: Sie können sowohl im Wald, am Wasser und im Feld jagen, sind ebenso Vorsteh- wie Apportierhunde sowie geschickt in der Meute. Außerdem melden sie häufig und mit ausgeprägtem Spurlaut. Wegen ihrer Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit sind diese Jagdhunde auch außerhalb Deutschlands weltweit sehr populäre Jagdgebrauchshunde. An Nicht-Jäger werden sie aufgrund ihres ausgeprägten Arbeitseifers nur ungern abgegeben, denn nicht jeder ist den hohen Anforderungen dieser Hunderasse gewachsen. Denn diese Arbeitshunde geben sich nicht damit zufrieden, einfach nur Teil der Familie zu sein, sondern wollen täglich ihrer Aufgabe nachkommen.

 

Heute ist der Kleine Münsterländer vor allem in Frankreich, Schweden und Norwegen sehr beliebt, wo sie hauptsächlich für die Jagd in Waldgebieten eingesetzt werden. Obwohl er zwecks seiner Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit meist als Gebrauchshund gehalten wird, wird die Rasse wegen seines folgsamen Charakters und aufgrund seines attraktiven Äußeren jedoch weitgehend auch als Familienhund geschätzt.

Häufige Fragen zum Münsterländer

Wesen & Charakter

Kleine Münsterländer sind intelligente, nervenstarke und temperamentvolle Hunde mit ausgeprägtem Bewegungsdrang und Jagdtrieb. Daher wollen sie ihren kräftigen Körper und wachen Geist regelmäßig und über Stunden beschäftigen. Sie lieben und brauchen die offene Weite der freien Natur, weshalb sie als reine Familien- und Begleithunde kaum glücklich werden können. Auch als Stadthunde eignen sie sich nicht besonders.

Menschen gegenüber sind sie aufmerksam und freundlich, grundsätzlich sehr teamfähig  und ihren Bezugspersonen treu ergeben. Trotzdem brauchen sie ein erfahrenes und konsequentes Händchen. Denn als Halter muss man den ausdauernden Beutetrieb und ihre universellen Jagdanlagen in produktive Bahnen lenken können. Andernfalls ist es möglich, dass Hundeerstbesitzer mit den hohen Anforderungen der Rasse überfordert sind. Denn Kleine Münsterländer neigen bei Langweile zu eher destruktiven Tätigkeiten.

Wegen ihrer enormen Spursicherheit beim Jagen und ihrer Lust am Schnüffeln eignet sich zur Auslastung Nasenarbeit ganz wunderbar. Schafft man es, die Bedürfnisse des Kleinen Münsterländers so zu erfüllen, hat man einen loyalen und folgsamen Hund an seiner Seite, der starke soziale Bindungen zu seinen Mitmenschen und -hunden aufbaut. Sie brauchen eine feste Integration in das Familienleben, um ausgeglichen und glücklich zu bleiben. Längeres Alleinsein oder Isolation in einem Zwinger sind keinesfalls empfehlenswert.

Aussehen & Besonderheiten

Als Jagdgebrauchshund verfügt der Kleine Münsterländer über einen mittelgroßen, kräftigen und harmonischen Körperbau, der geschmeidige, raumgreifende Bewegungen begünstigt. Sie laufen mit gutem Schub und viel Vortritt. Insgesamt drückt dieser Hund Kraft, Ausdauer und Intelligenz aus. Der edle Kopf wird durch aufmerksame, vorzugsweise dunkelbraune Augen, hoch angesetzte und nach unten spitz zulaufende Hängeohren und fest anliegende und gut schließende Lefzen charakterisiert. Dabei sind Nasenschwamm und Lefzen einfarbig braun pigmentiert. Die flach getragene Rute ist mit einer langen Fahne ausgestattet.

Fell & Pflege

Das Fellkleid besteht aus mittellangem, glattem, fest anliegendem Haar, das glatt bis leicht gewellt sein kann und Wasser abweist. Die Haardichte soll den Hund vor schlechter Witterung und Verletzungen durch widerspenstiges Unterholz bewahren. Die Vorderläufe sind befedert, der obere Teil der Hinterläufe behost und die Rute weist eine lange Fahne mit weißer Spitze auf. Gestattete Fellfarben umfassen braun-weiß und braun-schimmel, die von einem braunen Mantel, Platten oder Tupfen bedeckt sind. Jungklaus’sche Abzeichen (= lohfarbene Abzeichen an Fang, Auge, um das Waidloch und an Behängen, Fahne und Läufen) sind erlaubt. Anders als der Große Münsterländer, der vorwiegend mit schwarz-weißem Fell gezüchtet wird, ist diese Fellfarbe beim Kleinen Münsterländer nicht erlaubt, und vice versa.

