Im Wohnzimmer ist das Sofa der Anziehungspunkt schlechthin – nicht nur für uns Zweibeiner. Aber darf ein Hund auf die Couch bzw. sollte er das überhaupt dürfen?
Der Hund auf der Couch! Meistens so lang und breit, dass man daneben keinen Platz mehr hat. Läuft der Zweibeiner dadurch vielleicht Gefahr, das Ruder in Sachen Erziehung abzugeben?
Die Theorie mit der Alleinherrschaft vom Sofa aus scheint definitiv überholt, ob Bello sich in die Couchkissen knotzt, „darf jeder Hundehalter für sich entscheiden“, meint Natascha Fahrnberger, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin in Waidhofen an der Ybbs. „Es gibt keine allgemein gültigen Regeln. Jeder Mensch ist individuell, lebt anders und hat somit auch andere Anforderungen an seinen Hund. Wichtig ist nur, dass das Zusammenleben zwischen Halter und Hund harmoniert und sich beide wohlfühlen.”
Gleiche Regeln für alle
Wobei es sinnvoll sei, „wenn alle Personen im Haushalt dieselben Regeln für den Vierbeiner haben. Das macht es sowohl dem Hund als auch den Menschen einfacher“, so die Trainerin. Was dazu sicher interessant zu wissen ist: „Der Hund lernt in seiner Sozialisierungsphase – von der etwa vierten bis zur zwölften Woche – alles, was für sein späteres Leben als normal gilt. Sollte man also generell nicht wollen, dass der Hund auf die Couch geht, wäre es ratsam, das von Anfang an so zu handhaben. Wenn er in seinen ersten Lebenswochen hinauf darf und man entscheidet sich später um, ist es schwerer, das wieder ab zu trainieren, da er es ja als normal kennen gelernt hat. Und was man auch im Hinterkopf behalten sollte – Aktionen, mit denen unsere Vierbeiner Erfolg haben, werden sie gerne wiederholen. Das heißt, wenn er einmal als Ausnahme doch hoch darf und es ihm gefällt, ist es sehr wahrscheinlich, dass er immer wieder mal versuchen wird, auf das Sofa zu kommen. Wenn er generell auf die Couch darf, sollte man sich bewusst sein, dass er das wahrscheinlich auch als normal empfinden wird, wenn man bei jemandem zu Besuch ist“.
Bitte nicht stören
Wird die Couch mit Bello geteilt, sollte man vor allem einen ganz besonders wichtigen Punkt bedenken, rät die Trainerin: „Der Hund sollte trotzdem seinen eigenen Platz haben, an dem er ungestört schlafen kann. Denn Hunde benötigen mindestens 18 Stunden Schlaf am Tag. Wenn nun viele Personen im Haushalt leben, die sich alle auf dem Sofa tummeln, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Vierbeiner dort sein Schlafpensum eher nicht erreichen wird. Dann ist es wichtig, dass er sich auf sein Platzerl zurückziehen kann und dort auch seine Ruhe hat.“
Und wie sieht es mit dem vieldiskutierten Thema Dominanz aus?
Übernimmt Bello das Ruder, sobald er auf das Sofa darf? Wohl eher nicht, weil das gemeinsame Kuscheln auf der Couch einer guten Hund-Mensch-Beziehung – und die sollte schließlich auch in der Erziehung im Vordergrund stehen – sicherlich keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil. Das bestätigt auch Natascha Fahrnberger: „Für mich geht es darum, dass das Zusammenleben zwischen Hund und Halter gut funktioniert, sich beide respektieren und beide Spaß und Freude haben. Es geht um die Beziehung. Denn wenn diese innig und vertraut ist, wird auch alles andere besser funktionieren. Wenn ich bei einem Menschen bin, den ich gern habe und dem ich vertrauen kann, werde ich auch gerne dazu bereit sein, Regeln ein zu halten. Und darauf kommt es an. Mir persönlich ist es nicht wichtig, für meinen Hund Chef zu sein. Ich sehe meinen Hund als Freund, als Partner, als Vertrauten. Und dadurch stellt sich für mich die Dominanz-Frage erst gar nicht“.
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