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Zum Glück sind die meisten unserer gut erzogenen Fellnasen Menschen gegenüber sehr vorsichtig mit ihren Beißwerkzeugen. Denn tatsächlich können Hunde mit ihren kräftigen Kiefern eine beachtliche Beißkraft entwickeln. Welche Hunderassen im Durchschnitt am kräftigsten zubeißen können, erfahren Sie hier!
Eines gleich vorweg: Eine liebevolle, gewaltfreie Erziehung ist die Grundlage für ein harmonisches Miteinander und gegenseitigen Respekt zwischen Mensch und Vierbeiner. Das gilt freilich sowohl für die 10 Hunderassen mit der größten Beißkraft – als auch für den kleinsten Chihuahua. Denn körperliche Stärke ist nicht automatisch mit Aggression gleichzusetzen, und jeder Hund sollte von klein auf lernen, seine Beißerchen mit Vorsicht einzusetzen.
Denn nur weil ein Hunde fest zubeißen könnte, heißt das nicht, dass er das tun wird. Und umgekehrt darf es nicht bagatellisiert werden, wenn ein kleiner Hund zubeißt, nur weil keine Verletzungen entstehen. Herrchen und Frauchen sollten sich der individuellen Kräfte ihrer Lieblinge bewusst sein und diese artgerecht zu kanalisieren wissen.
Passend dazu das bekannte Zitat aus Spiderman: “Aus großer Kraft folgt große Verantwortung!” Dennoch entwickeln eher große Hunde mit einem beeindruckend starkem Gebiss und Kiefer eine beachtliche und rekordverdächtige Beißkraft bei Hunden.
Die Beißkraft wird in der sogenannten Maßeinheit PSI (pounds per square inch, zu Deutsch “Pfund pro Quadratzoll”) gemessen. Ein Pfund entspricht etwa 0,45 Kilogramm, ein Quadratzoll entspricht dabei etwa 6,45 Quadratzentimeter. Bei Tieren, speziell bei Hunden, beträgt die stärkste Beißkraft stolze 745 PSI. Im Vergleich dazu beträgt die Beißkraft eines Menschen nur etwa 120 -140 PSI.
Beißkraft in PSI
Als Maßeinheit zur Bestimmung der Beißkraft (engl. bite force) wird die Masse, die auf eine bestimmte Fläche einwirkt, verwendet. Bisskraft wird also nicht in Energie, sondern anhand von Druck gemessen. Die genaue Formel dafür lautet N/cm−2, also Newton pro Quadratzentimeter. Dabei entsprechen 10 N/cm−2 etwa dem Druck von 1 bar. Natürlich hängt die Bisskraft von anderen körperlichen Faktoren ab, doch mehr noch als Muskelkraft spielt die Körpermasse eine buchstäblich tragende Rolle. Grundsätzlich gilt: Je massiger das Tier, desto höher die Beißkraft.
Daher gehören Hunde nicht zu den bisskräftigsten Tieren auf unserem Planeten. Denn Nilpferde (Hippopotamus amphibius) können mit ihren riesigen Mäulern eine Beißkraft entwickeln, die sogar 1800 PSI überschreiten kann. Mississippi-Alligatoren (Alligator mississippiensis) überbieten dies jedoch leicht mit ca. 13.700 PSI. Das wahrscheinlich bisskräftigste lebende Tier ist jedoch der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) mit erstaunlichen 26.000 PSI.
Doch welche Hunderassen können dem Nilpferd zumindest ansatzweise Konkurrenz machen, und welcher Hund kann am festesten zubeißen? Entdecken Sie in unserem Vergleich verschiedener Hunderassen die Top 10-Liste mit der stärksten Beißkraft.
Platz 10: Malinois
Beißkraft: 200 PSI
Belgische Schäferhunde stammen ursprünglich aus Belgien und sind in der Regel äußerst aufmerksam und Fremden gegenüber misstrauisch. Daher geben sie ausgezeichnete Wachhunde ab. Diese Hunderasse verfügt über viel Energie und sollte entsprechend ausgelastet werden. Deswegen werden sie gerne von Polizei und Militär als Diensthunde eingesetzt, die sich in flüchtenden Verbrechern festbeißen müssen.
Platz 9: Chow-Chow
Beißkraft: 220 PSI
Chow-Chows stammen ursprünglich aus China, wo diese kräftigen Flauschbälle auch als “Löwenhunde” bezeichnet wurden. Sie gelten als eigensinnig und schwer erziehbar, sind dafür jedoch üblicherweise in ihrem Wesen ausgeglichene Ruhepole. Daher geben sie freundliche, ausgeglichene Familienhunde ab, sind als Arbeitstiere aber zu gemütlich und nur schwer für bestimmte Aufgaben zu motivieren.
Platz 8: Holländischer Schäferhund
Beißkraft: 225 PSI
Der Holländische Schäferhund blickt auf die gleichen Vorfahren wie der Belgische Schäferhund (u.a. der Malinois) zurück. Diese Hunderasse gilt als besonders athletisch und lernwillig und wird ebenfalls oft als Diensthunderasse bei Polizei, Militär und Zoll eingesetzt.
