„Zusammen für Tierheime“ – Motto zum Welttierschutztag

by StefanC
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Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich für ein artgerechtes Leben für alle Tiere ein. Und zum Welttierschutztag hat er sich ein ganz besonderes Motto ausgesucht: „Zusammen für Tierheime“. Weil die Corona-Situation nicht nur unser, sondern auch das Leben von Tierheimtieren stark verändert hat.

Tierschutzvereine weltweit setzen sich für die Rechte von Tieren aller Art ein. Und alleine in den letzten Jahren ist so einiges passiert. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds spricht im Interview über den Tierschutz der letzten Jahre, seine Wünsche für die Zukunft, schöne und grausame Momente –  und über seinen Pudelmischling Bärli.“33338″ img_size=“full“ add_caption=“yes“]

Was waren in den letzten Jahren die Veränderungen im Tierschutz? Was war die größte Errungenschaft für den Tierschutz? Und was ist im letzten Jahr alles passiert?

Wir haben gekämpft, auf allen Ebenen. Doch ob es nun um grausame Tierversuche  geht, skrupellosen Onlinehandel mit Hundewelpen oder Exoten, das Töten männlicher Küken in der Eierindustrie oder die betäubungslose Ferkelkastration – durch das Nichthandeln und Aufschieben der Regierung ist Deutschland in Fragen des Tierschutzes mittlerweile eher ein Entwicklungsland als Vorreiter, verletzt teilweise seit Jahren sowohl deutsches als auch EU-Recht. Ein Beispiel aus der Landwirtschaft, das uns in diesem Jahr besonders bewegte: Bundesministerin Klöckner plante, die derzeit übliche, schon lange tierschutzwidrige Sauenhaltung im Kastenstand für weitere 17 Jahre mit einer Verordnung zu legitimieren. Dass wir das verhindern konnten, dass der Weg in die Gruppenhaltung von Sauen zumindest im Deckbereich geebnet ist, war 2020 ein großer Erfolg für uns.

Welches Ereignis hat Sie persönlich in Ihrer Laufbahn am meisten schockiert bzw. geprägt?

Mit meinem Amtsvorgänger, Wolfgang Apel, wurden wir in der Nähe von Bremen auf einen Milchhof gerufen – Nachbarn meinten, da sei etwas nicht in Ordnung. Der Moment, als wir in den Stall schauten, ging unter die Haut: Knöchelhoch standen die Tiere im Dreck, man sah schon skelettierte Tiere. Der Landwirt war schon älter, überfordert. Seine pflegebedürftige Mutter lag in einem Strohbett. Unfassbar. Oder als wir eine Doggenzucht auflösen mussten. Die Deckhündinnen saßen in einfachen Holzverschlägen, kaum Licht. Auch das frisst sich in die Erinnerung,

Was war Ihr persönlich schönster Tierschutzmoment?

Eigentlich jeder Besuch vor Ort, in einem Tierheim. Die Menschen zu erleben, die mit Herzblut für das Tier da sind. Oder die ältere Dame, die jeden Morgen um 4 Uhr aufs Fahrrad steigt, um die Futterstellen für Katzen zu betreuen. Diese Menschen, die geben Kraft. Das zu erleben, das sind die schönen Momente. Na ja, und natürlich Besuch im Tierheim Regen-Zwiesel, als mir mein Bärli über den Weg lief. Liebe auf das erste Beschnuppern!

Welche Wünsche haben Sie an die Politik?

Ich wünsche mir Mut, endlich das große Ganze anzugehen – weil es bitter nötig ist und weil auch die Gesellschaft die akuten Missstände im Tierschutz nicht mehr mittragen will. Tiere haben einen Wert, keinen Preis. Die Debatte um das, was für die Tiere besser werden muss, dreht sich viel zu sehr um Preis und Markt, besonders in der landwirtschaftlichen Tierhaltung oder in der Forschung mit dem Tierleid in den Versuchen. Fundierte Standards für Haltungsbedingungen fehlen bei allen Tierarten. Außerdem muss der Tierhandel im Internet verboten werden. Die Tiere, die hier unüberlegt gekauft werden, landen über kurz oder lang meist in unseren Tierheimen. Für die Tierheime wünsche ich mir, dass die Kommunen ihre Verantwortung in Sachen Tierschutz wahrnehmen und unsere Vereine mit dieser Aufgabe nicht länger alleine lassen.

