Hamburg: Nach Beißvorfall will man neue Hundegesetze

by StefanC
Ein Schäferhund vor einer Waage und einem Hammer.

Nach einem schweren Beißvorfall will die Stadt Hamburg nun einen Runden Tisch bilden, um neue Hundegesetze zu diskutieren. Denn die bisher etablierten Rasselisten scheinen nicht den gewünschten Erfolg zu bringen. Experten aus dem Hundewesen fordern immer wieder, das Verantwortungsbewusstsein der HalterInnen zu fördern statt einzelne Rassen zu sanktionieren.

Nachdem laut NDR Anfang Juni ein zweijähriges Mädchen von einem „Bulldoggen-Mischling“ schwerst verletzt worden war, sorgte nicht nur der Vorfall selbst für Bedenken. Denn in Hamburg stehen gewisse Hunderassen auf einer sogenannten Rasseliste, die besagt, welche Hunde als „potentiell gefährlich“ gelten. Der betroffene Hund war jedoch als Mischling nicht Teil dieser Liste – und überhaupt in einem ganz anderen Bundesland mit anderen Regelungen gemeldet. Diese Vermeidungsstrategie sehen die Hamburger Behörden öfter. Gelistete Hunderassen werden bei Verwandten in anderen Bundesländern gemeldet oder fälschlicherweise als Mischlinge ausgegeben. Kontrollen gibt es kaum – denn auf 60.000 Hamburger Hundebesitzer kommen keine zehn Verwaltungsorgane. Die momentan gültigen Gesetze und Strategien scheinen nicht gut genug zu greifen. Deswegen forderte die CDU nun einen Runden Tisch zum Thema Hundehaltung in Hamburg.

Sind Rasselisten überhaupt sinnvoll?

Während einige Bundesländer Deutschlands solche Listen bereits abgeschafft haben, halten andere wie Hamburg (bisher) daran fest. Expertinnen und Experten aus dem Hundewesen kritisieren immer wieder die Existenz solcher Listen, da Aggressionsprobleme oftmals durch das andere Ende der Leine verursacht werden und nicht durch eine Rassenzugehörigkeit. Zu den vehementesten Kritikern gehören seit Jahren auch der Deutsche Tierschutzbund und der Hamburger Tierschutzverein. „Ob ein Hund gefährlich ist oder nicht, hat erwiesenermaßen nichts mit der Rasse zu tun. Rasselisten sind daher sinnfrei und gehören abgeschafft“, so die Tierschutzorganisationen. Doch auch viele Bürgerinnen und Bürger teilen diese Meinung. „Wir brauchen keine schärferen Gesetze für die Hunde, sondern für die Halter“, soll beispielsweise ein NDR-Hörer erklärt haben.

Welche neuen Maßnahmen genau besprochen und beschlossen werden sollen, ist noch nicht bekannt. Denkbar wären jedoch verpflichtende Hundehalterschulungen oder Sachkundenachweise für Hundebesitzer. Denn immer öfter etablieren Bundesländer Information statt Sanktion – zuletzt arbeitete auch Niederösterreich an einer tierischen Gesetzesnovelle, die 2023 in Kraft treten soll. Vorbilder für ähnliche Hundegesetze gibt es auch in Deutschland schon. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen beispielsweise werden nur solche Hunde als „gefährlich“ eingestuft, die bereits zugebissen oder andere Lebewesen massiv bedroht haben – egal, welcher Rasse sie angehören.

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