Im Hintergund ist ein Yoga Studio voller Frauen zu sehen, im Vorderrgund vier hundewelpen - zusammen ergibt dies Puppy Yoga.

Seit einiger Zeit hat sich Puppy Yoga auch hierzulande als neuester Wellness-Trend etabliert. Einige sehen diese neue Sportart als eine perfekte Möglichkeit, Yoga mit der Freude an niedlichen Welpen zu kombinieren. Doch Tierschutzexperten äußern ernsthafte Bedenken – zu Recht.

Puppy Yoga ist seit kurzem in aller Munde. Doch worum handelt es sich dabei? Kurz gesagt ist es ein neues Wellness-Konzept, das traditionelle Yoga-Praktiken mit der Anwesenheit von Welpen verbindet. Ursprünglich im englischsprachigen Raum entstanden, hat es schnell an Popularität gewonnen. Die Idee ist einfach: Während der Yoga-Stunden tummeln sich Welpen frei zwischen den Teilnehmenden, was zu einer einzigartigen Erfahrung führt. Viele berichten von einem besonderen Gefühl der Leichtigkeit und des Glücks, wenn sie von Welpen umgeben sind. Darüber hinaus wird argumentiert, dass diese Interaktion auch für die Welpen vorteilhaft sein kann, indem sie frühzeitig soziale Erfahrungen mit einer Vielzahl von Menschen sammeln.

Auch die österreichische Influencerin Anna Strigl, bekannt für ihre 2,3 Millionen Follower auf TikTok, hat kürzlich auf ihren Social-Media-Kanälen für dieses Erlebnis geworben. Sie verkündete enthusiastisch: „Glaubt mir, mit Puppies ist alles besser“, und zeigte sich beim neuen Trendsport. Allerdings hat sie ihre Aussage später revidiert und sich für ihre Unwissenheit entschuldigt. In einem nachgereichten Aufklärungsvideo sprach sie öffentlich über die „Schattenseiten“ des Business. Und damit ist sie nicht alleine.

Tierschutz warnt vor hohem Stressniveau

Denn Tierschutzexperten äußerten sehr schnell ernsthafte Bedenken bezüglich Puppy Yogas. Sie betonen die Empfindlichkeit und Stressanfälligkeit von Welpen in diesem jungen Alter. Die ungewohnte und oft überstimulierende Umgebung eines Yoga-Studios kann für die Welpen überfordernd sein. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich langfristiger negativer Auswirkungen auf ihr Verhalten und Wohlbefinden. Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien, verstärkt diese Bedenken mit ihrer kritischen Sicht auf Puppy Yoga. „Wir beobachten mit großer Sorge, wie hier schutzbedürftige Tiere für ein ‚besonderes Erlebnis‘ missbraucht werden. Für die teilnehmenden Menschen mag die Zeit wie ‚Wellness mit Welpen‘ wirken. Die Tiere sind jedoch überfordert mit der Situation.“ 

Persy betont, dass Welpen in ihren ersten Lebenswochen eine besonders sensible Phase durchlaufen, die eine behutsame Pflege und strukturierte Umgebungsänderungen erfordert. Darüber hinaus äußert Persy Bedenken hinsichtlich der potenziellen Kommerzialisierung dieser Praxis. Sie kritisiert die Möglichkeit, dass Puppy Yoga weniger auf das Wohlergehen der Tiere als vielmehr auf eine attraktive Marketingstrategie ausgerichtet sein könnte.

Angsterfahrung oder Sozialisierung?

Die Anbieter von Puppy Yoga verteidigen jedoch ihr Konzept. Sie argumentieren, dass die Welpen von erfahrenen Züchtern stammen und die Interaktion mit Menschen Teil ihrer Sozialisierung ist. Ferner betonen sie, dass die Yoga-Sessions in einer kontrollierten und sicheren Umgebung stattfinden, in der das Wohl der Tiere stets im Vordergrund steht. Sie behaupten, dass die Welpen positive Erfahrungen sammeln und die Interaktion mit den Teilnehmern ihnen bei der Entwicklung hilft. Doch Persey hakt auch hier ein: „Ein solches Ganztagsprogramm hat nichts mit hundegerechter Sozialisierung zu tun, wie es von Veranstaltenden kommuniziert wird. Ganz im Gegenteil entsteht dadurch die Gefahr geistiger Überforderung für die kleinen Vierbeiner.“

Sie kritisierte weiterhin, dass das anwesende Personal nicht für den Umgang mit Hundewelpen geschult sei. Daher habe schlimmstenfalls niemand vor Ort ein geübtes Auge darin, hündischen Stress rechtzeitig zu erkennen und ausreichend Ruhephasen zu gewährleisten.  „Gerade im Yoga, wo es viel um Achtsamkeit und ein Leben im Einklang mit sich und der Natur geht, ist diese Art der Nutzung von Lebewesen nicht nachvollziehbar. Aus ethischen Gründen und mit einem empathischen Blick auf unsere Mitgeschöpfe kann ich daher nur an alle [Yoga Praktizierenden] appellieren: Der einzige Hund im Yogastudio sollte der ‚Herabschauende Hund‘ bleiben, den Sie selbst auf Ihrer Yoga-Matte praktizieren.“

Sehr empfehlenswert ist jedoch Doga – Yoga mit dem eigenen (erwachsenen) Hund. Erfahren Sie hier mehr!

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