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Veganismus ist „in“
Die Anhängerschaft der rein pflanzlichen Ernährung wächst – zumindest unter uns Zweibeinern. Aber sollte sich auch Hund vegan ernähren? Zwei Experten erläutern ihre diesbezüglich unterschiedlichen Standpunkte.
Die „richtige“ Fütterungsweise ist für Hundehalter seit jeher ein spannendes Thema. Seit einigen Jahren sorgt ein verhältnismäßig neuer Trend für Gesprächstoff: Sollte man seinen Hund vegan ernähren? Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen! Wir haben zwei Experten mit unterschiedlichen Standpunkten befragt.
PRO: Höheres Alter dank veganer Ernährung?
„Für Hunde ist eine gut zusammengestellte vegane Fütterung ohne den geringsten Zweifel am gesündesten“, meint der Mediziner Ernst Walter Henrich, Gründer der Stiftung ProVegan. Sein Terrier wurde 19 Jahre alt und war seit seinem dritten Lebensjahr ausschließlich vegan gefüttert worden.
„Der bessere Gesundheitszustand und das höhere Lebensalter“ vegan ernährter Hunde sei „ganz einfach erklärbar“. Der Unterschied liege nicht im Nährstoffgehalt, „denn Hunde und Katzen erhalten sowohl durch richtig zusammengestelltes fleischhaltiges Futter als auch durch richtig zusammengestelltes veganes Futter alle erforderlichen Nährstoffe“.
Untersuchungen des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit und französischer Gesundheitsforscher zufolge würden „bereits in humanen Nahrungsmitteln ca. 92 % aller Giftstoffe aus Tierprodukten“ stammen. „In Tiernahrungsmitteln kommen zusätzlich noch die Schlachtabfälle hinzu, die man Menschen nicht mehr zumuten möchte.“ Außerdem sei „gefüttertes Tierprotein der stärkste Förderer von Krebs, auch bei Tieren.“

CONTRA: Bedenken gegen vegane Fütterung
„Von veganer Fütterung rate ich ab“, meint hingegen Stefanie Handl, Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik. Hunde hätten „zwar einen sehr anpassungsfähigen Verdauungstrakt und Stoffwechsel“, so Handl, „aber als Fleischfresser einen Bedarf an einigen Nährstoffen, die nur oder hauptsächlich in tierischen Produkten enthalten sind.“
Eine unausgewogene vegetarische oder vegane Fütterung beim Hund führe „häufig zu Unterversorgung mit Eiweiß und essentiellen Aminosäuren, Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen“, so Handl.
Auch die im Handel erhältlichen vegetarischen oder veganen Futter seien oft „nicht empfehlenswert, auch wenn manche als ‚Alleinfutter‘ deklariert sind.“ Sie würden entweder doch tierische Bestandteile enthalten oder es könne „aus der Deklaration nicht geschlossen werden, dass sie tatsächlich vollwertig sind.“ Zwar sei eine vegetarische Ernährung unter Verwendung von Eiern und Milchprodukten „möglich, sollte aber nur nach Beratung durch einen Fachmann/eine Fachfrau erfolgen. Aus gesundheitlichen Gründen nötig ist das selten.“

Artgerechte Fütterung als Frage des Tierschutzes
Bleibt die Frage, welche Form der Ernährung für meinen Hund artgerecht ist. „Bei veganer Ernährung eines Fleisch- beziehungsweise Allesfressers kann nicht von artgerecht gesprochen werden. Dies kann auch als Gesetzesverstoß ausgelegt werden, denn sowohl das Tierschutzgesetz als auch die Tierhalteverordnung schreiben vor, dass ein Tier mit ‚geeignetem‘ beziehungsweise ‚angemessenem‘ Futter zu ernähren ist“, so Ernährungsexpertin Handl.
Vegan oder Fleisch: Was ist „artgerecht“?
„Fleischfütterung als ‚artgerecht‘ zu bezeichnen, ist eine ideologische Verblendung und daher völliger Unsinn“, so hingegen Henrich. „Artgerecht ist eine Ernährung dann, wenn sie dem Tier alle Nährstoffe zur Verfügung stellt, die es für ein gesundes und langes Leben braucht. Es kommt also ernährungsphysiologisch nicht darauf an, woher ein Tier die Nährstoffe erhält, sondern dass es alle Nährstoffe erhält. Das ist bei einer richtig zusammengestellten veganen Fütterung in optimaler Weise der Fall.“
Eine Ernährung durchzuführen, „bei der das Tier einen schlechteren Gesundheitszustand hat und auch kürzer lebt“, sei „intellektuell bedenklich und ethisch verwerflich. Dies ist Tierquälerei.“
Hund vegan ernähren – eure Meinungen sind gefragt!
Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema? Welche Ernährung vertragen eure Vierbeiner am besten? Und was sagt der Tierarzt eures Vertrauens dazu?
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