Faszination Wolfhund – Ein Hauch von Wildnis für zuhause?

by Redaktion
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Faszination Wolfhund - Ein Hauch von Wildnis für zuhause

Wolfhund – Faszinierende Schönheit mit besonderen Herausforderungen

Ästhetisch, unabhängig, wild und ungezähmt: Den Wolf scheint eine mystische Aura zu umgeben – und auch Wolfhunde üben eine besondere Anziehungskraft auf uns Zweibeiner aus. Doch bei aller Faszination: Wolfhunde stellen auch besondere Anforderungen an ihre Halter:innen.

Da mussten wir erst in die Stadt fahren, um ins erste richtige Schneegestöber dieses Jahres zu geraten. Und am nächsten Tag gemeinsam mit meinem Bruder und den Hunden an den Rand von Wien, um auf der Sophienalpe Vierbeiner und Kinder sich im weißen Pulver so richtig austoben zu lassen. Das war zumindest die Wunschmutter des Gedankens. Dem kleinsten Zweibeiner war zu kalt, dem Vierbeiner aus Spanien auch. Also ab ins Auto mit beiden.

Luke, dem zotteligen Riesen meines Bruders, hat’s aber getaugt – er ist vergnügt durch den Tiefschnee gepflügt. Bis da zwei Wölfe am Horizont auftauchten. Nun ja, sie tauchten weniger am Horizont als vielmehr aus einem dicken SUV mit Wiener Kennzeichen auf – und waren demnach keine Wölfe, sondern Wolfhunde.

Die beiden hatten sofort meine volle Aufmerksamkeit, weil Wölfe auf mich schon immer eine Faszination ausübten, die ihresgleichen sucht. Das tun Wolfhunde, wie es aussieht, auf viele Menschen. Und halten daher auch Einzug in Häuser und Wohnungen, wo man ihren speziellen Bedürfnissen oft nicht gerecht werden kann. Sie sind eben doch zum Teil Wolf.

Was sind eigentlich Wolfhunde?

Was genau aber ist eigentlich ein Wolfhund? Einfach ausgedrückt, ist er das Ergebnis der Kreuzung zwischen einem Wolf und einem Haushund, wobei dafür meist Hunderassen wie der Deutsche Schäferhund, der Alaskan Malamute oder der Husky herangezogen werden.

Durch fortlaufende Zucht wird der Wolfsanteil der Nachkommen reduziert – je nach Elterntieren und Generation kann er starkvariieren (siehe Infobox). Erst ab der fünften Generation nach Einkreuzung eines Wolfes werden Wolfshybriden als Hunde eingestuft und können grundsätzlich als Haustiere gehalten werden.

Davor gelten sie als Wildtiere, die von Privatpersonen ohne Genehmigung nicht gehalten werden dürfen. Bedenkliche Trends lassen die Nachfrage nach Wolfshybriden jedoch ansteigen – in Amerika, wo Hunde legal mit Wölfen gekreuzt werden können, gibt es schätzungsweise 250.000 bis 500.000 Wölfe und Hybride in privater Hand. Viele davon sterben jung, viele weitere werden ausgesetzt oder eingeschläfert, da ihre Halter:innen mit ihnen überfordert sind.


Wolfhunde - wunderschöne Wesen mit besonderen Herausforderungen an die Menschen.
(c) Libero Api – canva

Wolfhunderassen

Von der FCI (Fédération CynologiqueInternationale) anerkannt sind der Tschechoslowakische Wolfhund, der seit den 1950ern gezüchtet wird, und der Saarlooswolfhund, dessen Zucht in den 1930ern ihren Anfang nahm. Die Einkreuzung von Wölfen liegt hier bereits viele Jahrzehnte und Generationen zurück. Weitere, nicht von der FCI anerkannte Wolfhunde sind etwa der Lupo Italiano, der Kunming Wolfshund oder der Hierran Wolfshund. Der Irische Wolfshund und der Barsoi (Russischer Wolfshund) hingegen sind nur dem Namen nach Wolfhunde. Auch der Tamaskan, den wir im Rasseporträt genauer vorstellen, hat als Abbildzüchtung keine direkten wölfischen Vorfahren.