Was ist im Moment aktuell bei Ihnen und was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Die Corona-Krise hat viele Tierheime in eine bedrohliche finanzielle Situation gebracht, viele standen ja schon vorher nicht gut da. Nun reißt Corona große Löcher in die Haushalte. Deshalb lautet unser Motto zum Welttierschutztag auch „Zusammen für Tierheime“. Die Tierheime helfen jederzeit, wo sie können und sind für jedes Tier in Not da. Jetzt brauchen sie umso mehr unsere Hilfe. Das ist eine der vielen Baustellen, um die es gerade geht. Ein ganz persönliches Ziel von mir ist vielleicht, dass ich arbeitslos werde, weil mein Job überflüssig ist. Aber das werde ich nicht mehr erleben. Das haben die letzten Jahre deutlich gezeigt.

Was würden Sie rückblickend heute anders machen?

Schwer zu sagen. Das würde ja bedeuten, dass ich anders mehr erreicht hätte. Wer weiß das schon? Eines aber weiß ich: Zu Amtsbeginn hatte ich mit der jetzigen Ministerin Klöckner zu viel Geduld. Begonnen hat es hoffnungsvoll, das war schnell verflogen. Im Rückblick bleibt, Frau Klöckner hat für den Tierschutz bisher nichts nachhaltig bewegt. Da muss ich meine Menschenkenntnis wohl mal überprüfen.

Haben Sie für den Tierschutztag etwas Besonderes geplant und feiern ihn oder ist es für Sie ein ganz „normaler“ Tag?

Schröder: Der Welttierschutztag bietet jedes Jahr einen wichtigen Anlass, um über das Leid, das Menschen Tieren antun, zu informieren und aufzuklären. Und um gleichzeitig für ein Umdenken und mehr Respekt unseren Mitgeschöpfen gegenüber zu werben und Forderungen – auch in Richtung der Politik – zu formulieren. Auch wenn der Tag dieses Jahr auf einen Sonntag fällt – einen Tag ohne Tierschutz gibt es für mich nicht. Wahrscheinlich werde ich ihn aber hauptsächlich mit meinem schwarz-braunen Pudelmischling Bärli verbringen – und Interviews geben, denn an dem Tag ist die mediale Aufmerksamkeit immer groß.

Was kann jeder einzelne tun, um den Tierschutz nicht nur am Welttierschutztag zu unterstützen?

Gerade in Corona-Zeiten: Die Tierheime sind jetzt auf Spenden tierlieber Menschen angewiesen. Jeder, der etwas erübrigen kann – auch Sachspenden! – hilft dem praktischen Tierschutz und den Tieren.
Oder ganz direktes Engagement, sei es als Gassigeher oder Katzenstreichler, bei der Versorgung der Tiere, Reinigungsarbeiten oder der Büro- oder Öffentlichkeitsarbeit: im Tierschutzverein vor Ort wird meist jede regelmäßig helfende Hand gebraucht. Auch handwerklich geschickte Personen sind oft Gold wert. Am besten man erkundigt sich, wo Not am Mann oder an der Frau ist!
Aber auch schon mit kleinen Handlungen kann man übrigens Tierschutz in den Alltag integrieren: Jede Umstellung hin zu einer vegetarischen oder veganen Lebensweise bedeutet ein Mehr an Tierschutz. Dabei zählt jeder kleine Schritt, jede einzelne Mahlzeit, jedes neue Kleidungsstück, das ohne Tierleid auskommt. Auch wenn man bei tierischen Produkten auf das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ und die gängigen Bio-Siegel achtet und häufiger pflanzliche Produkte in den Speiseplan einbaut, leistet man bereits einen wichtigen Beitrag!

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