Übertragbare Krankheiten von Hund auf Mensch (und umgekehrt)

by StefanC
Hund und Besitzer liegen im Bett.

Wir haben in Sachen Ansteckungsgefahr nachgeforscht, wobei es sich um übertragbare Krankheiten von Hund zu Mensch bzw. von Mensch zu Hund handelt.

Wenn Zwei- und Vierbeiner ein gemeinsames Leben führen, kommen sie sich dabei oft recht nahe. Dass hier (neben Liebesbeweisen) auch Mikroorganismen und übertragbare Krankheiten ausgetauscht werden, scheint nicht weiter verwunderlich.

Bei diesen kann es sich aber mitunter um Krankheitserreger handeln. Womit können sich Hund und Mensch nun anstecken? Und wichtiger: Wie lässt es sich verhindern?

Zur Info: Infektionskrankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können, bezeichnet man als Zoonosen. Anstecken kann man sich mit ihnen einerseits direkt. So können beim Kontakt mit Infizierten deren krankheitserregende Mikroorganismen überwandern.

Andererseits kann eine Infektion auch indirekt stattfinden, durch sogenannte Vektoren. Das sind Krankheitsüberträger, die einen Wirt – einen Hund oder Menschen beispielsweise – befallen haben und sich von ihm aus auf andere ausbreiten. Typische Vektoren sind Zecken oder Mücken. Der Wirt, meist unser Vierbeiner, ist in diesem Fall nicht unmittelbar für eine Infektion verantwortlich, sorgt aber dennoch für die Übertragung.

Keime und Risikogruppen

Zoonosen-Erreger gibt es viele. Sie reichen von Viren und Bakterien über Pilze bis hin zu Parasiten. Einige von ihnen können ernstzunehmende Krankheiten auslösen. Bei vielen sind die Folgen jedoch eher unangenehm als bedenklich.

Dennoch gibt es Menschen, die besonders anfällig für eine Ansteckung sind. Zur Risikogruppe zählen Kinder, Schwangere und ältere Personen sowie alle, die ein schwaches Immunsystem besitzen. Bei ihnen sollte verstärkt vorgesorgt werden.

Eines sei jedoch gesagt: Im Allgemeinen stellen Mensch und Hund für einander keine gravierende gesundheitliche Gefahr dar. Infektionen sind möglich, aber nicht der Regelfall. Häufiger stecken sich Zwei- und Vierbeiner nämlich bei ihren Artgenossen an.

Besonders vom Menschen gehen wenige gesundheitliche Gefahren aus. „Die größte ist für den Hund sicherlich die Überfütterung“, sagt Tierärztin Eva Mlacnik mit einem Augenzwinkern.

Erkältung, Grippe und Influenza

Schnupfen und grippale Infekte haben immer wieder Hochsaison. Die befragten Experten sind sich hier aber einig: Ansteckungsgefahr besteht für den Hund keine!

Die echte Grippe gibt es aber auch beim Hund. Die Influenza-Viren H3N8 und H3N2, wie die Hundegrippe-Erreger fachsprachlich genannt werden, können zwar nicht auf den Menschen übertragen werden, Vorsicht ist aber dennoch geboten!

Denn: Menschen können – so Zellforscherin Judith Secklehner vom Imperial College London – die Viren von infizierten Hunden auf gesunde übertragen. Die Viren überleben nämlich bis zu einen Tag in der Kleidung.

Wer also Kontakt zu erkrankten Hunden hatte, sollte sorgfältig Hände waschen und seine Kleidung wechseln.

Was kreucht und fleucht

Gerade bei Hund-Mensch-Zoonosen denkt man wohl sehr schnell an Parasiten. Tatsächlich können gewisse Floh-, Milben-, Wurm- und Zecken-Arten mit jeweils größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit auf den Menschen übertragen werden. „Ein Parasitenbefall des Hundes durch den Menschen tritt bei normalen mitteleuropäischen Hygienestandards eigentlich nicht auf“, so Herbert Auer von der MedUni Wien. Für Vierbeiner gibt es hier also Entwarnung; Herrchen und Frauchen können aber zumindest vorsorgen!

Würmer

„Unter den parasitären Zoonosen spielt der Hundespulwurm die wohl größte Rolle“, sagt Herbert Auer von der MedUni Wien. Übertragen wird er (auf Mensch und andere Tiere) über den Hundekot. Nach einigen Wochen an der Luft bilden sich darin Larven aus, die über ungewaschene Walderdbeeren, schmutzige Hände und Ähnliches in den Mund und Körper gelangen können.

Bildet sich der Hundespulwurm aus, sind die häufigsten Symptome Schmerzen in der Magengrube und Gelbsucht. Ähnlich verhält es sich mit dem Fuchs- oder Hundebandwurm, die beide beim Hund vorkommen können. Bei diesen Wurm-Erkrankungen ist der Kot jedoch sofort infektiös und benötigt keine Reifezeit.

Übertragungen auf den Menschen kommen aber Auer zufolge weitaus seltener vor. Verhindert werden können Infektionen durch regelmäßiges Händewaschen und periodische Wurmkuren für unsere Vierbeiner.