Merkmale & Herausforderungen

Nicht alle Wolfhunde teilen dieselben Eigenschaften, doch es gibt ein paar Besonderheiten, die bei Wolfhunden häufig auftreten können. Am augenscheinlichsten ist ihre auffällige, wolfsähnliche Erscheinung. Dazu gehören aufrechte Ohren, eine buschige Rute, eine maskenhafte Gesichtsfärbung und ein dichtes, pelziges Fell.

Wolfhunde sind klug und willensstark und ordnen sich ungern unter, sondern sehen in ihrer Bezugsperson eine Art Partner. Für eine vertrauensvolle Beziehung ist daher viel Geduld, Zeit und Fingerspitzengefühl nötig. Außerdem ist den meisten Wolfhunden nebeneinem starken Jagdtrieb auch ein territoriales Verhalten und ein ausgeprägter Überlebensinstinkt gemein. In bestimmten Situationen können sie daher sehr selbstbestimmt agieren. Trotz ihrer Unabhängigkeit sind sie ihrem Menschen gegenüber sehr loyal, doch stellt die artgerechte Haltung dieser Tiere auch erfahrene Hundemenschen vor große Herausforderungen.

Wolfhunde brauchen nicht nur ausreichend Bewegung, sondern auch geistige Auslastung. Aufgrund ihres überaus soziale Wesens leiden Wolfhunde verstärkt unter Trennungsangst und benötigen den Familienverbund – eine Einzelhaltung ist nicht tiergerecht, schon gar nicht in einer Wohnung. Durch ihre naturgegebene Vorsicht brauchen sie außerdem ausreichend Rückzugsmöglichkeiten, und eine gewissenhafte Sozialisierung ist Pflicht, da sie auf Umweltreize, Fremdes und Fremde in der Regel skeptischer reagieren als Haushunde.

Wer mit einem Hauch Wildnis für zuhause liebäugelt, sollte bereit sein, sehr viel Zeit, Know-how und Mühe in Erziehung und Beschäftigung zu investieren. Für Anfänger:innen sind Wolfhunde absolut nicht geeignet, und auch erfahrene Hundehalter:innen sollten sich genau mit den Besonderheiten dieser wunderschönen Tiere auseinandersetzen, bevor sie sich  für einen Wolfhund als Begleiter entscheiden.

Infos

Bei Wolfshybriden ist eine Mischung aus Hunde- und Wolfsmerkmalen vorhanden. Da es möglich ist, dass ein Tier sehr wolfsähnlich aussieht, sich aber wie ein Hund verhält – und umgekehrt –, reichen Aussehen und Verhalten nicht aus, um die Abstammung eines Wolf-Hund- Hybriden zu identifizieren. Es gibt zwei Möglichkeiten, die auch kombiniert werden können, um den Wolfsanteil zu bestimmen: Prozentsatz: Der Wolfsanteil beider Elterntiere wird addiert und durch zwei geteilt. In erster Generation ergibt sich daher ein 50-%-Anteil bei Hund (0 %) + Wolf (100 %). Diese Methode ermöglicht eine Schätzung, wie wahrscheinlich Wolfsmerkmale vererbt werden. Filialgenerationen: Wolf-Hund- Hybriden der ersten Generation werden als F1- Wolfshybriden bezeichnet. Je höher die Zahl hinter dem F, desto weiter ist das Tier von seinem Wolfsvorfahren entfernt. Bei der F1-Generation handelt es sich um die direkten Nachkommen von Wolf und Hund, bei F2 ist ein Großelternteil der Welpen ein Wolf. Erst ab der fünften Generation (F5) werden Wolfshybriden als Hunde eingestuft.

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