PETA: „Zwingerhaltung verbieten – Hunde sind Familienmitglieder“

by StefanC
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„Tierschutz hört nicht bei unseren geliebten tierischen Mitbewohnern auf, sondern betrifft alle Lebewesen.“ PETA Deutschland hat uns im Interview verraten was aus ihrer Sicht die größten Erfolge im Tierschutz waren und wo noch genauer hingeschaut werden sollte.

Ziel des Tierschutzes ist es, allen Tieren ein artgerechtes und leidfreies Leben zu ermöglichen – ob in der Obhut eines Menschen oder nicht. Wir wollten mehr über den Tierschutz wissen und haben mit PETA Deutschland, die weltweit größte Tierrechtsorganisation, gesprochen und nach ihren Erlebnissen, Zielen und Wünschen für die Zukunft gefragt.

Was war für Peta oder für Sie persönlich das schlimmste Ereignis, mit dem Sie konfrontiert wurden?

PETA: Wir bei PETA sind täglich mit unzähligen, furchtbaren Tierquälereien konfrontiert, oft werden uns dazu Bilder oder Videomaterial von Whistleblowern zugespielt. Ob Schlachthofskandale, vernachlässigte Kühe, kranke verwilderte Katzen, Hunde in Kettenhaltung oder gequälte Tiere im Versuchslabor. Die Zahl und die Vielfältigkeit der Tiermisshandlung ist schier unendlich. Deshalb ist es fast unmöglich, von einem konkreten Ereignis zu sprechen. Alle diese Lebewesen leiden und wir versuchen, jedem Tier zu helfen.

Was ist im Tierschutz in Bezug auf Hunde besonders wichtig?

Die Anbindehaltung und die Zwingerhaltung müssen endlich verboten werden. Hunde sind Familienmitglieder. Sie wollen bei ihren Menschen sein und nicht einsam in einem Zwinger verkümmern. Hunde wollen beschäftigt werden, sich bewegen und mit ihren Menschen unterwegs sein. Auch die bundesweite Einführung eines Hundeführerscheins, wie es ihn in Niedersachsen bereits gibt, ist längst überfällig. So könnten viele Missverständnisse und Beißvorfälle verhindert werden. Diese passieren oft nur, weil die Menschen die Hundesprache nicht richtig deuten können. Die aktuelle Änderung der Tierschutzhundehaltungsverordnung, zu der PETA als Träger Öffentlicher Belange eine Stellungnahme abgegeben hat, ist schon ein richtiger Schritt.“33406″ img_size=“full“ add_caption=“yes“]

Auf welche tierschutzrechtliche Errungenschaft der letzten Jahr sind Sie besonders stolz?

Es gab mehrere Verurteilungen in der sogenannten Massentierhaltung z.B. wg. der brutalen Ausstallungen. Diese finden z.B. bei Hühnern und Puten am Ende einer Mastperiode statt. Wenn die Tiere zum Schlachthof transportiert werden, werden sie von Arbeitern in LKWs verladen. Dies geschieht oft mit viel Gewalt. Tiere werden teilweise geworfen und getreten, bevor sie in engen Boxen auf den LKWs zum Schlachthof gekarrt werden- Im Oktober 2017 zum Beispiel veröffentlichte PETA zugespielte Bilder aus „Legehennenanlagen“ der Erzeugergemeinschaft Deutsche Frühstücksei GmbH & Co KG. Sie zeigen teilweise gefiederlose, in Käfigen zusammengepferchte Hühner. Auf Antrag des Konzerns verbot das Landgericht Hamburg damals die Verbreitung der Videos und Fotos per einstweiliger Verfügung. Die Tierrechtsorganisation erstritt vor dem Oberlandesgericht Hamburg, dass die Aufnahmen wieder gezeigt werden dürfen.

Ein anderes Beispiel zeigt eine international übergreifende Recherche von PETA Deutschland und PETA USA. Es wurden massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere bei deutschen Reptilien-Großhändlern und deren internationalen Zulieferern aufgedeckt. Zuvor legte PETA den führenden deutschen, von der Recherche betroffenen Zootierfachhändlern die Ermittlungsergebnisse vor – und diese reagierten konsequent: Der Tierfachmarkt Kölle-Zoo mit Sitz in Schwieberdingen gab den Ausstieg aus dem Reptilienverkauf bis 2018 bekannt. Ebenso sicherte die Garten-Center-Gruppe Dehner im bayerischen Rain in einem Schreiben an PETA den stufenweisen Ausstieg aus dem Handel mit „Terrarientieren“ – außer Schildkröten – zu.

Wo gehört Ihrer Meinung nach mehr hingeschaut? Worüber wird zu wenig berichtet, was sollte öffentlich mehr kommuniziert werden?

Lebewesen zu züchten, ist unverantwortlich. Jedes Jahr werden in deutschen Tierheimen etwa 300.000 Tiere abgegeben, die auf ein Zuhause warten. Wer Tiere liebt, dem sind diese vielen Einzelschicksale nicht gleichgültig. Besonders besorgniserregend ist der Trend zu Qualzuchten wie Mops, Französische Bulldogge und Co, die oft mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Diese Tiere leiden massiv, weil sie gezüchtet wurden, nur um dem menschlichen Schönheitsempfinden zu entsprechen. Auch der Verkauf von Tieren auf Online Portalen wie Quoka kritisieren wir scharf. Einen guten Züchter kann es vor diesem Hintergrund nicht geben.

Wenn Sie heute rückwirkend etwas ändern könnten, was wäre das?

Alle Gesetze, die Tierquälerei vermeintlich legitimieren. Dazu gehören beispielsweise das Töten von Eintagsküken, das Einsperren von Mutterschweinen in einen winzigen Kastenstand, die Ferkelkastration ohne Betäubung, Qualzuchten und vieles mehr. Zudem hätte die EU-Tierversuchsrichtlinie konsequent in deutsches Recht überführt werden müssen, was nicht der Fall war zuungunsten der sogenannten Versuchstiere – und zum Vorteil der „Vivisektoren“. Das Verbot von Wildtieren in Zirkussen durch Kommunen ist mit der letzten Novellierung des Tierschutzgesetzes erheblich erschwert worden zuungunsten der Tiere zum Vorteil für die Zirkusunternehmen.

Was kann jeder einzelne von uns für den Tierschutz tun?

Tierschutz hört nicht bei unseren geliebten tierischen Mitbewohnern auf, sondern betrifft alle Lebewesen. „Speziesismus“, also der Irrglaube, dass eine Spezies wichtiger oder wertvoller sei als eine andere, ist in unserer Gesellschaft leider fest verankert. Der beste Weg, sich gegen Speziesismus einzusetzen, ist es, Tiere mit Respekt und Mitgefühl zu behandeln. Jeder kann mit alltäglichen Entscheidungen etwas tun: Indem man sich vegan ernährt, tierversuchsfreie Kosmetik und Haushaltsmittel verwendet, Kleidung aus tierfreien Materialien kauft oder Zoos und Zirkusse meidet – es fühlt sich gut an, aus alten Denkmustern auszubrechen und sich von der Ausbeutung von Tieren zu befreien.Ihr wollt mehr über den Tierschutz der letzten Jahre erfahren? Wir haben den Deutschen Tierschutzbund anlässlich zum Welttierschutztag interviewt.

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