Wichtig ist darüber hinaus das konsequente Wegräumen der Hundehaufen – auch beim Wald- oder Wiesenspaziergang! Tierärztin Eva Mlacnik fügt noch hinzu: „Beim Barfen sollte im Bestfall monatlich entwurmt werden!“

Milben und Flöhe

Cheyletiella- und Sarcoptes-Milben, auch als Pelz- und Grabmilben bekannt, stellen unter ihnen die prominentesten Überläufer dar. Sie leben – wie der Hundefloh – auf der Haut oder im Fell von Hunden und können sich durch den Kontakt mit Frauchen und Herrchen auf diese übertragen.

Beim Menschen verursachen sie weiche Hautschuppen und Einstiche, die sich in Form von kleinen roten Punkten zeigen. Meist treten die Symptome an den Körperstellen auf, wo Hund und Halter sich beim Kuscheln berühren. Tierärztin Eva Mlacnik beruhigt aber: „Grundsätzlich sind Übertragungen auf den Menschen nicht die Regel. Vorsorgen lässt sich jedoch ganz einfach: Durch die regelmäßige Gabe von Parasitenprophylaxen!“

Kurios: Auch Karies ist ansteckend!

Unglaublich, aber wahr: Karies-Erreger können übertragen werden. Besonders dann, wenn ausrangierte Zahnbürsten für den Vierbeiner reaktiviert werden. Matthias Eberspächer-Schweda von der Vetmed Wien rät daher: „Eine eigene und vor allem ungebrauchte Zahnbürste für Bello verwenden! Das spart Geld und vor allem Schmerzen.

Zecken

Zecken – unter ihnen besonders der Gemeine Holzbock – befallen Mensch und Hund gleichermaßen. Hat sich eine Zecke festgesaugt, stellt sie keine Gefahr für eine Übertragung dar. Ist dies noch nicht geschehen, könnte sie vom einen auf den anderen übertragen werden. „Der Regelfall ist es jedoch nicht, denn meist holen wir uns Zecken in der Natur“, gibt Mlacnik an.

Für den Hund sind Zecken ohnehin kaum gefährlich: Das FSME-Virus zeigt bei ihnen keine Symptome. Einen wichtigen Hinweis hat Tierärztin Eva Mlacnik für die Zecken-Entfernung beim Hund: „Niemals mit den Händen herausdrehen, sondern immer eine Zeckenzange verwenden! Nur so kann sich der Mensch vor einer Borrelien-Infektion schützen!

„Die größte Gefahr, die für Hunde vom Menschen ausgeht, ist die Überfütterung.“

Hund liegt vor einem gefüllten Napf am Boden und holt sich Futter aus dem Napf.
Hund liegt vor einem gefüllten Napf am Boden und holt sich Futter aus dem Napf. /Foto: Ayla Verschuerem(unsplash)

Tollwut

Die wohl bekannteste Zoonose ist die Tollwut. Sie ist eine virale Infektion, die durch den Speichel infi zierter Lebe- wesen übertragen wird. Meist gelangt das Virus durch einen Biss unter die Haut. Auch der Kontakt von Speichel mit Schleimhäuten kann für eine Ansteckung sorgen. Hier kann durch eine Impfung vorgebeugt werden!

Pilze

Pilzbedingte Zoonosen sind in unseren Breiten äußerst selten. Zwei Arten, die vom Hund auf die Besitzer übertragen werden können, sind Trichophyton und Mikrosporum canis.

Erstere tritt meist bei Jagdhunden (im Gesichtsbereich) auf und löst rote, runde Hautveränderungen aus. Hier sollte bei Kindern und immungeschwächten Personen aufgepasst werden: Bei ihnen können sich während des Heilungsprozesses Narben bilden. Ansonsten sind die Pilzinfektionen jedoch nicht wei- ter gefährlich und lassen sich einfach behandeln.

„Unter den parasitären Zoonosen spielt der Hundespulwurm die wohl größte Rolle.“

Eine Bulldogge schaut traurig in die Kamera, sie ist aber nicht von Herzwürmern befallen.
Müdigkeit, leichter Husten und Kurzatmigkeit und verringerte Leistungsfähigkeit - die Symptome von Herzwürmern treten schleichend auf und sind so leicht auf Hitze oder Lebensalter zu schieben. / Symbolfoto: pixabay.

Salmonellen und Listerien

Bakterien wie Salmonellen und Listerien entstehen meist in tierischen Lebensmitteln und lösen unangenehme Magen-Darm-Verstimmungen aus. Sie können bei Ausbrüchen auch zwischen Hund und Halter übertragen werden. Hier heißt es im Falle einer Infektion: Abstand halten, Hände waschen und keine
Küsse austauschen!

Tierärztin Eva Mlacnik weist jedoch darauf hin, dass Hunde für eine Übertragung weniger gefährlicher sind als Katzen. Beim Putzen verteilen sie die Bakterien mit der Zunge nämlich am ge- samten Fell. Der Kontakt mit dem Hund ist hier also von geringerem Risiko.

Ansteckungsprävention

  • Regelmäßiges Händewaschen
  • Regelmäßige Entwurmungskuren
  • Regelmäßige Gabe von Parasitenprophylaxen
  • Zeckenentfernungen nur mit Zange
  • Konsequentes Wegräumen von Hundehaufen
  • In Verdachtsfällen gleich zum Arzt

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Weitere hilfreiche Tipps gibt’s in den Artikeln „Superfood für Hunde: Was bringen grüne Smoothies, Samen und Beeren?“ und „Zeckenzange & Gegenmittel: Was tun gegen Zecken beim Hund?“

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