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Geniale Hundenasen & der ausgeprägte Geruchssinn beim Hund
Während wir Menschen die Welt hauptsächlich durch unsere Augen wahrnehmen, ist bei Hunden die Nase der absolute Superstar! Als „Nasentier“ – oder wissenschaftlich ausgedrückt: Makrosmatiker – setzt der Hund auf seinen unglaublich ausgeprägten Geruchssinn. Ob es darum geht, den perfekten Partner zu finden, einen Rivalen aufzuspüren oder eine Gefahr zu erschnüffeln – die Nase ist immer im Einsatz. Und sie macht ihren Job mit beeindruckender Präzision!
Wie funktioniert eine Hundenase?
Über die Hundenase wird nicht nur geatmet, sondern auch geschnuppert. Das ist wohl kein Geheimnis. Und jeder Hundebesitzer kennt es: Stößt Bello auf einen spannenden Geruch, heißt es: „Auf und der Nase nach!” Beim großen Schnuppern atmet er mit beeindruckender Schnelligkeit stoßweise ein und aus – und das bis zu 300-mal in der Minute. Duftpartikel nimmt er so über die Einatemluft mit den Nasenlöchern auf und zieht sie ins Naseninnere. Über die Schlitze an den Außenseiten seiner Nasenlöcher kann er gleichzeitig wieder ausatmen. Dabei entstehen winzige Luftwirbel, die nun immer schneller und immer mehr Duftmoleküle in die Nase befördern. So wird die Nasenschleimhaut im Inneren regelrecht mit Duftpartikeln beschossen. Diese Partikel werden von den Riechzellen aufgenommen und als Geruchsignale ans Gehirn zur Untersuchung weitergeleitet.
Das Riechhirn und die Supernase
Dass Bellos Geruchssinn so fein ist, liegt zum Teil an den vielen Riechzellen und daran, dass die Nasenschleimhaut, in der sie sitzen, groß, feucht und rau ist. Auf ihr bleiben Duftstoffe viel besser haften als beim Menschen. Das Jacobson-Organ am Gaumen erlaubt es dem Hund außerdem, Gerüche zu schmecken. Er kann Geruchsignale also mit verschiedenen Sinnen wahrnehmen. Die Informationen aus den Duftstoffen werden aber immer im Gehirn gewonnen. Das geschieht im sogenannten Riechhirn, dem der Vierbeiner einen beträchtlichen Teil seiner kleinen grauen Zellen widmet. Hier werden Geruchsignale untersucht und Merkmalen zugeordnet.
Weil die Riechorgane mit dem limbischen System verbunden sind, das für die Entstehung von Gefühlen, Hormonen und Trieb zuständig ist, ist er manchmal gleich schockverliebt. Dann heißt es für Herrchen und Frauchen: Schnell weitergehen!
👃Menschen- und Hundenasen: Was sind die Unterschiede?👃
Mit über 200 Millionen Riechzellen ausgestattet erschnüffeln Hundenasen im Schnitt 60- bis 1000-mal mehr als Menschennasen. Die besitzen allerdings auch nur etwa 5 Millionen davon. Das Mehr an Riechzellen braucht aber Platz: So wäre die Schleimhaut des Vierbeiners (in ausgebreiteter Form) zwischen 75 und 200 cm2 groß. Menschen kommen lediglich auf 3 bis 5 cm2. Kein Wunder also, dass Gerüche von uns eher grob wahrgenommen werden. Für die Duftanalyse sind letztlich auch Teile des Gehirns, das sogenannte Riechhirn, zuständig. Beim Hund macht es ganze 10% des Gehirns aus. Beim Menschen ist es gerade mal 1%.
Was erschnüffeln Hunde?
Was unsere Vierbeiner mit ihrer Nase alles feststellen und welche Informationen ihnen Gerüche liefern, ist für den Menschen kaum vorstellbar. Während wir Zweibeiner auf Licht und Schatten schauen, um die Tageszeit zu bestimmen, schnüffelt der Hund sich einfach schlau. Ihm verraten die Düfte des Alltags, ob der Morgen gerade erst begonnen hat oder der Nachmittag bereits in vollem Gange ist. Praktisch, oder? Doch das ist längst nicht alles: Hunde riechen sogar in „stereo“ – ja, richtig gelesen! Die Hundenase kann links und rechts unterscheiden, was ihnen ermöglicht, einer Geruchsspur präzise zu folgen und sogar die Richtung des Duftes zu bestimmen. Beeindruckend, wie sie so einem unsichtbaren Pfad nachgehen können!
