Farben und Bewegung: Was können Hunde sehen?

by Redaktion
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Ein Hund mit großen Augen schaut in die Kamera, gelbe Striche neben den Augen betonen diese und scheinen zu fragen, welche Farben können Hunde sehen?

Die Welt durch Hundeaugen

Die Welt mal durch ihre Augen sehen zu können, das wäre für uns in so vieler Hinsicht spannend: Welche Farben sehen Hunde? Haben Hunde Farbpräferenzen? Wie scharf sehen sie? Was sehen sie besonders gut? Das und vieles mehr klären wir in diesem Artikel – u.a. auch durch die Hilfe von Tierarzt Gerhard Fasching von der Tierklinik am Grünbachplatz in Wels.

Sehen Hunde nur schwarz-weiß?

Nein, Hunde sehen nicht nur schwarz-weiß. Diese falsche Annahme stammt noch aus früheren Zeiten. Denn Hunde verfügen nur über zwei Arten von Zapfen (also von Farbrezeptoren) in ihren Augen, während Menschen drei haben. Daraus schloss man früher, dass Hunde eine rein monochrome Sicht haben, also die Welt in Grauschattierungen wahrnehmen. Dabei sehen Hunde durchaus auch Farben – aber eben nicht alle. 

Ein Hund liegt mit mehreren Spielzeugen auf dem Boden. Ein Hund liegt mit mehreren Spielzeugen auf dem Boden, das Bild ist an die Farbsicht von Hunden angepasst.

Die Sicht durch ein Hundeauge zeigt eine ganz andere Welt. / Foto: David Baileys.

Welche Farben sehen Hunde?

Das sichtbare Farbspektrum von Hunden ist begrenzter als das des Menschen: Blau und Gelb können Hunde gut unterscheiden. Rot und Grün sehen für Hunde eher wie verschiedene Schattierungen von Grau oder Braun aus. Das ist vergleichbar mit der Rot-Grün-Sehschwäche beim Menschen.

Tierarzt Fasching erklärt, dass dieser Effekt auf „das fehlende Differenzieren zwischen Farben mit langen und mittleren Wellenlängen zurückgeht. Wir Menschen sehen diese als gelb-grün, gelb, orange und rot. Beispielsweise ist einem Blindenführhund daher nicht möglich, nur anhand der Farben die Signale einer Verkehrsampel richtig zu interpretieren. Er zieht dazu vermutlich andere Parameter wie Position oder unterschiedliche Helligkeit der Signale heran“. Allerdings können Hunde „unterschiedliche Grautöne wesentlich besser differenzieren als der Mensch“.

Ein Hund steht nachts auf der Straße.
Dank "Nachtsicht" können Hunde auch nach der Dämmerung gut sehen. / Bild: KIMJ.

Können Hunde nachts sehen?

Ja, Hunde haben (ähnlich wie Katzen und andere Tiere) auch die Fähigkeit, nachts gut zu sehen. Denn die Augen unserer Fellnasen sind in erster Linie wesentlich lichtempfindlicher als die des Menschen. „Hunde sehen bei Tag und bei Nacht eigentlich gleich gut“, so Tierarzt Fasching. Wahrscheinlich ist jedem schon einmal ein Paar leuchtender Augen in der Dunkelheit aufgefallen, wenn man bei Nacht mit dem Auto unterwegs ist. Dafür ist ein Lichtreflex verantwortlich, der von einer bestimmten Schicht der Netzhaut stammt, lateinisch Tapetum lucidum genannt. „Dieses Tapetum wirkt wie ein Reflektor und verbessert das Sehen in der Dunkelheit deutlich. Es ist bei Hund und Katze gut ausgebildet, aber wir Menschen haben kein Tapetum in unserer Netzhaut“. Es ermöglicht sogar eine „doppelte Ausnutzung des einfallenden Lichtes bei Dunkelheit, allerdings mit dem Nachteil eines Verlustes an Sehschärfe“.

Wie scharf sehen Hunde?

Hunde nehmen eine nicht punktgenaue, sondern etwas verzerrte Abbildung der Umwelt wahr. Dies geschieht aufgrund einer Hornhautverkrümmung, die jedoch „selten eine Fehlsichtigkeit von mehr als einer Dioptrie“ bewirkt und die Sehkraft somit kaum beeinflusst. „Die Linse des Hundes hat eine Brechkraft von 41,5 Dioptrien im Vergleich zur Linse des Menschen mit 19 Dioptrien und der Katze mit mehr als 50 Dioptrien. Die Fähigkeit zur Akkomodation (Scharfstellen) der Linse ist beim Hund mit nur 2-4 Dioptrien schlecht. Daraus ergibt sich, dass der Hund Objekte, die sich näher als 30-50 Zentimeter befinden, bereits aufgrund der refraktären Gegebenheiten des Auges nicht scharf sehen kann“, so Fasching.

Ein Schäferhund steht auf einem Feld und sieht nach vorne.
Als Raubtier hat der Hund ein großes Sichtfeld von etwa 250 Grad. / Bild: KIMJ.

Wie groß ist das Sichtfeld von Hunden?

Als jagende Raubtiere verfügen Hunde über ein sehr großes Sichtfeld. „Das Gesichtsfeld eines durchschnittlichen Hundes ist mit 250 Grad im Vergleich zur Katze (200 Grad) und dem Menschen (180 Grad) sehr groß. Es ermöglicht dem Hund, den Horizont nach beweglichen Objekten zu scannen. Man geht davon aus, dass Hunde dadurch wesentlich sensibler auf Bewegung in ihrem Umfeld reagieren als der Mensch. Ein Hund überblickt somit mit nur einem Auge einen Bereich von 150 Grad. Die binokulare Überlappung dagegen – das ist der Bereich des Sehfeldes, der von beiden Augen eingesehen wird – ist beim Hund mit 30 bis 60 Grad deutlich geringer als die des Menschen“, erklärt der Tierarzt.

Ein Hund rennt über eine Wiese.
Hunde sind besonders gut darin, Bewegungen zu sehen. / Foto: Skyler Ewing.

Was sehen Hunde besonders gut?

Tatsächlich können Hunde Bewegung besonders gut sehen – viel besser als wir Menschen. Zwar sieht das menschliche Auge „bei heller Beleuchtung auf Grund der zapfenreichen Fovea – das ist der Bereich der Netzhaut des schärfsten Sehens – ein deutlich besseres Bewegungssehen als Hund und Katze. In der Dämmerung sind Hunde mit ihrem sehr großen peripheren Gesichtsfeld allerdings deutlich überlegen. Das bedeutet, dass sie sehr auf Bewegung sensibilisiert sind“. Objekte, die sich bewegen, nehmen sie dann also viel schneller wahr. „Die Augen eines Hundes sind so aufgebaut, dass er den Horizont in weiter Entfernung auf bewegliche Objekte absuchen kann“, erklärt Fasching. „Stationäre Objekte werden eher ignoriert. Sobald sich etwas im Gesichtsfeld bewegt, wird es bemerkt und möglicherweise im Reflex verfolgt“.

Zusammenfassend ist, verglichen mit dem menschlichen Sehen, das Sehvermögen des Hundes „in Bezug auf Tiefenschärfe, Farbsehen, Akkomodation und Sehschärfe deutlich reduziert. Qualitäten wie das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen, das Wahrnehmen von Bewegung, die Ausdehnung des Sehfeldes und das Differenzieren von Grautönen sind wesentlich besser ausgeprägt“, erklärt der Tierarzt.

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