Platz 7: American Pitbull Terrier
Beißkraft: 235 PSI
Amerikanische Pitbulls sind Teil der traurigen Geschichte von Hundekämpfen in den USA. Viele falsche Mythen umgeben diese Hunderasse, z.B. dass ein American Pitbull Terrier aufgrund seiner speziellen Kieferform beim Beißen nicht mehr loslassen kann, also eine Art “Kiefersperre” und erzwungenes Verbeißen einsetzt.
Das stimmt jedoch nicht – er hat wie jeder andere Hund einen völlig normalen Kiefer. Tatsächlich sind “Pitties” bei normaler Erziehung sehr menschenfreundlich, empathisch und vorsichtig im Umgang mit Kindern und älteren Menschen. Deswegen werdne sie trotz ihres Stigmas heute sogar als Assistenzhunde und Therapiehunde eingesetzt.
Platz 6: Deutscher Schäferhund
Beißkraft: 240 PSI
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Deutsche Schäferhund in seiner Heimat Deutschland ursprünglich zum Hüten von Schafherden gezüchtet. Dennoch verfügen sie über einen starken Jagdtrieb. Das Gebiss des Deutschen Schäferhundes ist in erster Linie auf das Fangen, das Festhalten, das Zerreißen und das Zerkleinern der Beute spezialisiert. Inzwischen hat sich die Rasse jedoch zum sportlichen Allrounder und vielseitigen Arbeits- und Gebrauchshund entwickelt. Auch bei Polizei, Zoll und Militär setzt man diese Hunderasse gerne ein.
Platz 5: American Bulldog
Beißkraft: 300 PSI
Die American Bulldog entstand, wie der Name schon verrät, in den USA. Sie hat einen gedrungenen, muskulösen Körper und erreicht ein Gewicht von bis zu 58 Kilogramm. Ihr Temperament wird als loyal und freundlich, aber auch als durchsetzungsfähig beschrieben. Dank ihres breiten, kräftigen Kiefers kann sie eine beachtliche Beißkraft entwickeln. Am wohlsten fühlen sie sich als Familienhunde bei ihren Menschen.
Platz 4: Rottweiler
Beißkraft: 330 PSI
Ihren Namen verdankt diese Hunderasse der deutschen Ursprungsstadt Rottweil. Laut Rassestandard verfügt der Rottweiler über eine freundlich-pazifistische Grundstimmung und ein tapferes Temperament. Dennoch ist die Rasse sehr aufmerksam und legt ein ausgeprägtes Schutzverhalten an den Tag. Daher sind sie nicht nur als freundliche Familienhunde, sondern auch als Wach- und Schutzhunde bei Sicherheitsdiensten, Militär und Polizei im Einsatz.
Platz 3: English Mastiff
Beißkraft: 560 PSI
Der Englische Mastiff wurde ursprünglich in Großbritannien gezüchtet. Er gilt als ruhig und würdevoll, aber auch tapfer und beschützend. Diese Hunde geben ausgezeichnete Wächter von Haus und Hof ab, sind jedoch nicht bellfreudig. Rüden dieser Rasse erreichen ein stolzes Gewicht von bis zu 100 Kilogramm. Dementsprechend gut ausgeprägt sind ihre Beißwerkzeuge.
Platz 2: Dobermann
Beißkraft: 600 PSI
Diese deutsche Hunderasse ist nach ihrem Urvater, dem Hundezüchter Friedrich Louis Dobermann, benannt. Trotz oder gerade wegen seiner emotionalen Sensibilität ist der deutsche Dobermann ein Wachhund mit großer Entschlossenheit. Aber leider wird ihm immer wieder ungerechtfertigt ein aggressiver Charakter nachgesagt. Rüden erreichen ein Gewicht von etwa 40 bis 45 Kilogramm – damit gehören sie zu den Leichtgewichten unter den Hunderassen mit der größten Beißkraft.
Platz 1: Kangal-Hirtenhund
Beißkraft: 740 PSI
Der Kangal gehört zu den Herdenschutzhunden, welche in der Türkei zur Bewachung von Nutztieren eingesetzt werden. Während die traditionelle Kangalzucht in der Türkei kleinere Hunde hervorbringt, erreichen Rüden außerhalb der Türkei ein Stockmaß von bis zu 90 cm und ein Gewicht von rund 70 Kilogramm. Mit 740 PSI kann der Kangal sogar kräftiger zubeißen als ein Löwe, dessen Beißkraft bei 691 PSI liegt.
Hunderassen mit der größten Beißkraft brauchen liebevolle Erziehung
Na, schon von der Bisskraft unserer Fellnasen beeindruckt? Zu recht – denn mit großer Kraft kommt auch große Verantwortung einher. Besitzer von sehr kräftigen Hunden müssen besondere Sorgfalt und Liebe darauf verwenden, ihre Hunde richtig zu erziehen und zu sozialisieren. Dennoch hat jeder Hund eine liebevolle Erziehung zu einem angenehmen und freundlichen Lebewesen verdient – egal, wie groß oder klein. Denn auch, wenn Bisse von kleinen Hunden weniger schlimme medizinische Folgen haben, verletzen sie dennoch das Vertrauen zu unseren Fellnasen und tragen zu einem schlechteren Miteinander von Hund und Mensch bei.
Quellen für Beißkraftangaben (u.a.):
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