Und äußere Störungen? Kein Problem für Spürnasen! Ob Wind, der Gerüche auseinanderzieht, oder eine Großstadt mit zahllosen Duftquellen – ein geübter Hund verliert die Spur nicht so schnell. Unter idealen Bedingungen kann er Gerüche aus der Luft sogar über eine Distanz von bis zu 10 Kilometern wahrnehmen! Natürlich spielen Faktoren wie Windstärke, Wetter und die Intensität des Geruchs eine Rolle. Doch eines ist sicher: Jede Duftquelle hat ihre eigene, unverwechselbare „Duftsignatur“, und genau diese hilft dem Hund, den gesuchten Geruch von allen anderen zu unterscheiden. Ein wahres Meisterwerk der Natur!
Spürnasen im Einsatz
Trainierte Spürhunde können eine solche Spur auch Tage später noch verfolgen, weshalb die Polizei in ihrer Arbeit nach abgängigen Personen gern auf die Unterstützung der Vierbeiner setzt. Eigens trainierte Wassersuchhunde können Verunglückte sogar bis 40 Meter Wassertiefe orten. Hautschuppen oder Körpergase über eine metertiefe Wasserschicht zu erschnüffeln, ist für die Fellnasen also kein Problem. Durch Materialitäten hindurch zu riechen, ist überhaupt eine ihrer Stärken. Hunde riechen bis zu 3 Meter in den Erdboden und bis zu 8 Meter unter die Schneedecke. Deshalb sind sie im Winter regelmäßig als Lawinenspürhunde auf der Suche nach Verschütteten. Auch Drogenspürhunden kommt das Riechen durch verschiedene Materialitäten auf der Suche nach versteckten Suchtmitteln zugute. Sie werden übrigens auf den Leitgeruch der wichtigsten Suchtmittel trainiert, ohne dabei mit den Substanzen selbst in Kontakt zu kommen. Auf diese Art können sie sie zwar auffinden, nicht aber selbst abhängig werden.
Kann der Hund unsere Stimmung erschnüffeln?
Unsere Fellnasen sind wahre Schnüffelmeister, wenn es um biochemische Geheimnisse geht! Ob wir glücklich, gestresst oder entspannt sind – unser Körper verrät es durch die Hormone, die er ausschüttet. Und genau diese können Hunde erschnüffeln. Kombiniert mit ihrem Blick für unsere Körpersprache und unser Verhalten haben sie oft einen besseren Durchblick über unsere Gefühlslage als wir selbst. Aber das ist noch nicht alles: Hunde können mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn sogar Krankheiten erschnüffeln! Diabetes-Warnhunde sind ein beeindruckendes Beispiel. Sie erkennen winzige Veränderungen im Atem oder Schweiß, die durch einen Zuckerabfall ausgelöst werden – und das oft noch bevor der Betroffene überhaupt etwas merkt. Faszinierend, oder? Unsere vierbeinigen Freunde sind eben nicht nur treue Begleiter, sondern manchmal auch echte Lebensretter!
Wissenswert: Studie belegt den guten Geruchssinn kurznasiger Rassen
Einem weit verbreiteten Gerücht zufolge wären langnasige Rassen den kurznasigen überlegen – zumindest was den Geruchssinn angeht. Das konnten US-amerikanische Wissenschaftler jedoch widerlegen. Sie unterzogen Möpse, Schäferhunde und Greyhounds einem eingehenden Geruchstest und stellten fest: Möpse waren ihren Kollegen im Aufspüren des Testobjekts immer eine (metaphorische) Nasenlänge voraus. Klein, aber oho – gilt wohl auch für Hundenasen.
📚Wie nutzen wir dieses Wissen? Durch Nasenspiele!
Nasenspiele, also die spielerische Suche nach Leckerlis, Gegenständen oder Personen, unterhält alle Vierbeiner. Es ist ein guter Weg, unseren Fellfreund geistig zu fordern und gleichzeitig artgerecht auszulasten. Da kann die Hundenase mal zeigen, was sie draufhat! Außerdem ist es etwas, das ohne Aufwand zuhause gemacht werden kann. Im Interview verrät die erfahrene Hundetrainerin Bettina Hauser, wie und womit wir unsere Hunde am besten zur Nasenarbeit bringen und wie wir diese Spiele sogar für uns selbst nutzen können. Ein echtes Win-Win also, bei dem der ausgeprägte Geruchssinn auch uns zugute kommt.