Die Pflege des Kleinen Münsterländers verläuft trotz der mittleren Länge der Haare relativ einfach. Ein- bis zweimal pro Woche sollte man das Fell gewissenhaft durchbürsten. Besonders nach einem Ausflug im Wald sollte man das Fell jedoch auf Fremdkörper wie Äste, Dornen, Zecken und Grannen untersuchen. Auch hierbei kann ein Kamm oder eine Bürste hilfreich sein. Baden sollte man diese Jagdhunderasse so selten wie möglich. Meist reicht es, Verschmutzungen trocknen zu lassen und später auszubürsten. Dennoch sollte man ihn nach einem Bad mit Shampoo oder im Fluss gewissenhaft abtrocknen. Denn ansonsten kann das halbnasse Fell besonders an kühlen oder windigen Tagen zu einer Erkältung führen.

Gesundheit

Der Kleine Münsterländer kann im Durchschnitt zwischen 12 und 13 Jahre alt werden. Als passionierter Jäger zeichnet er sich durch Robustheit und körperliche Leistungsfähigkeit aus. Dennoch gibt es besonders Hautkrankheiten, die bei dieser Rasse häufiger auftreten können: Dazu zählen u.a. Dermatitis, einee Hautentzündung durch Viren oder Bakterien sowie Demodikose, eine durch die Demodexmilbe ausgelöste Hautirritation. Wie alle Hunderassen mit Schlappohren ist auch der Kleine Münsterländer für Ohrenentzündungen anfällig. Da kann regelmäßige Ohrenpflege aber leicht vorbeugen.

Schon gewusst?

Dass der kleine Münsterländer der kleinste Vertreter aller deutschen Vorstehhunderassen ist?

Zu diesen gehört u.a. der Große Münsterländer, der je nach Geschlecht eine durchschnittliche Widerristhöhe von 58 – 65 cm aufweist und trotz der Namensgleichheit einer anderen Stammlinie entstammt als der Kleine Münsterländer.

Häufige Fragen zum kleinen Münsterländer

Ist ein Kleiner Münsterländer ein Anfängerhund?

Nein. Der Kleine Münsterländer ist definitiv kein Anfängerhund. Seriöse Züchter geben diese hochspezialisierten Jagdhunde überhaupt nicht in unerfahrene Hände. Sie fordern sehr viel Zeit und Hunde-Know-how ihrer Besitzer.

Sind Kleine Münsterländer schwer zu erziehen?

Grundsätzlich sind Kleine Münsterländer sehr folgsame und intelligente Hunde, die sich leicht erziehen lassen. Allerdings braucht dieser extrem wache Verstand auch regelmäßige Beschäftigung und Auslastung – ansonsten können sie sich schnell destruktive Verhaltensweisen aneignen. Auch ihren starken Jagd- und Beutetrieb darf man keinesfalls unterschätzen!

Ist ein Münsterländer ein Familienhund?

Eigentlich geben Kleine Münsterländer keine schlechten Familienhunde ab. Sie mögen Rummel und Aktivität, und sind grundsätzlich nicht gerne lang alleine. Allerdings fordern sie selbst sehr viel Zeit und Zuwendung ein, sodass sie auf Dauer oftmals den Kürzeren ziehen müssen und unzufrieden werden.

Ist ein Kleiner Münsterländer ein Jagdhund?

Der Kleine Münsterländer ist mit Herz und Seele ein Jagdhund. Sie haben einen sehr starken Beutetrieb und sind spurensichere Fährtensucher. Diese Jagdleidenschaft wollen sie auch ausleben, wenn sie nicht als Arbeitshunde gehalten werden! Am besten gelingt das mit Nasenarbeit.

Videoeinblick – Kleiner Münsterländer

Jeder Münsterländer beginnt einmal klein – und außerordentlich süß!

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